Dienstag 17 März 2020, 13:52

Wie sich die Türkei dramatisch erstmals für die WM qualifizierte

  • Die erste WM-Qualifikation der Türkei erfolgte unter kuriosen Umständen

  • Das Entscheidungsspiel endete mit einem Remis

  • Ein 14-Jähriger wurde zum Zünglein an der Waage

2002 sorgte die Türkei bei der FIFA Fussball-WM für großes Aufsehen, als man ins Halbfinale vordrang, dem späteren Weltmeister Brasilien knapp (0:1) unterlag und sich am Ende einen sensationellen dritten Rang sicherte.

Die erste und zuvor einzige WM-Qualifikation der Türken fast 50 Jahre zuvor verlief ähnlich spektakulär.

Die Qualifikation zur FIFA Fussball-WM 1954 in der Schweiz war noch nicht so umfassend wie es heute üblich ist. In Europa zum Beispiel gab es zehn Qualifikationsgruppen (weltweit waren es gerade einmal 13!), die allerdings nur zwei bis vier Mannschaften umfassten.

Die Türkei fand sich in Gruppe 6 wieder, die allerdings nur aus den Türken und den favorisierten Spaniern bestand – der Modus sah, wie auch heute, ein Hin- und ein Rückspiel vor. Das Hinspiel am 6. Januar 1954 in Madrid entschieden die Spanier relativ problemlos mit 4:1 für sich.

Am 14. März stand das Rückspiel in Istanbul an, doch die türkische Mannschaft hatte an ihrem Defensiverhalten gearbeitet und konnte dafür sorgen, dass den Spaniern kein Treffer gelang und erzielte selber einen Treffer zum 1:0-Erfolg.

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Da es damals noch keine Auswärtstorregel gab, sahen die FIFA-Regularien ein Entscheidungsspiel vor, das nur drei Tage später in Rom im Olimpico ausgetragen wurde. Man berichtet von 60.000 Zuschauern, die ein dramatisches Spiel mit einem pikanten Höhepunkt sahen.

Die frühe spanische Führung von José Luis Arteche (18.) glich die Türkei durch Burhan Sargin (32.) aus, der schon in Istanbul das so wichtige Siegtor erzielt hatte. Nach gut einer Stunde gingen die Türken durch Suat Marma sogar in Führung, doch diesmal schlugen die Iberer mit einem Treffer von Adrián Escudero (79.) zurück. Sowohl in der regulären Spielzeit als auch in der bereits damals existierenden Verlängerung wollten keine weiteren Treffer mehr fallen.

Zu diesem Zeitpunkt war das Elfmeterschießen, das erst 1970 vom IFAB eingeführt wurde, noch nicht Bestandteil des Regelwerks. Stattdessen wurde nun per Los entschieden, wer zur WM in die Schweiz fahren darf. Als "Losfee" wurde der 14-jährige Luigi Franco Gemma auserkoren, der Sohn eines Stadionmitarbeiters.

"Wir haben uns in der Umkleidekabine eingeschlossen und waren am Boden zerstört, wussten, dass wir nichts mehr tun konnten, dass alles so schief gegangen war, dass der Junge unmöglich unser Los ziehen würde," sagte Escudero, der Spanien immerhin noch den Ausgleich besorgt hatte. "Und natürlich zog er die Türkei. Die Enttäuschung war gigantisch. Wir haben uns hilflos gefühlt. Es war dramatisch."

Und so reiste die Türkei erstmals zu einer FIFA Fussball-WM.

So schnitt die Türkei bei der WM 1954 ab

Gruppe 2

  • Türkei – Korea Republik 7:0

  • Bundesrepublik Deutschland – Türkei 4:1

  • Bundesrepublik Deutschland – Türkei 7:2

Nach den damaligen Regularien spielte die Türkei zwei Mal gegen die Bundesrepublik, aber gar nicht gegen Gruppensieger Ungarn. Die Türken schieden in einer Gruppe aus, in der sich auch die beiden Mannschaften befanden, die später das Finale bestreiten sollten.