Donnerstag 31 März 2016, 09:38

Neue Namen sorgen in Asien für Furore

Die zweite Runde der Asien-Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ wird vielen Nationen als ein Wendepunkt in Erinnerung bleiben. Zahlreiche Länder mit bisher eher bescheidener historischer Erfolgsbilanz haben noch nie dagewesene Höhen erreicht.

So spiegelte sich der jüngste Erfolg Thailands in der AFC Champions League auch in der WM-Qualifikation wieder, in der sich die Kriegselefanten souverän als Gruppensieger für die entscheidende Runde qualifizieren konnten. Syrien wiederum erreichte entgegen allen Prognosen trotz der großen inneren Probleme des Landes mit sechs Siegen aus acht Partien ebenfalls die letzte Qualifikationsphase.

Jenseits dieser Erfolge wirft FIFA.com einen Blick auf einige weitere Nationen, für welche das WM-Abenteuer zwar beendet sein mag, die aber dank historischer Ergebnisse einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben und in Zukunft von sich reden machen werden.

Afghanistan Afghanistan befindet sich eindeutig im Aufwärtstrend, obwohl das Team den größten Teil der letzten zwei Jahrzehnte aufgrund der politischen Turbulenzen im Land kaum mehr in Erscheinung getreten war. Seit der Rückkehr auf die internationale Bühne 2002 beeindruckt das Team mit kontinuierlichen Fortschritten, die indes nie so offenkundig zutage traten wie zuletzt. Während in den drei vorherigen WM-Qualifikationen kein einziger Sieg erzielt wurde, gelangen der aktuellen Generation dieses Mal gleich drei. Krönender Höhepunkt war der bemerkenswerte Triumph in dieser Woche gegen den viermaligen Südostasienmeister Singapur. Dies alles, obwohl das Team dazu gezwungen war, seine Heimspiele in Iran auszutragen. Doch in dieser Woche waren Tausende Afghanen zugegen, um Zeugen des bisher größten Erfolgs in der Geschichte der WM-Qualifikation zu werden. Durch das Erreichen der Qualifikationsphase für den AFC Asien-Cup hat der Südasienmeister von 2013 nun die realistische Chance, erstmals am kontinentalen Kräftemessen teilzunehmen.

Guam Es ist kaum vorstellbar, dass eine Nation von knapp 170.000 Einwohnern gegen eine mit über einer Milliarde Einwohnern gewinnt, doch genau dies ist im letzten Jahr Guam gelungen. In der Qualifikation für Russland 2018 gelang ein Sieg gegen Indien. Noch vor 15 Jahren hatte das Nationalteam die damalige Rekordniederlage von 0:19 kassiert. Dieser Gegensatz illustriert die ganze Entwicklung des Teams in der letzten Zeit unter der Leitung des englischen Trainers Gary White - sowohl in technischer als auch in mentaler Hinsicht. Unter White hat die Mannschaft das Erbe der einheimischen Chamorro-Kultur wieder anerkannt und angenommen. Das inzwischen Matao genannte Team aus der abgelegenen nordpazifischen Inselnation hat seitdem kaum vorstellbare Höhen erreicht. Dem Sieg gegen Indien im vergangenen Juni war wenige Tage zuvor ein Erfolg gegen Turkmenistan im lang ersehnten ersten WM-Qualifikationsspiel auf heimischem Boden vorausgegangen. Zudem gelang Guam eine erstaunliche Defensivleistung. Lässt man die beiden Partien gegen Iran außer Acht, kassierte das Team nur drei Gegentore in sechs Spielen. Das Ergebnis ist ein respektabler vierter Platz in der Gruppe.

Hongkong Die Fussballgeschichte Hongkongs reicht weit über die Gründungsjahre der asiatischen Fussballkonföderation in den 1950er-Jahren zurück und begann Anfang des letzten Jahrhunderts. Das Territorium außerhalb des Festlandes der VR China war schon vor vielen Jahrzehnten eine asiatische Fussballmacht, und nun scheint es zu gelingen, diese Zeiten wiederzubeleben. Hongkongs denkwürdigste Leistung in der WM-Qualifikation war 1985 ein nicht für möglich gehaltener 2:1-Triumph gegen China. Auch in der aktuellen WM-Qualifikation waren zwei torlose Unentschieden gegen den gleichen Gegner der Grund dafür, dass das bevölkerungsreichste Land der Erde bis zum letzten Spieltag um das Weiterkommen zittern musste. Aber Hongkong landete am Ende mit drei Punkten Rückstand auf dem dritten Platz der Gruppe. Unter Trainerfuchs Kim Pangon aus Korea Republik findet das Nationalteam nach und nach wieder in die Erfolgsspur zurück. Dies verdankt sich außerdem der guten Basisarbeit, die der Fussballverband Hongkongs seit einigen Jahren leistet.

Palästina Anfang 2015 nahm Palästina erstmals an der Asienmeisterschaft teil und konnte nun auch in der Qualifikation für Russland 2018 durchgehend seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Das Erreichen des dritten Platzes in der Gruppe muss unter den gegebenen Umständen geradezu als außergewöhnliche Leistung bezeichnet werden. So trotzte das Team den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem vermutlich besten Angriff des Kontinents ein torloses Unentschieden ab. Dass dies kein Zufallserfolg war, bewies Palästina mit demselben Ergebnis in der Partie gegen die westasiatische Großmacht Saudiarabien, das auf neutralem Boden in Jordanien errungen wurde. Mit drei Siegen aus acht Spielen wurde die bisherige Bestleistung weit übertroffen. Die technisch begabten und athletischen Spieler bilden nun den Grundstein für die zukünftigen Erfolge Palästinas.

Philippinen Lange Zeit galten die Philippinen als eine der schwächsten Fussballnationen Südostasiens. Diesen Ruf konnte das Land in den letzten Jahren endgültig ablegen. Das Azkals genannte Team konnte zunächst unter dem Deutschen Michael Weiss und zuletzt unter dem ehemaligen U.S.-Kapitän Thomas Dooley beweisen, dass es jedem Gegner auf dem Kontinent die Stirn bieten kann. Dies wurde am letzten Spieltag der zweiten Runde erneut offenbar, als die philippinische Auswahl gegen Korea DVR nach zwischenzeitlichem Rückstand einen dramatischen Last-Minute-Sieg errang. In den Schlussminuten gelang gegen den für seine defensive Robustheit bekannten WM-Teilnehmer von 2010 die erfolgreiche Aufholjagd und ein 3:2-Erfolg. Das Ergebnis war von doppelter Bedeutung, weil die Chollima dadurch im Kampf um die WM-Tickets aus dem Rennen ist. Korea DVR hätte einen Sieg benötigt, um vor China VR in die dritte Runde der WM-Qualifikation einzuziehen.

Die Philippinen haben selten an der WM-Qualifikation teilgenommen und waren beispielsweise auch auf dem Weg nach Südafrika 2010 nicht mit von der Partie. Doch das rundum erneuerte Team mit zahlreichen Spielern, die im Ausland Erfahrung gesammelt haben, gewann drei seiner acht Partien und hat damit die bisherige Bilanz von einem Sieg aus 13 Spielen erheblich verbessern können.