Mittwoch 22 April 2020, 03:05

Sudan will wieder auf den großen Bühnen mitmischen

  • Ramadan Agab gelang gegen Tschad ein Hattrick

  • Sudan hat die Gruppenphase der Qualifikation für Katar 2022 erreicht

  • Der sudanesische Stürmer hofft, mit dem Nationalteam die Erwartungen der Fans erfüllen zu können

Sudan blickt auf eine lange und stolze Fussballgeschichte zurück. Die Sudanesen gehörten zu den Teilnehmern an der ersten Auflage des CAF Afrikanischen Nationen-Pokals 1957 und belegten dabei Platz drei. Bei der zweiten und vierten Auflage der Kontinentalmeisterschaft waren sie jeweils unterlegener Finalist. 1970 klappte es dann mit dem ersten Titelgewinn.

Zudem erreichte Sudan in dieser Ära auch die zweite Runde der Afrika-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Mexiko 1970™, in der man auf Marokko und Nigeria traf. Allerdings rutschte das Team dann in ein Formtief und verpasste die Endrundenteilnahme letztlich deutlich.

Jetzt hat sich die aktuelle Generation der sudanesischen Spieler das Ziel gesetzt, es endlich auf die größte Fussballbühne der Welt zu schaffen. Der Start in die CAF-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ hätte kaum besser laufen können. Zum Auftakt holten die Falken von Jediane einen 3:1-Auswärtssieg in Tschad und dann ein 0:0 im Rückspiel. Damit erreichten sie die zweite Runde, in der sie in Gruppe I auf Marokko (WM-Teilnehmer 2018), Guinea und Guinea-Bissau treffen.

Den klaren Sieg gegen Tschad verdanken die Sudanesen in erster Linie Ramadan Agab, der alle drei Treffer erzielte. Er sprach mit FIFA.com über die erfolgreiche erste Runde und die Ambitionen des Teams in der weiteren Qualifikation.

Dringend benötigter Sieg

In der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Russland 2018™ war Sudan nach Heim- und Auswärtsniederlagen gegen Sambia nicht über die zweite Runde hinausgekommen. Dieses Mal ging das Team mit voller Konzentration in das Duell gegen Tschad, um als ersten Schritt auf dem Weg nach Katar die Gruppenphase zu erreichen. Das Hinspiel war allerdings auswärts und dem Team war klar, dass ein schwaches Resultat in Tschad sich auch auf die Leistung vor den eigenen Fans auswirken und damit die Hoffnungen gefährden könnte.

Obwohl einige Schlüsselspieler fehlten, nahmen die Sudanesen im Auswärtsspiel das Heft fest in die Hand. Der erfahrene Mittelfeldspieler eröffnete dem Team mit seinem Hattrick dann das Tor in die Gruppenphase. Rückblickend meint Agab zu dem Auswärtsspiel in Tschad: "Ja, das war ein ziemlich besonderes Spiel. Wir fuhren mit festem Siegeswillen dorthin. Gottseidank konnte ich meine Chancen nutzen und dank der Hilfe meiner Teamkameraden drei Tore erzielen. In diesem Spiel lief einfach alles perfekt für mich."

Beim Rückspiel vor eigenem Publikum in Omdurman stand Agab indes nicht in der Startformation. Zehn Minuten vor Schluss vergaben die Gäste aus Tschad einen Elfmeter und die Teams trennten sich mit einem torlosen Remis. "Nach dem großartigen Auswärtsresultat entschied sich unser Trainer, im Heimspiel stärker auf Sicherheit zu spielen. Der Gegner brauchte unbedingt Tore und wir wollten ihnen möglichst wenige Chancen ermöglichen. Mit unserem Zweitore-Vorsprung waren wir in einer recht komfortablen Position . In einer solchen Situation zählt nichts außer das Weiterkommen", so der 30-Jährige.

Schweres Los

In der Auslosung für die zweite Runde der Afrika-Qualifikation landete Sudan in Gruppe I, zusammen mit Marokko, Guinea und Guinea-Bissau. Agab hofft, dass der aktuelle Kader den Sprung aus der Gruppenphase in die letzte Qualifikationsrunde schaffen kann, so wie das Team in der Qualifikation für Südafrika 2010, dem dies gemeinsam mit dem Konkurrenten Mali gelang. "Wir haben genügend Zeit für die Vorbereitung, wobei unser Programm unseren Ambitionen entsprechen muss. Wir müssen uns sehr intensiv auf diese Qualifikationsspiele vorbereiten. Ich bin überzeugt, dass wir unter günstigen Umständen gute Chancen haben, die letzte Runde zu erreichen", so Agab weiter.

"Die sudanesischen Fans stärken uns den Rücken, wenn sie zu Tausenden ins Stadion strömen. Sie schenken uns immer ihre Unterstützung und glauben an uns. Wir wollen ihre Hoffnungen und Erwartungen erfüllen. Wir müssen unsere Heimspiele gewinnen und auch in den Auswärtsspielen gute Ergebnisse holen. Das würde unser Selbstvertrauen stärken, so dass wir diesen Weg fortsetzen können, der sehr schwierig wird. Doch wir sind bereit für diese Herausforderung."

Mehr Tore

Nach dem Schützenfest gegen Tschad könnte man denken, Agab würde als Mittelstürmer spielen. Doch im Nationalteam wird er meist im Mittelfeld oder auf den Flügeln aufgeboten, was seine sonst relativ geringe Torausbeute erklärt. Seinen Offensivdrang kann er allerdings nicht unterdrücken und vor dem gegnerischen Tor geht er auch mit gesundem Selbstbewusstsein zu Werke, wie er mit seinem Hattrick gegen Tschad bewies: Den ersten Treffer erzielte er mit einem strammen Schuss von außerhalb des Strafraums, beim zweiten zeigte er seine schnelle Reaktionsfähigkeit, als er einen vom Torhüter nur schlecht geklärten Ball abfing und beim dritten demonstrierte er nach einem Abpraller seine Abstauberqualitäten aus kurzer Distanz.

"Wie die meisten anderen jungen Spieler wollte auch ich immer ganz vorn spielen, denn Toreschießen macht einfach am meisten Spaß. Tore sind der Lohn für die Arbeit des Teams und machen die Fans glücklich. Daher will ich eigentlich immer als Angreifer oder direkt hinter den Angreifern spielen, um möglichst nahe am Tor zu sein", so Agab.

Er und seine Teamkameraden haben nach Wiederaufnahme des Fussballbetriebs zwei parallele Wege vor sich. Zunächst tritt Sudan in Gruppe C der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2021 an. Hier hatte Agab in der Partie gegen São Tome und Principe einen Treffer zum 4:1-Sieg beigetragen. In den Gruppenspielen im Rahmen der Qualifikation für Katar 2022 dürfte es noch schwerer werden. Der Name Agab bedeutet auf Arabisch 'Wunder'. Es bleibt abzuwarten, ob er diesem Namen gerecht werden und mit den Falken von Jediane in den kommenden Monaten wunderbare Erfolge feiern kann.