Dienstag 17 Juli 2018, 08:24

Gleiche Muster und gebrochene Flüche

  • Amtierender Weltmeister scheidet erneut früh aus

  • Mexiko und Nigeria weiter frustriert

  • England beendet langjährigen Fluch

Kaum jemand würde wohl behaupten, der Verlauf der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ sei vorhersehbar gewesen. Einige Titelanwärter stolperten früher als erwartet, andere Teams kamen überraschend weit und einige faustdicke Überraschungen waren auch dabei.

Und doch war diese WM in vielerlei Hinsicht tatsächlich vorhersehbar. Analysieren Sie mit uns einige überraschende WM-Trends, die sich hartnäckig halten und sich auch im Laufe der spannenden 31 Turniertage wieder manifestierten.

Einige Muster, die seit vielen Jahren Bestand hatten, wurden jedoch auch durchbrochen – zur großen Erleichterung von zwei Teams.

Die Geschichte wiederholt sich

Frühes Aus für europäische Titelträger

Es ist kaum zu glauben, doch das "verfrühte" Ausscheiden Deutschlands bei der WM in Russland war eigentlich gar nicht verfrüht, wenn man sich an der jüngsten Geschichte orientiert. Seit der Jahrtausendwende ist nämlich kein Weltmeister aus Europa mehr über die Gruppenphase hinausgekommen.

Ein frühes Aus ist überraschend, zwei sind schockierend, aber was soll man sagen, wenn dies gleich viermal passiert? Vor 20 Jahren wäre so etwas noch undenkbar erschienen. Frankreich (Weltmeister 1998), Italien (2006), Spanien (2010) und Deutschland (2014) mussten ihre Hoffnungen auf die Titelverteidigung jeweils nach der ersten Runde begraben.

Nigeria scheitert erneut an Argentinien

Als die Albiceleste und Nigeria im Dezember letzten Jahres in dieselbe Gruppe gelost wurden, dürften in Buenos Aires einige glückliche Erinnerungen an vergangene Zeiten wach geworden sein. Denn die Begegnung dieser beiden Teams in der Gruppenphase des Turniers hat bereits Tradition. Seit der ersten WM-Teilnahme der Westafrikaner 1994 in den USA sind sie sechsmal auf der Weltbühne vertreten gewesen und nur ein einziges Mal nicht auf das Team in den blau-weißen Trikots getroffen. Sämtliche Begegnungen endeten mit einer Niederlage für die Afrikaner.

Darüber hinaus gewannen die Südamerikaner alle Duelle mit nur einem Tor Unterschied. Bei der diesjährigen 1:2-Niederlage gab es für Nigeria ein weiteres Wiederholungselement, das dem Team nicht schmecken dürfte. Bei der zweiten WM in Folge erzielte Marcos Rojo den Siegtreffer.

Mexiko scheitert nach dem vierten Spiel

Die jüngste WM-Bilanz von El Tri ist eine Mischung aus beneidenswerten Erfolgen und unerträglichem Scheitern. Seit der Qualifikation des Teams für die WM 1994 in den USA können nur sechs andere Nationen eine längere Serie an WM-Teilnahmen verbuchen als die Mexikaner, die 2018 zum siebten Mal in Folge auf der Weltbühne vertreten waren. Darüber hinaus kann im Hinblick auf das Überstehen der Gruppenphase derzeit nur Brasilien eine bessere laufende Serie vorweisen, denn die Mexikaner haben bislang jedes Mal das Achtelfinale erreicht.

Allerdings geht die Reise dort auch immer zu Ende. Auch dieses Jahr wurde diese frustrierende Serie fortgesetzt. Die Mexikaner unterlagen der Seleção in Samara mit 0:2. Nun werden sie erst in vier Jahren den nächsten Anlauf unternehmen können, endlich das Viertelfinale zu erreichen.

Südamerikaner haben in Europa Probleme

Mit dem Ausscheiden Brasiliens und Uruguays im Viertelfinale bestätigte sich, dass die Reise nach Europa für die südamerikanischen Mannschaften erneut erfolglos enden würde. Der letzte WM-Sieg auf dem "Alten Kontinent" liegt mittlerweile 60 Jahre zurück. Mehr dazu in unserer Visual Story

Flüche gebrochen

Kroatien beendet Negativserie bei K.-o.-Runden

Der Druck, es den WM-Helden von 1998 gleichtun zu wollen, lastete bisweilen schwer auf den Schultern der kroatischen Nationalmannschaft. Bei Weltmeisterschaften waren Erfolge für die Kroaten bislang rar, und das Team kam nie über die Gruppenphase hinaus. Bei Europameisterschaften verpasste man zweimal die Chance, ein erstes K.-o.-Rundenspiel zu gewinnen.

Die vergeblichen Bemühungen entwickelten sich langsam zu einem Komplex, insbesondere bei den Mittelfeldstars Luka Modrić und Ivan Rakitić. Bei der EURO 2008 hatten beide im Elfmeterschießen des Viertelfinales gegen die Türkei ihre Elfer vergeben und waren damit für die Niederlage mitverantwortlich gewesen. Daher war es eine enorme Erleichterung als man Dänemark bei der diesjährigen WM auf dieselbe Weise besiegen konnte. Dies galt umso mehr, weil Modrić kurz vor dem Ende der Verlängerung noch einen Elfmeter vergeben hatte.

England bricht endlich den Elfmeterfluch

Erlösung gab es auch für die Engländer. Gareth Southgates Gefühlsdämonen schienen seinen Körper nach dem Sieg im Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen Kolumbien mit einem triumphierenden Schrei zu verlassen. Nachdem die "Three Lions" bei Weltmeisterschaften alle drei bisherigen Duelle vom Elfmeterpunkt verloren und insgesamt bei großen Turnieren nur eines von sechs Elfmeterschießen gewonnen hatten, gab es einen weit verbreiteten Glauben: England kann kein Elfmeterschießen gewinnen.

Southgate selbst vergab im Halbfinale der UEFA EURO 1996 einen entscheidenden Elfer, sodass es kaum einen glücklicheren Menschen als den aktuellen englischen Nationaltrainer gab, als Eric Dier den Siegtreffer erzielte und diesem langjährigen Trend endlich ein Ende setzte.