Montag 02 Juli 2018, 18:43

Willian startet in der Stadt der Raketen durch

  • ​Willian leitet die Führung gegen Mexiko durch Neymar ein

  • Die "kleine Rakete" startet durch

  • Live-Blog Belgien vs. Japan

Von Giancarlo Giampietro, Teamreporter Brasilien


Willian kam nach einem wunderschönen Hackenpass von Neymar im linken Mittelfeld an den Ball. Und dann trat "O Foguetinho" (die kleine Rakete), wie Tite den offensiven Mittelfeldspieler des FC Chelsea gern nennt, in Aktion.

Der mexikanische Verteidiger Hugo Ayala hatte kaum Zeit, zu reagieren. Willian schaltete direkt einen Gang rauf und ließ den Abwehrspieler stehen. Blitzschnell zog er in den Strafraum und spielte den Ball dann flach in die Mitte, wo Neymar den Spielzug gekonnt abschloss. Dieser schnelle Antritt mit dem Ball erklärt den Spitznamen, der Willian vom Trainer verpasst wurde.

Da ist es natürlich mehr als passend, dass es ausgerechnet in Samara zu dieser Szene kam, der Stadt, die eine fundamentale Rolle im historischen russischen Raumfahrtprogramm spielt. In dieser WM-Stadt wurde nämlich die berühmte Rakete Wostok 1 hergestellt, mit der Juri Gagarin 1961 ins All flog.

"Ich freue mich über den netten Spitznamen, den ich da bekommen habe. Das ist meine Art zu spielen", erklärt der Spieler mit der Rückennummer 19 im Gespräch mit der FIFA. Er zählte zu den herausragenden Akteuren beim 2:0-Sieg gegen Mexiko.

Der Sturmlauf gefolgt von der Vorlage für Neymar ist für den Star des FC Chelsea dennoch etwas Besonderes und eine Belohnung für seine Anstrengungen. Er zählte in der letzten Premier-League-Saison zu den herausragenden Akteuren, suchte bei der WM allerdings noch nach einer Möglichkeit, sein Talent unter Beweis zu stellen.

Andererseits war der Trainerstab in taktischer Hinsicht bereits zuvor mehr als zufrieden mit seiner Arbeit, insbesondere wenn man berücksichtigt, wie anstrengend die Aufgabe ist, die ihm auf dem Spielfeld zukommt.

In der zweiten Halbzeit gab es dann auch noch eine Umstellung. Willian rückte auf eine zentralere Position hinter der zweiten mexikanischen Linie, und dieser Wechsel sollte sich als goldrichtig erweisen. Generell hat er die Aufgabe, über die rechte Flanke anzugreifen, aber auch mit demselben Einsatz wieder zurückzulaufen, um den Außenverteidiger Fagner in der Defensive zu unterstützen.

Bei der Pressekonferenz in Samara wurde er für seine Rolle von Tite erneut gelobt. Der Trainer bekräftigte damit noch einmal einen Aspekt, der oftmals in Vergessenheit gerät: Im Fussball sind häufig auch sekundäre Aktionen entscheidend, die von den Kameras gar nicht eingefangen werden.

"Ich wusste, dass es irgendwann passieren würde. Ich habe mich von Spiel zu Spiel gesteigert. Wenn man bequem wird, laufen einem andere den Rang ab", so der Spieler, der gegen Costa Rica ausgewechselt wurde und dann sah, dass der für ihn eingewechselte Douglas Costa seine Sache ausgesprochen gut machte.

Das Stellungsspiel, die Laufwege und die Schnelligkeit des offensiven Mittelfeldspielers sind wirklich beeindruckend. Das gilt umso mehr, wenn man die hohen Temperaturen berücksichtigt, die in Samara herrschten. "Was für eine Hitze, oder?", stöhnt er. "Das Spiel ohne Ball ist sehr wichtig. Wir machen das gemeinsam sehr gut, ohne die Defensive außer Acht zu lassen. Dadurch wird alles einfacher, weil wir wissen, welche Qualität wir an vorderster Front haben. Wir haben Spieler, die eine Partie mit einem Spielzug entscheiden können."

Die Mexikaner haben das am eigenen Leib erfahren. Der brasilianische Angriff stellt für jede Defensivabteilung eine große Herausforderung dar. Als ob Neymar, der nach einem Tor und einer Vorlage zum "Budweiser Man of the Match" gekürt wurde, und Philippe Coutinho noch nicht ausreichen würden, hat das "Raumfahrtprogramm" der Brasilianer nun auch noch eine Rakete namens Willian ins All dieses Turniers katapultiert. Wir dürfen gespannt sein, ob sie auch im Viertelfinale wieder abgefeuert wird.