Samstag 08 Oktober 2016, 08:03

Stark englisch geprägte Angriffsabteilung bei Nigeria

Teslim Balogun unterschrieb 1955 einen Vertrag bei Peterborough United und wurde damit zum ersten nigerianischen Fussballer bei einem europäischen Profiklub. Zwar musste er noch eine ganze Saison warten, bis er schließlich für die Queens Park Rangers sein erstes Ligaspiel absolvierte, doch er ebnete den Weg für alle nachfolgenden Generationen.

In dem Kader, den Nigerias deutscher Nationaltrainer Gernot Rohr für das erste Spiel der Super Eagles in der Gruppenphase der Afrika-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ nominiert hat, sind fünf der sieben Offensivkräfte für Klubs in der englischen Premier League aktiv. Ein sechster, nämlich Brown Ideye, war eine Saison lang bei West Bromwich Albion, bevor er zum griechischen Klub Olympiakos Piräus wechselte.

Kelechi Iheanacho gehört zweifelsohne zu den gerade aufgehenden Sternen, nicht nur in der Premier League sondern im Weltfussball. Im vergangenen Monat sicherte er sich einen Platz in dem exklusiven Klub von nur 16 Spielern, die schon vor ihrem 20. Geburtstag zehn Treffer in der Premier League erzielt haben.

Iheanachos Bilanz ist umso beeindruckender wenn man bedenkt, dass er dafür lediglich 30 Spiele brauchte. Nur vier der 16 Youngster benötigten noch weniger Spiele. Wer sich von diesen Zahlen noch nicht von seinem Talent überzeugen lässt, sollte sich noch vergegenwärtigen, dass er für seine zehn Tore nur 14 gezielte Torschüsse benötigte.

Der Youngster von Manchester City findet, dass die Super Eagles die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal im kommenden Jahr in Gabun hinter sich lassen müssen.

Die Westafrikaner stehen in der WM-Qualifikation in einer schweren Gruppe mit zwei weiteren Teams, die bereits über viel WM-Erfahrung verfügen, nämlich  Algerien und Kamerun.

"Wir konzentrieren uns auf die nächsten Spiele." Ich werde mich als Einzelspieler voll für mein Land einsetzen und zudem werden wir kollektiv als geeinte Mannschaft agieren. Wir müssen zunächst gegen Sambia gewinnen, bevor wir von Kamerun und Algerien sprechen. Das wird allerdings nicht einfach. Bei einer FIFA-WM zu spielen, wäre für mich jedenfalls ein wahr gewordener Traum", so der Angreifer.

Premier-League-Akteure prägen den Kader Wie Iheanacho verdienen auch Ahmed Musa (Leicester), Victor Moses (Chelsea), Isaac Success (Watford) und Alex Iwobi (Arsenal) ihre Brötchen in der Premier League. Zu dieser Liste kann man auch noch Odion Ighalo hinzufügen, doch der Stürmer von Watford wurde für das Spiel gegen Sambia nicht nominiert, da er in Nigeria an den Trauerfeiern für seinen verstorbenen Vater teilnimmt.

Angesichts einer derart stark besetzten Angriffsreihe ist es für die Fans der Super Eagles ebenso unerklärlich wie enttäuschend, dass das Team in den vier Qualifikationsspielen für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal nur zwei Tore erzielen konnte und am Ende in der Gruppe hinter Ägypten auf Platz zwei landete. Rohr, der das Team erst nach dem Ausscheiden übernommen hat, ist diese Problematik bewusst. "Wir brauchen Tore, um über Sambia zu triumphieren. Und wir haben auch die Spieler, die sie schießen können", so seine Überzeugung.

Einer der Spieler, auf dessen Tore der Trainer hofft, ist Musa, der erst zu Saisonbeginn von ZSKA Moskau zum englischen Sensationsmeister Leicester City kam. Nach zwei starken Saisons in der niederländischen Eredivisie bei VVV Venlo hätte er bereits 2012 nach England wechseln können. Kürzlich erläuterte er, warum er sich damals dagegen entschied. "Damals war ich erst 19 und hatte das Gefühl, noch zu jung für England zu sein. Daher habe ich mich ZSKA Moskau angeschlossen."

Als dann im Frühjahr Leicester City bei ihm anklopfte, riet ihm ein anderer Nigerianer, der früher in der Premier League spielte, zu diesem Schritt. "Nwankwo Kanu ist für mich ein großes Vorbild", so Musa. "Wir stehen in ständigem Kontakt und bevor ich nach Leicester kam, habe ich intensiv mit ihm darüber gesprochen. Er rief mich in Russland an, weil er mir häufig rät, was ich tun soll. Er meinte dass es mir in England und der Premier League gefallen würde."

Dass sie in England spielen, ist indes nicht das einzige verbindende Element zwischen den Akteuren: Bis auf Iwobi haben alle in der Premier League aktiven Spieler auch schon WM-Erfahrung gesammelt, sei es in der Altersklasse U-17 oder U-20, oder wie im Falle von Musa und Moses bereits in der A-Mannschaft. Zwar haben Moses und Success verletzungsbedingt abgesagt, doch das nigerianische Team wird gegen die Chipolopolo dennoch stark englisch geprägt sein.