Montag 17 August 2020, 18:25

USA auf dem Weg zur Wiedergutmachung

  • Nach sieben WM-Teilnahmen in Serie verpassten die USA den Sprung zur WM 2018 in Russland

  • Gregg Berhalter übernahm im Dezember 2018 das Amt des Nationaltrainers

  • Vorrundenauslosung der CONCACAF-Zone am Mittwoch, 19. August

Den 10. Oktober 2017 würden die Fans der U.S.-amerikanischen Fussballnationalmannschaft am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen. Am letzten Spieltag der CONCACAF-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ benötigten die USA nur noch einen Punkt, um sicher bei der WM-Endrunde dabei zu sein. Doch letztlich standen die Vereinigten Staaten nach dramatischen Partien mit leeren Händen da. Während der Konkurrent aus Panama den benötigten Sieg gegen Costa Rica einfahren konnte, verloren die USA ihre Begegnung in 2.000 Kilometer Entfernung gegen Trinidad und Tobago und waren damit ausgeschieden.

Seitdem sind gut zweieinhalb Jahre vergangen – und im U.S.-Nationalteam wurde zwischenzeitlich alles auf den Prüfstein gestellt. Zunächst begab sich der amerikanische Fussballverband geduldig und mit aller Gründlichkeit auf Trainersuche. Am Ende des sorgfältigen Auswahlprozesses wurde Gregg Berhalter als neuer starker Mann auserkoren, um die Stars and Stripes wieder in die Erfolgsspur zu führen. Die Mission für den neuen Coach war von Anfang an klar: Zurück auf die Weltbühne des Fussballs!

Bevor am Mittwoch, 19. August, im Home of FIFA in Zürich die CONCACAF-Vorrundenauslosung für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ stattfindet, analysiert FIFA.com die Aussichten der USA, ihren Patzer von 2017 wiedergutzumachen.

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Der Trainer

Nachdem er viele Jahre lang erfolgreich auf Vereinsebene – zum Beispiel in Schweden bei Hammarby IF oder in den USA bei Columbus Crew – als Trainer tätig war, übernahm Gregg Berhalter die Verantwortung für die U.S.-Nationalmannschaft der Männer. In seinen fünf Jahren bei Columbus Crew verdiente er sich großen Respekt in der Major League Soccer (MLS) sowie beim U.S.-amerikanischen Verband. Dabei machte sich Berhalter vor allem als scharfsinniger Taktiker einen Namen, der die Spielweise seiner Teams überaus flexibel anpassen kann und der über eine nahezu obsessive Liebe zum Detail selbst für die kleinsten Nuancen des Spiels verfügt. Bereits jetzt hat Berhalter in seiner Amtszeit deutlich gemacht, dass er bereit ist, die nötigen Risiken im Spiel einzugehen und sich auf den Gegner einzustellen.

Aufstrebende Talente

Den meisten Fussballfans wird der Name Christian Pulisic geläufig sein. Der Star des FC Chelsea zeigte sich nach dem Restart der englischen Premier League in überragender Verfassung. Unglücklicherweise beendete er die Saison mit einer Oberschenkelverletzung, die er sich im Finale des FA Cup zugezogen hat. Während Pulisic lange Zeit – und zu Recht – als Heilsbringer des U.S.-Fussballs angesehen wurde, dürften die Fans der Stars and Stripes aktuell äußerst optimistisch in die Zukunft blicken. Schließlich gibt es viele junge Talente, die sowohl in Europa als auch in der nordamerikanischen MLS gehörig auf sich aufmerksam machen.

Analog zu Pulisic haben Giovanni Reyna, Weston McKennie, Zack Steffen, Josh Sargent oder Tyler Adams den Sprung in die Bundesliga geschafft, wo sie sich als Spieler enorm weiterentwickeln können. Sergino Dest von Ajax Amsterdam steht ebenfalls vor einer rosigen Zukunft. Doch auch die heimische MLS bringt immer mehr Talente hervor, da die Teams verstärkt in ihre eigenen Jugendakademien investieren und sich bei der Ausbildung talentierter Spieler immer weniger auf das traditionelle System der Colleges und Universitäten verlassen.

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Berhalter dürfte daher wohlwollend beobachtet haben, mit welch eindrucksvollen Leistungen Brenden Aaronson, Mark McKenzie, Eryk Williamson, Jeremy Ebobisse oder Ayo Akinola beim kürzlich zu Ende gegangenen "MLS is Back"-Turnier auf sich aufmerksam gemacht haben. Die gute Nachricht für diese Spieler dürfte trotz Corona-Pandemie lauten, dass sie in nächster Zeit ausreichend Gelegenheit haben werden, ihr Können unter Beweis zu stellen.

"Wenn ich jetzt Spieler wäre, würde ich hoch motiviert in die Zukunft blicken, da es 2021 für die Akteure viele Chancen geben wird, sich zu zeigen", so Berhalter gegenüber dem U.S.-Sender ESPN. "Wir werden viel rotieren müssen. Schließlich stehen der CONCACAF Gold Cup und die Olympia-Qualifikation auf dem Programm. Im Juni gilt es dann, unser stärkstes Team für die WM-Qualifikation aufzubieten. Für den U.S.-amerikanischen Fussball dürfte 2021 wahrlich ein spannendes Jahr werden."

Hätten Sie's gewusst? Die USA bei der FIFA-WM

  • Die beste Platzierung bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ erreichten die Vereinigten Staaten von Amerika bei der Turnierpremiere 1930. Damals gewannen die USA die Bronzemedaille – bis heute die beste Platzierung eines Teams aus der CONCACAF-Zone.

  • Tim Howard hält den Rekord für die meisten Paraden in einer WM-Begegnung: Bei der Achtelfinal-Niederlage der USA gegen Belgien bei der WM 2014 in Brasilien zeichnete sich der Keeper durch beeindruckende 16 Rettungstaten aus.

  • Mit Tony Meola steht ein weiterer Torhüter in den Geschichtsbüchern: Mit 21 Jahren avancierte er 1990 in Italien zum jüngsten Kapitän einer WM-Partie.

  • Aldo Donelli war nicht nur der einzige Torschütze der USA bei der WM 1934 in Italien, sondern auch ein berühmter American-Football-Spieler, der später sogar eine Karriere als Coach in der NFL einschlug.

  • Als die USA bei der WM 1950 in Brasilien sensationell mit 1:0 gegen England gewannen, glaubte eine britische Tageszeitung an einen Übertragungsfehler des Ergebnisses aus Südamerika und berichtete kurzerhand, dass England die Partie mit 10:1 gewonnen hätte.

Zitate

"Wir werden gut vorbereitet sein, da wir nun wissen, wie die Qualifikation ablaufen wird. Es ist bekannt, dass die Qualifikation in der CONCACAF-Zone immer schwierig ist. Aufgrund des komplizierten Formates ist eine Einschätzung aktuell nur schwer möglich. Bis dato hieß es, dass sich drei von sechs Teams automatisch qualifizieren würden. Das wären 50 Prozent. Nun hat sich das Format insoweit geändert, dass sich drei von acht Teams automatisch qualifizieren. Also werden weniger Mannschaften aus der Finalrunde zur WM fahren. Es ist schwer zu sagen, ob es dadurch schwieriger oder einfacher wird – wir müssen abwarten, welche drei Teams die Finalrunde erreichen."

Gregg Berhalter

"Es gibt so viele Riesentalente, dass die Frage nunmehr lautet, wann wir das Nationaltrikot überstreifen und gemeinsam für unser Land auflaufen werden. Wir haben einen unglaublichen Spirit und wollen uns weiterentwickeln. Wenn es um die Weltmeisterschaft geht, weiß jeder, dass wir Leistung bringen und uns vor allem für die WM qualifizieren müssen. Gleichzeitig müssen viele von uns ihr Leistungsvermögen erst noch unter Beweis stellen. Doch wir haben die richtige Mentalität, blicken von Spiel zu Spiel und sind fest entschlossen, unseren Erfolgshunger zu stillen."

Tyler Adams