Donnerstag 10 November 2016, 15:10

Samoura: Mit Katar 2022 öffnet sich der Fussball der Vielfalt

Im Vorfeld der Vorstandssitzung des LOK für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ in Doha nahm FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura mit einer FIFA-Delegation im Rahmen einer Bustour die enormen Fortschritte bei der Vorbereitung des WM-Turniers in Augenschein. Die Besichtigungstour führte die Delegation zu fünf der acht geplanten Spielstätten. Zudem nahmen die Teilnehmer das Straßennetz, die neue Metro (Qatar Rail) und den internationalen Flughafen Hamad in Augenschein. Im Anschluss äußerte sich die Senegalesin in einem Gespräch mit www.sc.qa sehr zufrieden mit der Planung und Umsetzung sowie der großen Begeisterung in Katar.

sc.qa: Welche Eindrücke haben Sie bei Ihrem ersten Besuch in Katar gesammelt? Sie haben zahlreiche Spielstätten besucht, auf denen die Vorbereitungen für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ in vollem Gange sind. Fatma Samoura: Diese Besichtigungstour hat mir als der neuen Generalsekretärin sowie auch der gesamten neuen Führungsmannschaft, die die FIFA durch die Reformen führt, neue Einblicke gegeben. Bei der zweistündigen Tour wurde deutlich, dass man in Katar alles bestens im Griff hat. Die Bauarbeiten schreiten zügig voran, wobei besonderer Wert auf Sicherheit und Schutz aller Arbeiter gelegt wird. Wir haben auch die besondere Kompaktheit dieser WM erlebt, die es den Fans ermöglicht, sogar mehrere Spiele an einem Tag zu sehen. Das ist eine ganz andere Form der Ausrichtung als in Russland, in Südafrika oder auch in Brasilien. Das Engagement des Obersten Rates für Organisation und Nachhaltigkeit (Supreme Committee for Delivery & Legacy – SC) und die allgemeine Begeisterung, die ich seit meiner Ankunft auch beim Lokalen Organisationskomitee erlebt habe, macht sehr deutlich, dass die Wahl Katars als Ausrichter der WM eine gute Wahl war und dass wir eine hervorragende WM erleben werden.

Innerhalb von nur zwei Stunden konnten Sie fünf Stadionbaustellen besichtigen und auch noch den internationalen Flughafen Hamad besuchen. Wie beurteilen Sie dieses überaus kompakte Turnierkonzept für 2022?Mir wurde ja schon vor meiner Reise darüber berichtet, dass es möglich ist, nahezu alle Spielorte und Stadien innerhalb weniger Stunden zu besuchen und ich kann bestätigen, dass dies tatsächlich möglich ist. Ich hatte mir insbesondere über die Straßen Gedanken gemacht, die die Mobilität der Fans garantieren sollen. Aus den Erläuterungen wurde deutlich, dass auch ganz unterschiedliche Verkehrswege genutzt werden, darunter auch Wasserwege. Das bedeutet natürlich einen enormen Unterschied in Bezug auf die Lage der Spielstätten im Vergleich mit bisherigen WM-Ausrichterländern.

Wie zufrieden sind Sie mit dem aktuellen Stand der Vorbereitungen. Es sind immerhin noch sechs Jahre bis zum Anpfiff im November 2022?Es wurde klar, dass man mit Planung und Umsetzung vor dem Zeitplan liegt. Das macht sehr deutlich, wie entschlossen man in Katar ist, die beste WM aller Zeiten auszurichten.

2010 fand erstmals eine WM-Endrunde in Afrika statt. Was bedeutet es für die FIFA, die WM nun wieder in eine neue Region zu bringen, nämlich in den Nahen Osten und die Arabische Welt?Es bedeutet, dass sich die Welt des Fussballs der Vielfalt öffnet und der Universalität des Fussballs gerecht wird. Wir sollten Regionen wie dem Nahen Osten noch mehr Möglichkeiten geben, zu beweisen, dass auch sie Fussballnationen sind und dem Rest der Welt zeigen, dass der Fussball Menschen mit unterschiedlichem kulturellen und religiösem Hintergrund zusammen bringt.

Das ist für mich das stärkste Zeichen, das die neue FIFA-Führung für die Welt setzen kann. Schon allein meine eigene Stellung als erste Frau und erste Afrikanerin als FIFA-Generalsekretärin bedeutet viel. Doch dass die WM in Ländern wie Katar stattfinden kann, mit einer zwar kleinen Bevölkerung aber dafür einer umso größeren Leidenschaft für den Fussball, macht deutlich, dass wir uns nicht nur auf die großen Nationen konzentrieren. Genau darum geht es doch beim Fussball. Die internationalen Wettbewerbe machen nur zwei Prozent des Fussballs aus. Der Grassroots-Bereich hingegen steht für 98 Prozent. Die einzige Möglichkeit, die Zukunft der FIFA zu gestalten, besteht in der Förderung und Entwicklung des Grassroots-Bereiches und darin, dass mehr Nationen zur WM kommen können. Die WM auf 40 oder 48 Teilnehmerteams zu erweitern, stellt eine Möglichkeit dar, der Welt zu zeigen, dass wir noch mehr Menschen, auch Frauen und junge Menschen animieren wollen, Fussball zu spielen.

Sie haben 21 Jahre lang für verschiedene Programme der Vereinten Nationen gearbeitet. Denken Sie angesichts Ihres Hintergrundes, dass dieses Turnier dazu dienen kann, die Menschen durch den Fussball zu einen? Wir hoffen, dass von den drei Millionen Eintrittskarten, die wir für Katar 2022 verkaufen werden, ein sehr großer Teil an ausländische Fans geht. Dies wird dem Rest der Welt eine ganz neue Perspektive darauf verschaffen, wie die WM in einem Land wie diesem veranstaltet wird, das nicht zu den ganz großen Fussballnationen gehört.