Donnerstag 02 Juli 2020, 13:00

Zentralafrikanische Republik von Spitzenteams des Kontinents unbeeindruckt 

  • Die Zentralafrikanische Republik hat noch nie an einer Afrika- oder Weltmeisterschaft teilgenommen

  • Nationaltrainer Francois Zahoui peilt Debüt beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal an

  • Sein Team geht ohne Minderwertigkeitskomplex in die bevorstehenden Qualifikationsspiele



Die Zentralafrikanische Republik gehört traditionell zu den schwächsten Teams des Kontinents und war noch nie bei einer Endrunde der Afrikameisterschaft oder gar der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ dabei. Doch in den vergangenen zehn Jahren hat sich das Team langsam aber sicher verbessert und durchaus einige respektable Resultate geholt. So gelang in der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2012 ein 2:0-Sieg gegen Algerien und in der Qualifikation für das Folgeturnier ein 3:2-Sieg gegen Ägypten, und das sogar auswärts in Kairo.

Der Fussballverband des Landes ernannte kürzlich den Ivorer Francois Zahoui zum neuen Trainer der Nationalmannschaft. Zahoui hatte 2012 mit der Elfenbeinküste das Finale der Afrikameisterschaft erreicht, das gegen Sambia mit Trainer Hervé Renard verloren ging. Nun hoffen die Fans, dass Zahoui das Team zur erstmaligen Teilnahme am CAF Afrikanischen Nationen-Pokal führen kann und dafür sorgt, dass seine Schützlinge in der WM-Qualifikation gegen die großen Teams nicht zu verzagt sind.

In einem Exklusivinterview mit FIFA.com sprach Zahoui über die Ziele für sein Team. Er erläuterte: "Als ich das Team der Zentralafrikanischen Republik übernahm, war das Ziel klar: Wir wollten uns erstmals für die Afrikameisterschaft qualifizieren. Allerdings landeten wir in einer Gruppe mit Marokko. Nicht zuletzt auch durch COVID-19 scheint dieses Ziel nur sehr schwer zu erreichen. Unser nächstes Spiel ist gegen Marokko, dessen Spieler schon wieder offizielle Wettbewerbe bestreiten. Unsere Jungs hingegen haben schon sehr lange keine Pflichtspiele mehr bestritten. Das dürfte unsere Chancen in den verbleibenden Qualifikationsspielen schmälern."

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Nigeria als haushoher Favorit

In der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Katar 2022™ landete die Zentralafrikanische Republik in einer kniffligen Gruppe mit Nigeria, Kap Verde und Liberia. "Wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass Nigeria hoher Favorit ist. Das Team hat schon mehrfach an Weltmeisterschaften teilgenommen, auch an der jüngsten, und verfügt daher über die nötige Erfahrung."

Kap Verde bezeichnet der Trainer als "eines der starken Teams Afrikas. Es wird nicht leicht für uns, sie in den Qualifikationsspielen zu besiegen, denn auch sie haben mehr Erfahrung. Was Liberia angeht, sehe ich uns mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau. Aber all das ist natürlich nur die Theorie. Auf dem Platz kann das alles ganz anders aussehen. Wir werden jedenfalls alles in die Waagschale werfen, um gute Resultate zu holen, wobei uns unser Niveau im Vergleich mit den anderen Teams bewusst ist."

Erfahrung sammeln

Bescheidene Teams wie die Zentralafrikanische Republik gehen nicht selten mit dem festen Vorsatz in die WM-Qualifikation, die etablierten Teams herauszufordern und wollen keine Minderwertigkeitskomplexe zeigen. Und warum auch nicht, wenn man ja bereits in der Vergangenheit Siege gegen Ägypten und Algerien feiern konnte?

"Die Teilnahme an der WM-Qualifikation bringt uns auf jeden Fall viel wertvolle Erfahrung", so Zahoui. "Unser Team ist klein und das ganze Land sieht sich zahlreichen Problemen in allen möglichen Bereichen gegenüber. Dennoch ist der Wille vorhanden, das Team weiter zu entwickeln. Das ist sehr gut. Alle geben ihr Bestes, um das Team voranzubringen."

Trotz der breiten Kluft zwischen der Zentralafrikanischen Republik und Schwergewichten wie Nigeria will der Trainer nichts von vornherein ausschließen: "Wir werden in den Qualifikationsspielen ganz sicher keinen Mangel an Entschlossenheit oder Ambitionen zeigen. Rein theoretisch dürfte es extrem schwer werden, doch man weiß eben nie, was auf dem Platz passiert. Wir werden jedenfalls mit allergrößter Entschlossenheit spielen, um gute Ergebnisse zu holen. Gleichzeitig wollen wir uns verbessern und dem Niveau der Top-Teams des Kontinents annähern."

"Im ersten Jahr meiner Amtszeit wollen wir in erster Linie Erfahrung sammeln und uns durch die Teilnahme an den WM-Qualifikationsspielen verbessern. Dann werden wir versuchen, uns erstmals für die Afrikameisterschaft zu qualifizieren. Dass wir in der WM-Qualifikation gegen starke Gegner spielen, wird uns letztlich sicher zugute kommen."

Zahoui nennt seine Favoriten

Zum Abschluss fragten wir Zahoui, der mit zehn Jahren als Trainer in Afrikas internationalem Fussball zu den Experten zählt, nach seinen Favoriten bei der FIFA Fussball-WM Katar 2022™. "Die Favoriten sind diejenigen Teams, die bereits bei früheren Turnierauflagen dabei waren und die nötige Erfahrung haben, wie Nigeria, Senegal, Ägypten, Tunesien, Marokko und auch Kamerun, trotz der jüngsten Probleme dort.Auch die Elfenbeinküste hat ein starkes Team, das sicher verbissen um einen Platz kämpfen wird. Dann sind da noch die Teams, die die letzte Auflage verpasst haben, beispielsweise Algerien, das ich ebenfalls als starken Konkurrenten um einen Platz sehe."

"Und natürlich muss man auch die Teams im Auge behalten, die immer mal wieder mit starken Resultaten glänzen, wie Mali (einer meiner Geheimfavoriten) und auch Südafrika. Für die Zentralafrikanische Republik wird es jedenfalls sehr, sehr schwer", so der Coach zum Abschluss.