Montag 10 September 2018, 11:29

Vier Erkenntnisse zu Deutschlands Neustart

  • Deutschland spielt nun vorsichtiger

  • Konter sind aber nach wie vor ein Problem

  • Ein klarer Stürmer ist ebenfalls noch nicht gefunden

Gespannt wurde darauf gewartet, wie sich die deutsche Nationalmannschaft nach dem frühen Ausscheiden bei der FIFA Fussball-WM Russland 2018 präsentieren würde. Die ersten zwei Partien gegen Frankreich (UEFA Nations League, 0:0) und Peru (Testspiel, 2:1) haben einige Erkenntnisse gebracht.

1. Neue Grundformation

Im Gegensatz zur WM, als Deutschland noch im 4-2-3-1 agierte, spielte man sowohl gegen Frankreich als auch gegen Peru im 4-1-4-1. Die sich daraus ergebenden Unterschiede sind allerdings minimal – interessanter ist, mit welchem Personal die Formationen bestückt werden und auf welchen Linien verteidigt wird.

Gegen den neuen Weltmeister lief die DFB-Elf mit vier nominellen Innenverteidigern auf, verzichtete fast gänzlich auf Angriffspressing und legte den Fokus vor allem auf die Sicherung des eigenen Tores.

Beim 2:1-Erfolg gegen Peru verteidigte man zunächst auf einer ähnlichen Linie wie gegen Frankreich, presste im Verlauf des Spiels aber aggressiver und höher. Neu ist, dass mit Joshua Kimmich ein Sechser vor allem zur Konterabsicherung eingeteilt ist und Toni Kroos öfter weiter vorne spielt, während er bei der WM noch als eine Art Quarterback agierte.

Es könnte gut sein, dass die DFB-Elf gegen Top-Nationen in Zukunft vorsichtiger agiert und gegen den Rest der Gegner ähnlich wie gegen Peru. "Unsere beiden Innenverteidiger Mats Hummels und Jerome Boateng werden diese Positionen erst mal in den wichtigen Spielen wieder bekleiden", erklärte der Bundestrainer. "Auf den Außen muss man ein bisschen variieren, das hängt vom Gegner ab."

2. Schnelleres Umschalten

Legte die Mannschaft bei der erfolglosen Mission Titelverteidigung noch viel Wert auf geduldiges Ballbesitzspiel, so durfte man in den ersten zwei Partien nach der WM das angekündigte schnellere Umschalten häufiger beobachten. Gegen Frankreich war dies aufgrund der defensiven Grundausrichtung der Truppe von Didier Deschamps selten der Fall. Gegen die Peruaner aber taten sich hier vor allem Julian Brandt, Timo Werner und das spielfreudige Mittelfeld hervor. Klar ist, dass man hier ebenfalls noch lange nicht am Ziel der Reise angekommen ist, aber es gab vielversprechende Ansätze zu sehen.

3. Weiterhin anfällig bei Kontern

Konnte man gegen Frankreich auf Kosten der eigenen Offensivkraft die gefährlichen Konter der Equipe Tricolore noch auf ein Minimum beschränken, sah das gegen Peru schon ganz anders aus.

Ein ums andere Mal boten sich den Peruanern gute Gelegenheiten zum schnellen Gegenstoß, wie etwa beim 0:1. Auch der Ballverlust von Niklas Süle nach forschem Dribbling in des Gegners Hälfte nach gut einer Stunde dürfte Löw gar nicht gefallen haben. Hier besteht weiter Optimierungsbedarf. "In der zweiten Hälfte hat bei uns die Raumaufteilung nicht mehr gestimmt, zudem hatten wir ein paar Ballverluste. Die Balance stimmte bei uns noch nicht", befand der Trainer.

4. Die Suche nach dem Stürmer

Wie schon in Russland sucht das Trainerteam weiter verzweifelt nach dem Stürmer Nummer eins. Auch gegen Peru vergab der vierfache Weltmeister munter zahlreiche Großchancen. Nicht weniger als drei Spieler probierte Löw gegen die Südamerikaner als Sturmspitze aus: Marco Reus, der mit dieser Aufgabe noch ein wenig fremdelt und sich immer wieder ins Zentrum fallen ließ, kurzzeitig Timo Werner, der diese Position dann Nils Petersen überließ, welcher sich auch nicht entscheidend durchsetzen konnte. Das Casting dürfte hier weiter gehen.

"Nils Petersen hat mir sehr gut gefallen, er war sofort im Spiel, in der Mitte präsent. Ich denke schon, dass er einen Schritt machen kann", hofft Löw. "Wir haben keinen, der der Torjäger Nummer eins ist und jedes Spiel bombt", bekräftigte Julian Brandt im Anschluss an die Partie gegen die Südamerikaner.