Montag 27 April 2020, 13:23

Fayolle – Freestyle vom Feinsten

  • Gautier Fayolle, internationale Größe des Freestyle-Fussballs

  • Künstlerische Umsetzung im Rahmen der Show "Messi 10"

  • Tipps für erste Versuche im Freestyle

Für Gautier Fayolle hat alles im Internet begonnen. Videos von Freestylern faszinierten ihn, und der leidenschaftliche Fussballfan begann, sich für diese Sportart zu begeistern. "Ich habe als Autodidakt begonnen und bei mir zu Hause stundenlang mit dem Ball trainiert – nur ich und der Ball", erklärt der Franzose im Gespräch mit FIFA.com.

"Am Anfang stand mehr harte Arbeit als Talent, auf jeden Fall stand die Motivation im Vordergrund. Ich hatte wirklich Spaß an der Sache, und als ich anfing, war ich nicht etwa automatisch der Beste. Aber mit viel Geduld und Leidenschaft habe ich mich Schritt für Schritt verbessert", so der Fan von Paris Saint-Germain, der sich früher viel von Ronaldinho und der für ihn charakteristischen "Kombination aus Technik und Unterhaltung" inspirieren ließ.

Diese Mischung hat sich auch für ihn als ideal erwiesen, denn er gehört mittlerweile im Freestyle zur absoluten Weltspitze und hat in der Kategorie "Show" sage und schreibe sieben Weltmeistertitel in Folge errungen. Der YouTube-Kanal seines Footstyle-Kollektivs hat fast 800.000 Abonnenten und bringt es auf zig Millionen Aufrufe.

Letztes Jahr hat Fayolle ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen. Er gehört beim Cirque du Soleil zu den Hauptdarstellern der Show "Messi 10", in der das Leben des argentinischen Ballartisten skizziert wird. "Ich habe meine Wettkampfkarriere ruhen lassen, um mir diesen Traum zu erfüllen. Das kam wirklich unerwartet. Eine Show über eine Legende wie Lionel Messi – wer hätte das gedacht? Er war bei der Premiere anwesend, und ich hatte Gelegenheit, mit ihm gemeinsam über den Roten Teppich zu gehen. Es war ein sehr bewegender Moment, als es am Ende der Vorstellung Standing Ovations gab."

"Nach meiner sportlichen Karriere, in der es vor allem um technische Anforderungen ging, habe ich jetzt wirklich Spaß an den hohen künstlerischen Anforderungen von darstellender Kunst und Zirkus. Ich hoffe, dass es noch möglichst lange weitergeht."

Zum großen Bedauern des kanadischen Unternehmens und seiner Artisten musste die Tournee, die während der Copa América in Buenos Aires zu Ende gehen sollte, aufgrund der Covid-19-Pandemie unterbrochen werden. Fayolle, der zuvor jeden Abend vor 3000 Zuschauern aufgetreten war, ist plötzlich in die eigenen vier Wände verbannt. Sportlich ist die Situation für ihn vielleicht weniger frustrierend wie für einen klassischen Fussballer.

"Ja, das stimmt, Freestyle ist im Moment eine sehr praktische Sportart! [lacht] Viele nehmen an Toilettenpapier-Challenges teil, die um die ganze Welt gehen. Für diese Sportart braucht man nur einen Ball und eine ebene Bodenfläche. Im Augenblick trainiere ich auf meiner Terrasse, die gerade einmal zwei mal zwei Meter groß ist. Das reicht für das Training aus."

Wir wollten wissen, welche Tipps er denjenigen geben kann, die sich einmal im Freestyle versuchen wollen, während sie auf die Wiederöffnung der Sportplätze warten. "Es gibt viele Anleitungen im Netz, die sehr nützlich sind, aber ich würde sagen, dass man vor allem Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen braucht. Ich weiß, dass viele Anfänger nach einigen Versuchen zu schnell aufgeben und sich sagen, dass es zu schwer ist und man Talent dafür haben muss. Aber es ist vor allem harte Arbeit, und jeder kann mit genügend Training einige Moves erlernen."

Die weltumspannende Karriere von Gautier Fayolle, die ihn mit den größten Stars des Weltfussballs zusammengebracht hat, ist der schlagende Beweis dafür.

Gautier Fayolle unter der Lupe

Sie haben schon einige Fussballstars kennengelernt. Welche Begegnungen haben Sie besonders geprägt? "Zweimal habe ich bei Events die **Spieler von Barça** getroffen.* *Auch die Begegnung mit Zinédine Zidane war prägend für mich. Ich war acht Jahre alt, als Frankreich die WM 98 gewann, und er war in meiner Jugend mein Idol. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich dann noch Gelegenheit, Kylian Mbappé zu treffen, als seine Wachsfigur im Musée Grévin in Paris eingeweiht wurde. Das war an dem Tag, an dem Frankreichs Gruppe bei der WM 2018 bekanntgegeben wurde."

Die besten Freestyler unter den Fussballprofis? "Das sind nicht unbedingt die Spieler, die einem als erstes einfallen, aber zwei Spieler von Bayern München haben mich besonders beeindruckt, nämlich **Franck Ribéry** und **Robert Lewandowski**. Und dann wäre da natürlich noch Neymar, der ganz offensichtlich ein besonderes Interesse für Freestyle hat und wirklich für diese Kultur steht. Für mich ist er mit Blick auf seine unterhaltsame Spielweise so etwas wie der spirituelle Erbe von Ronaldinho.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie Fussball spielen? "Wenn ein Freestyler die Fussballschuhe schnürt, hat er viel Spaß an Dingen, die ein Fussballer gar nicht kann. Damit kann man die Leute natürlich verblüffen! Aber ich mache eigentlich gar nicht gern eine Show daraus. Das ist nicht meine Art. Ich gebe den Ball lieber ab und spiele mannschaftsdienlich [lacht]. Natürlich sind meine technischen Fähigkeiten hilfreich, wenn es darum geht, den Ball zu kontrollieren, zu passen oder das Spiel zu verlagern. Wenn du den Ball praktisch mit jedem Teil deines Körpers kontrollieren kannst, können ungewöhnliche Spielsituationen entstehen!"