Sonntag 28 Juni 2020, 11:00

Oumari – Seite an Seite mit Topstars

  • Oumari spricht über seine Zeit mit Iniesta, Podolski und Villa

  • Kann der Libanon sich für für Katar 2022 qualifizieren?

  • Erstes Ziel: Unentschieden gegen die Republik Korea

Der libanesische Verteidiger Joan Oumari hätte sich niemals träumen lassen, dass sein Transfer nach Japan im Jahr 2018 für ihn die Chance seines Lebens wäre. Nach seinen Gastspielen in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei hat er nun auch in Japan neue Erfahrungen gesammelt und neue Freunde gefunden.

Seit seinem Wechsel nach Japan erlebt Oumari eine für ihn neue Spielweise und trifft auf Stars, die WM-Geschichte schrieben – von Andres Iniesta, Fernando Torres und David Villa, die 2010 mit Spanien Weltmeister wurden, bis hin zu Lukas Podolski, der den Titel vier Jahre später mit Deutschland gewann.

FIFA.com führte mit dem 31-jährigen Verteidiger ein Gespräch über seine Erfahrungen in Japan, das Aufeinandertreffen mit großen Namen und Libanons Chancen in der Asien-Qualifikation für Katar 2022.

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FIFA.com: Joan, Sie spielen jetzt Ihre dritte Saison in Japan. Wie sehr hat der Wechsel nach Ostasien Sie persönlich weitergebracht?

Joan Oumari: Meine Erfahrungen hier unterscheiden sich sehr von denen in anderen Ländern, in denen ich gespielt habe. Ich war in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei aktiv und nun bin ich hier in Japan. Jedes Land bedeutet ein neues Kapitel in meiner Karriere, und überall habe ich neue Spielweisen kennen gelernt. Der Fussball in Japan ist wieder eine Sache für sich. Aufgrund des Körperbaus der Spieler wird hier ziemlich schnell gespielt. Ich habe jedenfalls durch das Spielen hier sehr viel gelernt.

Der japanische Fussball hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Seit 1998 waren die Japaner bei allen FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™ dabei. Was haben Sie durch das Spielen in der J1 League gewonnen?

In Japan habe ich meine Leistungsfähigkeit verbessert, meine physische Stärke und auch die Präzision meiner Pässe. Weil viele hochklassige Spieler auf dem Feld sind, habe ich auch meine Konzentration verbessert. Disziplin ist eine klassische Tugend in Japan. Ich habe noch in keinem Land eine derart strikte Disziplin erlebt. Ich denke, dies ist einer der Faktoren, die mir geholfen haben, ein besserer Spieler zu werden.

Sie haben mit zahlreichen großen Spielern gespielt. Wie hat Sie diese Erfahrung weiter gebracht?

Es ist großartig, mit Spielern wie Andres Iniesta, Lukas Podolski, David Villa und Fernando Torres zu spielen. Das sind große Spieler mit tollen Persönlichkeiten. Man kann sehr viel von ihnen lernen, nicht nur auf dem Platz, sondern im Leben an sich. Für mich sind dies unvergessliche Erlebnisse.

Wie hat es sich konkret auf Ihre Spielweise auf dem Platz ausgewirkt, dass Sie mit Spielern dieses Kalibers die Umkleide geteilt haben?

Bei Sagan Tosu habe ich meine Spielweise deutlich verbessert. Fernando Torres hat mich motiviert, meine Ansprüche hochzuschrauben. Er ist ein cooler und bescheidener Mensch, der mich stets motiviert hat, mich zu steigern. Es war auch eine großartige Erfahrung, bei Vissel Kobe die Kabine mit Iniesta und Podolski zu teilen und mit ihnen zu trainieren. Die Trainingseinheiten mit Iniesta haben viel Spaß gemacht. Podolski und ich sind sogar gute Freunde geworden, weil wir auf Deutsch miteinander sprechen konnten. Für mich war das ein großartiges Erlebnis.

Sie sind einer der stärksten Verteidiger in Nationalmannschaft Libanons. Was sagen Sie zu den Leistungen Libanons in den vergangenen zwei Jahren?

Unser Nationalteam hat sich enorm entwickelt, insbesondere mit unserem Auftritt beim AFC Asien-Pokal 2019. In den Qualifikationsspielen waren wir sehr gut. Bei der Endrunde hatten wir dann allerdings Pech. Doch wir haben viel aus dieser Erfahrung gelernt. Wir haben uns stark verbessert und unsere Gegner haben gemerkt, dass wir stärker sind und man uns nicht mehr unterschätzen sollte. Was den Fussball in Libanon angeht, so muss er professionalisiert werden. Wenn dies geschieht, entwickelt sich das Spiel weiter und die Spieler werden viel besser.

Libanon belegt in Gruppe H der Asien-Qualifikation für Katar 2022 derzeit Platz drei. Was sagen Sie zum bisherigen Verlauf der Qualifikation?

Ehrlich gesagt hätten wir besser sein können. Wir haben unser erstes Spiel gegen die DVR Korea mit 0:2 verloren und dann auch zu Hause in Beirut zwei Punkte liegenlassen, obwohl wir eigentlich das bessere Team sind [Libanon besiegte die DVR Korea beim AFC Asien-Pokal 2019 mit 4:1, Red.]. Die Republik Korea hat ein starkes Team, doch auch wir haben gute Spieler und können uns weitere Niederlagen nicht leisten, wenn wir uns qualifizieren wollen. Wir müssen uns voll konzentrieren und sehr ernsthaft an dieses Spiel herangehen. Wir müssen es zum Asien-Pokal schaffen. Was die WM angeht, ist alles möglich, doch unser vorrangiges Ziel muss jetzt der Asien-Pokal sein.

Sie haben noch drei Qualifikationsspiele zu absolvieren. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, die dritte Runde zu erreichen?

Wir haben auf jeden Fall eine Chance. Es wäre gut, wenn wir Turkmenistan und Sri Lanka schlagen. Die Republik Korea hat ein starkes Team. Viele Spieler sind in Europa aktiv. Unsere Begegnung wird sicher schwer, doch ein Unentschieden würde unsere Chancen auf die Qualifikation verbessern. Wir müssen selbstbewusster und entschlossener spielen. Unsere Leistungen müssen sich bessern. Ich hoffe, die Situation in Libanon wird besser und wir können den Menschen in Libanon Freude schenken.