Dienstag 12 Juli 2016, 16:59

Erste Runde der Stadionbesuche zur Kontrolle der Arbeitsbedingungen abgeschlossen

Die erste Phase eines maßgeschneiderten Systems zur Kontrolle der Arbeitsbedingungen für Beschäftigte bei Bau und Renovierung der Stadien für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ wurde erfolgreich abgeschlossen. Die erste Runde von Bewertungsbesuchen durch die FIFA und das Lokale Organisationskomitee (LOK) Russland 2018 fand vom 28. April bis 23. Juni statt und umfasste zehn WM-Stadien, die aktuell gebaut oder renoviert werden. Ziel der Besuche war eine umfassende Auswertung der Arbeitsbedingungen, um festzustellen ob die Auflagen russischer Gesetze und internationaler Konventionen für ordnungsgemäße Arbeitsbedingungen und Arbeitssicherheit erfüllt werden.

"Das Kontrollsystem für ordnungsgemäße Arbeitsbedingungen während der Vorbereitung und der Durchführung von Großveranstaltungen ist ein bislang einmaliger und innovativer Vorgang für Russland", erklärt Milana Verkhunova, die innerhalb des LOK für Nachhaltigkeit zuständig ist. "Anhand unserer Kontrollmethodik bewerten wir, wie gut Bauunternehmen Beschäftigungs- und Arbeitsgesetze einhalten, auf Arbeitsbedingungen, Gesundheit am Arbeitsplatz und Arbeitssicherheit achten und Menschenrechte wahren. Die Bewertungsbesuche beschränken sich nicht auf Überprüfung von Unterlagen und Baustelle oder Gespräche mit den Beschäftigen sondern zielen auch darauf ab, den Zuständigen bei den Bauunternehmen Empfehlungen für Gesundheit am Arbeitsplatz und Arbeitssicherheit zu liefern. Deshalb hoffen und erwarten wir auch, dass das Kontrollsystem helfen wird, für die gesamte Baubranche in Russland höhere Standards zu setzen."

In der ersten Kontrollphase besuchten von der FIFA und dem LOK als unabhängige Experten ausgewählte Fachleute des Klinsky-Instituts für Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen jeweils zwei Tage lang alle zehn WM-Stadien, die aktuell gebaut oder renoviert werden. Die Experten verwendeten über 500 Indikatoren, anhand derer sie die Arbeitsbedingungen für die rund 9.000 Beschäftigten auf den Baustellen der 80 Bauunternehmen auswerteten.

Als Spezialisten überprüften sie Arbeitssicherheit und Dokumentation der Arbeitsbedingungen durch die Generalunternehmer und sämtliche Subunternehmer, begutachteten die Baustelleninfrastruktur und führten Gespräche mit den Baustellenbetreibern hinsichtlich Arbeitsbedingungen, Bezahlung, Boni, Rechten und Freiheiten. Zusätzlich wurden Nachforschungen mit Blick auf Gesundheits- und Sicherheitszwischenfälle, Arbeitskampfmaßnahmen, Streiks und verspätete Lohnzahlungen durchgeführt. Sämtliche Bauunternehmen wurden zudem aufgefordert, sich vor den Bewertungsbesuchen selbst zu beurteilen, um regelmäßige Prüfungen zu vereinfachen.

Auf Grundlage der Auswertung konnten die Experten schließlich Bereiche feststellen, in denen Verbesserungen besonders notwendig sind, etwa auf dem Gebiet der Schutzausrüstung, der Einhaltung gesetzlicher Auflagen aus Arbeitsverträgen, der Arbeitsdisziplin, der Arbeitszeit sowie der arbeitsfreien Zeit. Zugleich zeigten die Besuche aber auch, dass viele Bauunternehmen interne Gesundheits- und Sicherheitskontrollen sowie Schulungs- und Kommunikationssysteme eingerichtet haben und den Beschäftigen Unterkünfte und Mahlzeiten bieten.

"In dieser ersten Phase ermöglichte uns das Kontrollsystem, sowohl die bewährten Praktiken als auch die Problembereiche mit Blick auf ordnungsgemäße Arbeitsbedingungen an allen in Bau oder Renovierung befindlichen WM-Stadien festzustellen. Das führte zu sofortigen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit, zur Schulung des Personals von Bauunternehmen und zum Erfahrungsaustausch in diesem Bereich", so Andrey Moskvichev, Generaldirektor des Klinsky-Instituts für Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen.

Zu jedem Besuch fertigten die Experten einen kurzen internen Bericht an, in dem die wichtigsten Befunde und Empfehlungen zur Beseitigung und Verhinderung von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken sowie für ordnungsgemäße Arbeitsbedingungen aufgeführt sind. Diese Empfehlungen sollen als Grundlage für die Entwicklung neuer oder abgewandelter Maßnahmenkataloge von Bauunternehmen fungieren. Mit zweistündigen Seminaren für über 170 leitende Angestellte und mit dem Stadionbau befassten Unternehmensspezialisten sollen Management-Fertigkeiten auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit gestärkt werden.

"Die FIFA will ihren Menschenrechtsansatz weiterentwickeln", betont Federico Addiechi, FIFA-Direktor für Nachhaltigkeit . "Deshalb sind wir sehr stolz darauf, die erste Phase unseres eigenen unabhängigen Kontrollsystems für Arbeitsbedingungen abgeschlossen zu haben. Es markiert nicht nur einen wichtigen Schritt in unserer Nachhaltigkeitsstrategie für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ sondern verdeutlicht auch unsere Entschlossenheit, unsere Verantwortung für Menschenrechtsfragen ernst zu nehmen."

Das Kontrollsystem ist das Ergebnis von Bemühungen, die im September 2015 ihren Anfang genommen hatten. Damals führten LOK und FIFA eine Umfrage durch, in deren Rahmen die mit Bau und Renovierung der Stadien für Russland 2018 betrauten Unternehmen selbst Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit bewerten sollten. Im nächsten Schritt folgte eine Begehung des Sankt-Petersburg-Stadions mit Vertretern der Bau- und Holzarbeiter Internationale sowie der russischen Bauarbeitergewerkschaft im Februar 2016. Im März gab es dann ein Seminar zu ordnungsgemäßen Arbeits-, Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen während des Baus der Stadien für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™, an dem auch die Internationale Arbeitsorganisation und Sozialpartner teilnahmen.