Montag 28 September 2020, 07:22

Santiago Ormeño – Die Geschichte geht weiter

  • Für den Enkel von Walter Ormeño verläuft das Jahr 2020 sehr positiv

  • Mexiko oder Peru?

  • "Es ist mein Traum und mein Ziel, eine WM zu spielen"

Für wenige ist das Jahr 2020 so positiv verlaufen wie für Santiago Ormeño. In einem Jahr, das leider ganz im Zeichen der COVID-19-Pandemie steht, hat der Stürmer aus der mexikanischen Stadt Puebla das Negative ins Positive verkehrt und ist voll durchgestartet.

Seine Devise war: jetzt oder nie. Im Januar verstarb sein Großvater, der legendäre peruanische Torhüter Walter Ormeño. Der damals 25-jährige Santiago hatte, einmal abgesehen von einigen Spielen der Copa MX, nicht viel Spielpraxis.

"Ich habe schon manchmal darüber nachgedacht, aufzugeben und mich aus dem Fussball zurückzuziehen. Aber meine Familie hat mich unterstützt, und Aufgeben entspricht auch nicht meiner Einstellung. Also habe ich weitergemacht. Nach so langer Zeit hat es dann endlich geklappt", so der Stürmer zufrieden im Exklusiv-Interview mit FIFA.com.

Im März änderte sich für ihn alles. Als Mexiko in den Lockdown ging, um der weiteren Ausbreitung von COVID-19 entgegenzuwirken, organisierte die Liga MX ein FIFA 20-Turnier. Jedes Team sollte einen Feldspieler aus dem Profikader für den virtuellen Wettbewerb abstellen. Club Puebla entschied sich für Ormeño.

Mit seinem Charisma und seinen guten Ergebnissen an den Konsolen wurde der Torjäger zum neuen Liebling der Fangemeinde. Und als der Ball dann schließlich wieder rollte, nutzte er seine Chance und erzielte vier Tore in sieben Spielen.

Santiago Ormeño hat sich mit seinem guten Stellungsspiel im Strafraum, seiner physischen Stärke und seinen Schüssen aus mittlerer Distanz als sehr vielseitiger Mittelstürmer erwiesen und wusste auch mit seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor zu überzeugen.

"Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es so laufen könnte. Aber ich habe mich immer als Sieger gesehen und immer darauf vertraut, dass ich meine Träume wahr machen kann. Dabei haben viele gedacht, für mich sei der Zug schon abgefahren, dass es für mich schwer werden würde, Spielzeit zu bekommen, mich zu etablieren. Es ist sehr ungewöhnlich, wie das Ganze jetzt zustande gekommen ist, ein einzigartiger Fall, aber ich genieße [diesen Erfolg] sehr, weil er sehr schwer zu erreichen war."

Santiago Ormeño im Kurzporträt

  • Geboren am 4. Februar 1994 in Mexiko-Stadt (Mexiko)

  • Körpergröße und Gewicht: 1,86 m und 81 kg

  • Debüt 2018 in einer Partie der Copa MX gegen den FC Venados

  • Er hört gern elektronische Musik, alle Arten von Mainstream-Musik und Reggaeton.

  • Wenn er kein Fussballprofi geworden wäre, wäre er Architekt geworden.

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Der Großvater – Stütze in der Ausbildung

Obwohl Walter Ormeño ein hervorragender Torwart war, erlag er nicht der Versuchung, seinen Enkel ebenfalls zum Torhüter machen zu wollen. "Fast alles, was ich weiß, habe ich von meinem Opa gelernt. Er war abgesehen von meinen Eltern derjenige, der mich ermutigt hat, meinen Traum vom Fussball zu verwirklichen und für ihn zu arbeiten. Leider konnte er dies jetzt nicht mehr erleben, aber ich weiß, dass er zufrieden ist, wo immer er jetzt auch sein mag."

"Ich habe schon als kleines Kind Fussball gespielt, und er hat gesehen, dass ich das Zeug zum Fussballer habe. Ich war gut mit den Füßen am Ball, und er wusste, dass ich einmal Stürmer oder offensiver Mittelfeldspieler werden würde. Er hat mit mir gearbeitet, um meine Fähigkeiten mit dem schlechteren Fuß zu verbessern, und hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin."

Der nächste logische Schritt wäre für ihn jetzt die Nationalmannschaft. Im Falle von Ormeño gibt es diesbezüglich zwei Alternativen, nämlich Mexiko oder Peru. "Ich wurde in Mexiko geboren und habe mir hier mein Leben aufgebaut. Andererseits hat meine Familie ihren Ursprung in Peru, das ich auch sehr liebe. Peru ist für mich ganz stark mit meinem Opa verbunden, der mein absolutes Vorbild ist."

"Bisher ist noch keines der beiden Teams an mich herangetreten. Es wurden zwar schon Dinge an mich herangetragen, ich habe Gerüchte gehört. Aber nichts Offizielles. Ich gehe das Ganze ruhig an. Ich möchte mir keine Illusionen machen oder mir Dinge vorstellen, die dann doch nicht eintreten."

Allerdings träumt er schon davon, einmal bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ dabei zu sein. "Das ging alles sehr schnell. Hätte man mir das vor drei Monaten prophezeit, dann hätte ich nie daran geglaubt, eines Tages in einer Nationalmannschaft spielen zu können. Ich arbeite jeden Tag hart daran, mein Niveau aufrechtzuerhalten, und ich weiß, dass sich alles andere von selbst ergibt. Aber trotzdem ist es mein Traum und mein Ziel, eine WM zu spielen."

Die Geschichte des Namens Ormeño ist bereit für eine Fortsetzung. Und im Himmel herrscht Freude. Walter Ormeño ist zwar nicht mehr da, um seinen Enkel zu beraten, aber dafür kann er sich jetzt – genau wie viele Fans – an einem Stürmer erfreuen, der endlich Torerfolge feiern darf.