Donnerstag 15 September 2016, 09:54

Luis Neto: "Wir wollen den FIFA Konföderationen-Pokal gewinnen"

Im Sommer feierte die Nationalmannschaft Portugals mit dem Sieg gegen Gastgeber Frankreich im Finale der UEFA EURO 2016 im Stade de France ihren bislang größten Erfolg. Millionen Portugiesen rund um die Welt bejubelten den Titelgewinn, so auch Luis Neto. Der 28-jährige Verteidiger von Zenit Sankt Petersburg wurde während des Trainingslagers seines Klubs in der Schweiz sogar von seinen Teamkameraden bei seinen Freudensprüngen vor dem Fernseher gefilmt.

Den Sprung in den EM-Kader von Trainer Fernando Santos hatte er verpasst, nachdem er in der Qualifikation einige Male zum Einsatz gekommen war. Somit hat auch er einen gewissen persönlichen Anteil an dem Titelgewinn, durch den Portugal auch für den FIFA Konföderationen-Pokal im nächsten Sommer in Russland qualifiziert ist.

"Ich habe mich sehr über den Titelgewinn gefreut", so der Innenverteidiger gegenüber FIFA.com. "Natürlich wären meine Emotionen noch intensiver gewesen, wenn ich Teil des Kaders gewesen wäre. Aber auch so bin ich sehr stolz auf das Team. Das ganze Land war völlig aus dem Häuschen und ich selber natürlich auch. Weil ich dieses Mal nicht nominiert war, bin ich jetzt nur noch stärker motiviert, um meinen Platz in der Mannschaft zu kämpfen."

Netos Reaktion auf den Siegtreffer durch Eder wurde dank der versteckten Kameras seiner Teamkameraden von Sankt Petersburg öffentlich bekannt. Das stört Luis allerdings überhaupt nicht.

"Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich gefilmt wurde. Meine Freude ist also voll und ganz echt", so Neto. "Schließlich war es das EM-Finale und wir hatten gerade ein fantastisches Tor geschossen. Welche Reaktion hätte man sonst von mir erwarten können? Ich habe einfach mein Land unterstützt.

Portugal hat es ins Finale geschafft und gewonnen, weil die Mannschaft eine Einheit bildet. Aufgrund von Verletzungen und Sperren kamen alle unsere Feldspieler bei der EURO zum Einsatz. Ganz Portugal war an diesem Erfolg beteiligt. Eine geeinte Front, alle für einen und einer für alle. Wir haben schon seit vielen Jahren eine tolle Mannschaft, aber das Glück war zuvor nicht auf unserer Seite. Jetzt haben wir endlich den Lohn kassiert."

Die Selecção das Quinas hatte während des Turniers aufgrund ihrer wenig attraktiven und defensiv ausgerichteten Spielweise durchaus Kritik einstecken müssen. Doch diesen Einwand lässt Neto nicht gelten.

"Die stärksten Teams verteidigen schon ganz vorn und machen es so der Hintermannschaft leichter, ihren Job zu erledigen. Was soll denn "attraktiver Fussball" überhaupt bedeuten? Die beste Spielweise ist diejenige, die den Sieg bringt. Wer wird sich denn in zehn Jahren noch daran erinnern, ob Portugal mit "attraktivem Fussball" die EURO in Frankreich gewonnen hat? In meinen Augen hat Portugal schlichtweg die Spielweise gewählt, die für den Sieg erforderlich war."

"Ein Sieg mit Portugal in Sankt Petersburg wäre fantastisch" Wie die anderen europäischen Nationen ist auch Portugal kürzlich in die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ gestartet. Zudem wird das Team als amtierender Europameister auch beim FIFA Konföderationen-Pokal im kommenden Jahr antreten.

"Ich will aus zwei Gründen unbedingt dabei sein", so der Star von Zenit Sankt Petersburg. "Zunächst einmal, weil ich so viele Spiele wie möglich für mein Land absolvieren will. (Bislang hat Neto elf Einsätze in der Nationalmannschaft, Red.) Außerdem natürlich, weil das Turnier in Russland stattfindet, das für mich zur zweiten Heimat geworden ist.

"Ich war noch nie in Sotschi, aber in Moskau und Kasan habe ich schon gespielt. Trotzdem kann ich nicht behaupten, diese Städte gut zu kennen. Bei Sankt Petersburg sieht die Sache schon anders aus. Es wäre fantastisch, hier mit der portugiesischen Nationalmannschaft zu spielen. Allerdings lebe ich normalerweise eher für den Moment und denke nicht allzu weit in die Zukunft voraus. Das Niveau des Turniers wird sehr hoch. Schließlich sind nur starke Teams dabei. Es wird also sehr interessant.

Und ich kann Ihnen versichern, dass Portugal den FIFA Konföderationen-Pokal sehr ernst nehmen wird. Wir werden versuchen, das Turnier zu gewinnen und guten Fussball zu spielen. Für uns ist das ein Teil der Vorbereitungen für Russland 2018. Seit 2000 hat Portugal keine einzige WM oder EM verpasst und diese Serie wollen wir unbedingt fortsetzen. Die WM in Russland ist für uns ganz besonders bedeutend, weil wir dort als amtierender Europameister antreten würden. Das bringt eine große Verantwortung mit sich. Wir müssen den Erwartungen entsprechen."

Die Schützlinge von Fernando Santos haben bereits erfahren, wie schwer die Bürde des Titelträgers sein kann. Sie verloren ihr erstes WM-Qualifikationsspiel in der Schweiz mit 0:2. Neto kann man dies allerdings nicht anlasten, denn er verbrachte die Partie auf der Ersatzbank.

Der Trainer setzte ihn in dieser Partie nicht ein, obwohl Neto sich Zenit sehr gut entwickelt. Nachdem er seine Anfangsschwierigkeiten überwunden hatte, wurde er kürzlich zum Spieler des Monats gewählt.

"Ich hatte Probleme mit der Eingewöhnung", erklärt er. "Aber jetzt habe ich mich an die Stadt, das Land und den Klub gewöhnt. Ich war noch ziemlich jung, als ich hierher kam. Aber dreieinhalb Jahre sind ja schon eine recht lange Zeit. Mittlerweile ist alles anders: Ich kenne die russische Liga viel besser, und auch die Atmosphäre bei Zenit war in den vergangenen Jahren einfach toll. Daher fiel mir die Entscheidung leicht, noch länger zu bleiben."

Mittlerweile ist Luis ein wahrer Sankt-Petersburger geworden. Sein Russisch hat er stark verbessert, auch wenn er immer noch Hemmungen hat, die Sprache zu sprechen. Und auch als Fremdenführer bewährt er sich.

"Ich war natürlich selbst noch nicht überall, aber in der Eremitage war ich schon zwei Mal. "Die Stadt hat so viel Schönes zu bieten. Im Sommer war ich zum ersten Mal in Peterhof – das war sehr beeindruckend. Alles ist einfach wunderschön, das Schloss, der Park, die Fontänen... Wenn das Wetter richtig schön ist, muss es dort unglaublich sein. Ich empfehle jedem, der nach Sankt Petersburg kommt, einen Tag in Peterhof einzuplanen."