Montag 18 Juli 2016, 08:23

Mooy genießt zweiten Frühling

Die Spielzeit 2014/15 in Australien war gerade zur Hälfte absolviert, als der Ligabetrieb wegen des AFC Asienpokals im eigenen Land unterbrochen wurde. Für den damals 24-jährigen Aaron Mooy war das letzte Spiel vor der Turnierpause Anfang Januar 2015 ausgerechnet ein 0:2 mit Melbourne City gegen die Central Coast Mariners. Danach war er einen Monat lang zum bittersüßen Nichtstun verurteilt. Denn für den Asien-Pokal war er auf Seiten der Socceroos nicht nominiert worden. Grund dafür war mangelnde Routine. Mooey hatte in den Jahren vor dem so wichtigen Turnier nur wenige Länderspielminuten absolviert. Ohne Mooy also führte Nationaltrainer Ange Postecoglou die Mannschaft zu ihrem ersten kontinentalen Titel in Asien. In einem dramatischen Finale wurde die Republik Korea nach Verlängerung mit 2:1 besiegt.

Nun ist es nach einem solch historischen Erfolg oft so, dass zunächst einmal diejenigen einen gewissen Bonus haben, die ihn errungen haben. Anders bei Mooy. Er gehörte zu jenen, die in die Phalanx der Helden von Sydney einbrachen. Zwanzig Minuten im Freundschaftsspiel gegen Deutschland im März 2015 genügten dem jungen Mann mit dem Passspiel eines echten Spielmachers, um sich einen Stammplatz zu erobern. In sieben der bisherigen acht Qualifikationsspiele Australiens für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ kam Mooy zum Einsatz, hat dabei zwei Tore geschossen und sechs aufgelegt. Bringt er also das kreative Moment in die von Postecoglou auf den Platz geschickten Mannschaften ein?

"Ich spiele den Ball gern in die Spitze und bereite Tore vor", sagt Mooy im Gespräch mit FIFA.com wenig überraschend. "Das ist mein Spiel. Ich bekomme mehr Einsatzzeit, das ist gut fürs Selbstvertrauen. Auch durch meine Jahre in der A-League werde ich besser."

Genau genommen ist Mooy seit 2012 wieder in Australien. Seine späten Teenagerjahre verbrachte er in der Jugend der Bolton Wanderers in England, ehe er bei St. Mirren in Schottland das erhoffte Profidebüt feiern konnte. Nach seiner Rückkehr 2012 lief für Mooy zunächst alles wie am Schnürchen. Er war Stammspieler bei den Western Sydney Wanderers, dem Verein seiner Heimatstadt, und spielte im Dezember des Jahres im Länderspiel gegen Guam erstmals 90 Minuten durch.

Er schien auf Jahre in der Nationalmannschaft gesetzt, zumal er auch die Erfahrung der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 2009 einbrachte, die er mit den Young Socceroos gespielt und für "unglaublich" befunden hatte. Den Sprung in die A-Nationalmannschaft schien Mooy ohne Anpassungsprobleme geschafft zu haben.

Doch dann spielte er in der WM-Qualifikation für Brasilien plötzlich keine Rolle und bei der Ostasiatischen Fussballmeisterschaft machte er ebenfalls nur ein Spiel. Dennoch war es bis zu seinem jüngsten zweiten Frühling unter Postecoglou Mooys hochkarätigstes internationales Fussballturnier. Heute jedenfalls ist der Mittelfeldspieler (wieder) voll des Lobes für seinen Nationaltrainer, der früher selbst ein Socceroo war.

"Er ist ein sehr guter Trainer", sagt Mooy über Postecoglou. "Die Art, wie er spielen lassen will, kommt mir sehr entgegen. Ich bin froh, unter ihm zu spielen. Er kann richtig einschüchternd auf einen wirken! Aber die Art, wie er Fussballs spielen lassen will, die gefällt mir eben auch. Ich habe Spaß daran."

Bislang erwiesen sich die Aussies auf ihrem Weg nach Russland als ausgesprochen torhungrig und treffsicher. Keine andere Mannschaft schoss in der zweiten Qualifikationsrunde mehr als 29 Tore. Allerdings ist Australiens Gruppe in Runde 3 mit Irak, Japan, Saudiarabien, Thailand und den Vereinigten Arabischen Emiraten so stark besetzt, dass man nicht unbedingt mit einer Wiederholung dieser Leistung rechnen sollte.

"Definitiv eine schwierige Gruppe", schätzt Mooy. "Zumindest einige Gegner sind harte Nüsse, besonders die Auswärtsspiele werden da sehr schwer. Aber wir sind zufrieden mit unserer Spielweise und unseren Fortschritten. In jedem Spiel, das ich absolviert habe, habe ich Verbesserungen in der Spielanlage festgestellt. Bis es mit der Qualifikation weiter geht, sitzen hoffentlich auch noch die letzten Feinheiten."

Das wird im September sein und dann muss sich Mooy auch wieder mit dem Thema Jetlag beschäftigen. Denn künftig gehört er ja zu Pep Guardiolas neuem Klub Manchester City, der mit seinem bisherigen Klub in Melbourne einen Kooperationsvertrag hat. Dazu passt, dass Mooy von Teilen des australischen Anhangs gern mit Guardiolas Protegé Andres Iniesta verglichen wird.

Mooy selbst ist das eher unangenehm. "Mit Iniesta als Vorbild bin ich aufgewachsen", sagt er uns grinst verlegen. "Er setzt nach wie vor Maßstäbe. Ein großartiger Spieler, dem man gern zusieht."

Unter Vertrag stehen wird Mooy in England bei City, spielen aber wird er zunächst für den Zweitligisten Huddersfield Town, an den er sofort ausgeliehen wurde. In der Gegend dürfte Mooy schnell wieder heimisch werden; er kennt sie von früher. Huddersfield liegt weniger als eine Autostunde von Bolton entfernt und Mooys schottische Verlobte, die er während seines Gastspiels bei St. Mirren kennen lernte, sollte die Eingewöhnung in der neuen Heimat ebenfalls erleichtern.

Aber wie auch immer Mooy der erneute Wechsel nach England bekommt, einen Stammplatz bei Postecoglou hat er damit nicht sicher. "Alles kann passieren", sagt Mooy. "Man kann auch zu seinem alten Verein in ein gewohntes Umfeld zurückkehren, in eine Formkrise geraten und nicht nominiert werden. Ich werde einfach versuchen, mich in jedem Spiel für die Nationalmannschaft anzubieten."

Mit dieser Einstellung wird Mooy künftig wohl mitten im Geschehen sein und nicht mehr nur in der ungeliebten Zuschauerrolle, wenn seine Socceroos um Qualifikation oder Titel spielen.