Samstag 27 März 2021, 15:56

Rodríguez: "Italien ist Gruppenfavorit, wir sehen uns aber auf Augenhöhe"

  • Rodríguez trotz Abstiegssorgen im Verein bei der Nati ein Fixpunkt

  • Bereitete gegen Bulgarien das wichtige 1:0 vor

  • Die Schweiz ist "weniger berechenbar als andere Teams"

Die letzten Spielzeiten auf Vereinsebene waren nicht unbedingt einfach für Ricardo Rodríguez: Letztes Jahr war er von der AC Milan an die PSV Eindhoven ausgeliehen, doch das anfangs erfolgversprechende Gastspiel wurde schnell durch die COVID-19-Pandemie beendet, in dieser Saison kämpft er mit Torino FC in der Serie A etwas überraschend gegen den Abstieg. Wie gut, dass es da noch die Schweizer Nationalmannschaft gibt, in der der Linksfuß mit mittlerweile 74 Länderspielen eine der erfahrenen Säulen ist. Wahlweise kommt er als Linksverteidiger, auf der linken Außenbahn oder als eines der Mitglieder der Dreierkette zu Einsatz.

Zum Start in die Gruppe C der Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ setzte sich die Nati souverän mit 3:1 in Bulgarien durch und Rodríguez bereitete das 1:0 der Gäste nach nur sechs Minuten mit einer maßgeschneiderten Flanke auf den Kopf von Breel Embolo vor. Bevor es am Sonntag in St. Gallen gegen Litauen weitergeht, stand der gebürtige Zürcher FIFA.com für ein Interview zur Verfügung.

In welcher Rolle sehen Sie sich im Moment am stärksten? Als Teil der Dreierkette? Als Flügelspieler in einem System mit Dreierkette? Oder als klassischer Außenverteidiger?

Ich kann mit allen Rollen umgehen. So banal es klingt: Ich spiele dort, wo mich der Nationaltrainer aufstellt. Ich würde sagen, dass ich ziemlich flexibel einsetzbar bin.

Mit über 70 Länderspielen sind Sie einer der erfahrensten Akteure bei der Nati – wie hat sich Ihre Rolle dort gewandelt?

Ich kam als 18-Jähriger ins Nationalteam. Logisch, ich kann allein schon biologisch gesehen nicht abstreiten, dass ich älter geworden bin. Mit all den Jahren gewann ich an Erfahrung, an Reife. Ich übernehme Verantwortung und versuche, dies dem Team und dem Trainer mit Leistung zurückzugeben.

Die Qualifikation zur EURO verlief letztendlich souverän – worauf wird es nun in der WM-Qualifikation ankommen?

Dass wir uns weiterhin auf unsere Stärken konzentrieren. Unser Ziel ist es, jedem Gegner unser Spiel aufzuzwingen, uns zu entfalten, effizient zu sein und als Einheit aufzutreten. Ich denke, wir sind weniger berechenbar als andere Teams, weil wir vom Kollektiv und weniger von Einzelspielern leben.

Erfolge Ricardo Rodriguez

  • FIFA U-17-Weltmeister 2009 mit der Schweiz

  • DFB-Pokalsieger 2015 mit dem VfL Wolfsburg

  • Schweizer Fussballer des Jahres 2014

  • WM-Teilnehmer 2014, 2018

Woran muss noch gearbeitet werden im Hinblick auf eine erfolgreiche WM-Qualifikation und die Europameisterschaft?

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Nun gilt es, in den richtigen und wichtigen Momenten auf den Punkt bereit zu sein, damit wir dann die maximale Leistung abrufen können. Dass wir gegen große Mannschaften bestehen können, haben wir zuletzt in der Nations League ja bewiesen. Das ist und soll unser Gradmesser bleiben.

Was verbinden Sie mit Italien, wo Sie ja nun schon seit einigen Jahren spielen?

In Sachen Fussball das sehr gut geschulte defensive und taktische Verhalten in der Serie A. Was den Rest betrifft: Ich genieße die italienische Lebensqualität, das Essen, die Kultur, die Wärme.

Kann man in der Gruppe C einen Zweikampf zwischen Italien und der Schweiz um Platz eins erwarten – oder wäre das zu vermessen?

Italien ist sicherlich der Favorit der Gruppe, aber wir sehen uns durchaus auf Augenhöhe. Wir wollen und werden uns nicht verstecken.

Wie haben Sie den Neuaufbau der italienischen Nationalmannschaft beobachtet? Was sind deren Stärken und worauf wird es in Duellen gegen die Squadra Azzurra für die Schweiz ankommen?

Italiens Team hat sich in den letzten Jahren verändert, es gibt neue Gesichter, sehr gute Spieler. Die Mannschaft spielt auf einem hohen taktischen Level, hat in der EM-Qualifikation sehr viele Tore erzielt und hatte zuletzt einen guten Lauf. Wir sind also gewarnt.

Welche Art von Spielen erwarten Sie in der WM-Qualifikation?

Es ist der Beginn einer neuen Kampagne. Da gilt es, den Tritt zu finden und keine Fehler zu begehen. Aber ich bin überzeugt, dass wir gut starten, wenn wir uns auf uns fokussieren, im Wissen, dass wir auf unangenehme Gegner treffen werden.

Sie haben in einem anderen Interview kürzlich festgestellt, wie schnell die Zeit als Fussballspieler vergeht – welche Ziele nimmt man sich mit Ende 20 vor?

Man schaut noch bewusster auf seinen Körper und auf eine gute Regeneration. Ganz generell gibt man sich noch mehr Acht als früher.

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