Freitag 13 Juli 2018, 15:38

Pitana: "Ein unbeschreibliches Gefühl"

Zum zweiten Mal in der Geschichte der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ wird einem Schiedsrichter die Aufgabe – und die Ehre – zuteil, das Eröffnungsspiel und das Finale zu leiten. Es handelt sich um den Argentinier Néstor Pitana, unterstützt von den Assistenten Hernán Maidana und Juan Pablo Belatti. Er stellt damit den Rekord ein, den sein Landsmann Horacio Elizondo 2006 in Deutschland aufgestellt hat.

Kurz nach der Bekanntgabe seiner Nominierung für das Finale sprach FIFA.com in einem Exklusiv-Interview mit dem 43-jährigen Schiedsrichter aus der argentinischen Provinz Misiones und seinen Assistenten über deren Gefühle in diesem Moment, die Herausforderung in Moskau sowie über die Vorbereitungen auf ein Spiel dieser Größenordnung.

Herr Pitana, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung. Wie würden Sie diesen Augenblick beschreiben? Pitana: So emotionale Augenblicke hat es in meinem Leben nur selten gegeben. Vielleicht ist es vergleichbar mit dem Moment, in dem ich erfahren habe, dass ich Vater werde. Weil damit eine so große Opferbereitschaft und Verantwortung einhergeht. Jeder Junge, der Fussball liebt, träumt davon, beim Finale einer WM dabei zu sein. Dieses Team hat hart gearbeitet, um so weit zu kommen. Wir haben einen der schönsten Erfolge in der Welt des Schiedsrichterwesens erreicht. Jetzt wollen wir das Ganze bestmöglich vollenden.

Wie kommt man zu einem solchen Privileg? Belatti: Durch Arbeit und noch mehr Arbeit. Wir haben sehr viel Zeit in unsere Leidenschaft investiert. Stunden, in denen unsere Freunde und unsere Familien auf uns verzichten mussten. Wir haben sehr viel Energie hineingesteckt. Was wir empfunden haben, als wir die Mitteilung bekamen, dieses Wirrwarr von Gefühlen, die durch Mark und Bein gehen, kann man nur jemandem erklären, der den Alltag dieses Berufes kennt. Wir sind sehr glücklich und uns unserer Verantwortung voll und ganz bewusst.

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In diesem Spiel stehen sich mit Frankreich und Kroatien zwei hervorragende Teams gegenüber. Was denken Sie über die Kontrahenten? Maidana: Das sind zwei sehr wichtige Mannschaften, die so weit gekommen sind, weil sie konzentriert gearbeitet und sehr gut geplant haben. Sie haben es sich verdient. Bei uns verhält es sich ähnlich. Wir haben sehr hart gearbeitet, um bis hierher zu kommen. Genau wie sie, stehen auch wir vor einer Herausforderung. Dieses Team, das wir auf die Beine gestellt haben, hat eine große Chance. Gute Arbeit wird nicht ausreichen, wir müssen hervorragende Arbeit leisten.

Gibt es bei der Planung eines WM-Finales eine besondere Vorgehensweise? Pitana: Ich glaube nicht. Wir werden genauso weitermachen wie bisher. Wie immer werden wir sehr konzentriert sein, denn dadurch sind wir so weit gekommen.

Belatti: Ich würde nicht sagen, dass wir abergläubisch sind, aber wir haben schon einige Rituale und Gewohnheiten. Daran werden wir weiter festhalten, denn das ist einfach unsere Art. Auf dem Weg hierher waren der Mate-Tee, Musik und Scherze immer unsere Begleiter. Damit können wir uns besser entspannen. Doch auch die eine oder andere Umarmung, Ermutigung oder ein wissender Blick sind wichtig, denn damit geben wir uns zu verstehen, dass wir füreinander da sind. So haben wir bisher gearbeitet, und daran werden wir nichts ändern. Wir werden ebenso viel geben wie bisher und noch etwas mehr. Doch unsere Vorbereitung werden wir wie gehabt fortsetzen.

Wie Sie gerade erwähnt haben, spielt Musik eine wichtige Rolle für Sie. In welchem Rhythmus schlägt Ihr Herz gerade? Pitana: Ich mag jede Art von Musik, von Reggaeton bis hin zu eher klassischer Musik. Aber in diesem Augenblick ist es eine Mischung aller Rhythmen. Die Freude ist so groß, dass ich mich auf keinen Rhythmus festlegen kann. Ich würde sagen, mit diesem Wirrwarr schaffen wir eine ganz neue Musikrichtung, die noch nie zuvor zu hören war [lacht].