Montag 06 März 2017, 08:34

Williams: "Die Gegner bringen uns mehr Respekt entgegen als früher"

Die UEFA EURO 2016 wird den Anhängern von Wales noch lange im Gedächtnis bleiben. Angeführt von ihrem begeisternden Kapitän Ashley Williams und mit einem brillanten Gareth Bale straften die Dragons alle Prognosen Lügen und stürmten bei ihrer ersten Teilnahme an der Kontinentalmeisterschaft gleich bis ins Halbfinale. Erst hier mussten sie sich dem späteren Titelträger Portugal geschlagen geben.

Ein unvergesslicher Moment auf dem Weg der Waliser war der sehenswerte Kopfballtreffer des walisischen Kapitäns zum Ausgleich im Viertelfinale gegen den damaligen Weltranglistendritten Belgien. Am Ende feierten die Waliser in Villeneuve-d'Ascq bei Lille einen historischen 3:1-Sieg. Williams' Einsatz war wegen einer Schulterverletzung bis zuletzt fraglich gewesen. Entsprechend enthusiastisch fiel sein Jubel aus. Verfolgt von seinen Teamkameraden rannte er überglücklich zur Seitenlinie und umarmte dort Trainer Chris Coleman, die Ersatzspieler und den gesamten Stab.

Die Szene zeigte beispielhaft den enormen Zusammenhalt des gesamten Teams und war somit ein eindeutiges Bekenntnis zu dem Motto Goarau Chwarae Cyd Chwarae (Gemeinsam stärker), das auf der Brust des walisischen Nationaltrikots prangt. Goarau Chwarae Cyd Chwarae (Gemeinsam stärker).

"Wir waren mitten auf der großen Bühne und es war sehr schön, dass alle sehen konnten, wie großartig unser Teamgeist ist. Man konnte sehen, dass wir ganz normale Jungs sind, die genau das machten, was alle nach einem Viertelfinalsieg bei einem großen Turnier machen würden", so Williams gegenüber FIFA.com. "Wir haben den Moment genossen und versucht, alles nicht zu verbissen zu sehen. Wir haben uns nicht selbst unter Druck gesetzt. Es gibt einen Film darüber, so dass man sich auch später noch darüber freuen kann. In dem Film werden all die Erinnerungen und all die kleinen Details gezeigt, die die Leute so noch nicht gesehen haben. Es gibt beispielsweise Szenen aus dem Mannschaftsquartier und auch von der Freizeitgestaltung."

Der Dokumentarfilm mit dem Titel Don’t Take Me Home zeichnet die Erfolge der Waliser bei der UEFA EURO 2016 nach. Er lief am 3. März an. Bei der Premiere waren neben Trainer Chris Coleman auch Aaron Ramsey vom FC Arsenal sowie Williams und weitere Schlüsselspieler der Mannschaft dabei, die die Fans von Llandudno bis Cardiff und die vielen Tausend mitgereisten Anhänger in Frankreich träumen ließen.

"Diesen Sommer mit all seinen Erlebnissen werden wir nie vergessen. Es war ein fantastisches Gefühl, nach Hause zu kommen, wo wir erleben konnten, wie viel unser Erfolg den walisischen Fans bedeutete", so Williams.

WM-Träume 2018, im Jahr der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Russland, liegt die bislang einzige WM-Teilnahme der Waliser volle 60 Jahre zurück. Wie bei der UEFA EURO 2016 hinterließen sie auch damals einen mehr als respektablen Eindruck. Mit Kapitän John Charles, der in Diensten von Juventus Turin stand, stießen die Waliser 1958 in Schweden bis ins Viertelfinale vor, das sie durch ein Gegentor von Pelé nur knapp gegen Brasilien verloren.

Nach der Halbfinalteilnahme bei der Europameisterschaft sind die Erwartungen an Wales nun deutlich gewachsen, die Wartezeit auf eine neuerliche WM-Teilnahme zu beenden.

"Die Erwartung, dass wir uns qualifizieren, ist jetzt höher. Das kann man auch an der jeweiligen Aufstellung unserer Gegner ablesen", so Williams. "Wir stehen jetzt vor anderen Herausforderungen. Wir müssen unsere Spielweise etwas anpassen, denn die Gegner sehen uns jetzt eher als Favoriten, den es zu schlagen gilt. Die Gegner bringen uns mehr Respekt entgegen als früher. Das waren wir bisher nicht gewöhnt. Darauf müssen wir uns als Mannschaft erst einmal einstellen."

Chris Colemans Schützlinge liegen in der europäischen Qualifikationsgruppe D derzeit mit sechs Punkten hinter Tabellenführer Republik Irland (10) und Serbien (8). Die Waliser sind zwar noch ungeschlagen, kamen aber in den letzten drei Spielen jeweils nicht über ein Unentschieden hinaus. Somit liegen sie derzeit weder auf dem direkten Qualifikationsplatz noch auf dem Playoff-Platz. Doch eine Entscheidung über die Teilnahme in Russland ist damit noch keineswegs gefallen. "Für uns ist die WM-Qualifikation bisher nicht unbedingt toll verlaufen. Aber noch haben wir Chancen und so lange das so ist, werden wir weiter Druck machen, um im letzten Teil noch mit Form und Konstanz zu überzeugen."

Keltisches Derby steht bevor Am 24. März treten die Waliser die kurze Reise über die Irische See an und treffen in Dublin auf den aktuellen Tabellenführer, die Republik Irland. Mit einem Sieg gegen die Schützlinge von Martin O’Neill wäre an der Spitze von Gruppe D wieder alles offen. Bei einer Niederlage hingegen hätte Wales bei noch fünf zu absolvierenden Spielen bereits sieben Punkte Rückstand.

Für Kapitän Williams ist die vorentscheidende Partie ganz besonders pikant, da der gegnerische Kapitän niemand anders ist als Verteidiger Seamus Coleman, sein Mannschaftskamerad beim FC Everton.

"Das wird ein tolles Spiel. Partien gegen die Iren sind immer toll, sie haben einen Derby-Charakter", so Williams, der vor der Saison 2016/17 in den Goodison Park kam. "Da Seamus der andere Kapitän ist, haben wir natürlich in der Kabine schon öfter über dieses Spiel gesprochen und uns ein bisschen aufgezogen. Das wird im direkten Vorfeld der Partie bestimmt noch etwas intensiver werden."