Mittwoch 02 Mai 2018, 08:22

Auf dem Höhepunkt ihres Könnens zum WM-Triumph?

  • Lionel Messi und Cristiano Ronaldo hoffen auf einen Triumph in Russland

  • Bei der WM 2022 in Katar werden sie bereits 35 bzw.37 sein

  • Statistiken untermauern: Russland 2018 dürfte für beide die letzte Chance auf einen WM-Triumph sein

"Lionel Messi verfügt nicht mehr über die Energie, die er als 20-Jähriger hatte. Er hat auch keinen Zauberstab um dafür zu sorgen, dass sein Team sich noch qualifiziert. Er hat seine Spontaneität und die Stärke im Dribbling verloren."​ Raymond Domenech am 8. März 2017

Messis Reaktion am 9. März 2017: Er erzielte ein Tor und bereitete zwei weitere vor, als Barcelona sich mit 6:1 gegen Paris Saint-Germain durchsetzte und damit ein Kapitel UEFA Champions League-Geschichte schrieb.

"Früher konnte er 4:0 führen, und er wollte trotzdem unbedingt noch zwei Tore schießen. Das ist nun vorbei." Bernd Schuster, 11.April 2017

Ronaldos Reaktion am 18. April 2018: Er traf in 13 Spielen in Folge und erzielte dabei 24 Tore.

Schon seit einiger Zeit meint so mancher, erste Anzeichen für das Ende der Ära von Ronaldo und Messi zu erkennen. Über ein Jahrzehnt lang haben die beiden Ausnahmefussballer nahezu wöchentlich mit herausragenden Leistungen und neuen Rekorden geglänzt. Ein Monat ohne solche Höhepunkte erscheint da schon mal wie eine kleine Ewigkeit.

Doch bislang ist die Vormachtstellung der beiden noch keineswegs gefährdet, schließlich führen sie die Torjägerwertung der spanischen Liga an und Ronaldo ist in der UEFA Champions League weiter auf Erfolgskurs. Doch Messi ist 30 und Ronaldo 33 – und so läuft beiden allmählich die Zeit davon, sich noch den WM-Pokal für ihre ausufernden Trophäensammlungen zu sichern.

Beide stehen vor ihrer vierten WM-Endrundenteilnahme. Werden sie in Russland Erfolg haben, und wie stehen ihre Aussichten, falls sie am 15. Juli nicht auf dem Siegerpodest stehen?

Ronaldo auf Talfahrt? Mbappé sieht keine Anzeichen dafür

Aktuelle Saison

Cristiano Ronaldo (Real Madrid und Portugal) Einsätze: 47 Tore: 48 Torvorlagen: 10 Erfolge: Gewinner der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2017, Gewinner des spanischen Supercups, Gewinner des UEFA Supercups, Finalist in der UEFA Champions League

Lionel Messi (FC Barcelona und Argentinien) Einsätze: 56 Tore: 46 Torvorlagen: 18 Erfolge:Spanischer Meister, Gewinner der Copa del Rey

Was für sie spricht

Ronaldos Spielweise hat sich in der letzten Saison deutlich verändert. War er früher immer und überall auf dem Feld zu finden, sieht man ihn nun vorwiegend in der Rolle des Strafraumstürmers. Seitdem Pauleta nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ seine Stiefel an den Nagel hängte, hat Portugal eigentlich keinen echten Vollstrecker im Angriffszentrum mehr gehabt. Wenn sich nun Ronaldo noch stärker auf diese Rolle konzentriert, kann das für den amtierenden Europameister ein großer Vorteil sein.

Bei Argentinien herrscht auch ohne Messi ganz sicher kein Mangel an Weltklassestürmern. Sergio Agüero, Gonzalo Higuain, Angel Di Maria, Paulo Dybala und Mauro Icardi hätten wohl in nahezu jedem Team einen Stammplatz sicher. Jorge Sampaoli hat also die Qual der Wahl und somit beste Voraussetzungen, eine herausragende Angriffsreihe zu formieren.

Wo sie bislang scheiterten

Ronaldo

2006: WM-Halbfinale, 1-0 gegen Frankreich 2010: WM-Achtelfinale, 1-0 gegen Spanien 2014: Gruppenphase

Messi

2006: WM-Viertelfinale, 1:1 (2:4. i.E.) gegen Deutschland 2010: WM-Viertelfinale,0:4 gegen Deutschland 2014: WM-Finale, 0:1 (n.V.) gegen Deutschland

Was sie in Russland erwartet​

Beide Stars dürften zuversichtlich sein, die Gruppenphase in Russland zu überstehen. Allerdings sind die ersten drei Spiele für beide keineswegs ein Spaziergang. Portugal startet mit einem hochinteressanten Nachbarschaftsduell gegen Spanien ins Turnier. Sollten Ronaldo und Co. dabei straucheln, müssten sie in den verbleibenden Spielen gegen Marokko und IR Iran unbedingt erfolgreich sein.

Argentinien steht in einer sehr viel ausgeglicheneren Gruppe, in der Kroatien, Island und Nigeria darauf hoffen, dem Favoriten Punkte abspenstig zu machen – was insbesondere angesichts der anfälligen Hintermannschaft der Albiceleste durchaus möglich scheint. Diese Schwäche wurde bei der herben 1:6-Niederlage gegen Spanien im März auf unheilvolle Weise aufgedeckt.

Sollten indes beide Teams ihre Gruppe gewinnen und sich auch im Achtelfinale durchsetzen, käme es am 7. Juli in Sotschi zu einem Viertelfinale Ronaldo gegen Messi.

Was sagt die Geschichte?

Man kann argumentieren, dass sich jeglicher Vergleich der Ausnahmefussballer Ronaldo und Messi mit Stars von früher angesichts ihrer überwältigenden Torbilanzen und Rekorde von vornherein verbietet. Den Lauf der Zeit allerdings kann niemand aufhalten. Sollte einer der beiden tatsächlich bei der nächsten WM-Endrunde 2022 in Katar triumphieren, wäre das ein weiterer Fall, bei dem offenbar alle Zahlen außer Kraft gesetzt werden. Denn beim Anpfiff des Turniers im Nahen Osten wird Messi 35 und Ronaldo sogar schon 37 sein.

Seit 1930 waren genau 422 Spieler Mitglieder von Weltmeisterteams. Davon allerdings waren nur sieben über 35. Und nur zwei davon waren keine Torhüter.

Nilton Santos bestritt alle Spiele Brasiliens bei den WM-Triumphen 1958 und 1962, obgleich er bei beiden Turnieren der älteste Spieler im Kader der Seleção war. Beim Titelgewinn in Chile war er bereits 37. Und Miroslav Klose war 36, als er 2014 in Brasilien mit zwei Toren zum deutschen Triumph beitrug. Präzedenzfälle dafür, dass einer von beiden tatsächlich in Katar das lange Warten beenden könnte, gibt es also nur sehr wenige.

Zwar kann niemand ausschließen, dass Messi oder Ronaldo in vier Jahren noch den Zahlen trotzen, doch Russland 2018 dürften für beide die letzte Gelegenheit sein, noch auf dem Höhepunkt ihres Könnens um die wichtigste Trophäe im Weltfussball zu spielen.