Mittwoch 22 April 2020, 12:50

Le Roy: "Senegal ist haushoher Favorit in unserer Gruppe"

  • 2006 qualifizierte sich Togo erstmals für die FIFA Fussball-WM und Senegal hatte das Nachsehen

  • Auf dem Weg nach Katar finden sich beide Mannschaften nun erneut in derselben Gruppe wieder

  • Togos Trainer Claude Le Roy äußert sich zu Gegnern und Zielen

2006 war ein historisches Jahr für den Fussball in Togo. Die Nationalmannschaft des Landes konnte sich erstmals für die Endrunde einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ qualifizieren. Es blieb bis heute die einzige Teilnahme der Sperber an diesem wichtigsten aller Turniere.

Seinerzeit legte Togo einen beeindruckenden Parcours hin, um sich zu qualifizieren. Insbesondere wurde der damalige haushohe Favorit Senegal souverän mit 3:1 besiegt. Auch im Rückspiel in Dakar gelang Togo ein Punktgewinn (2:2). All das ist umso bemerkenswerter, als Senegals Löwen von Teranga ihren Kontinent vier Jahre zuvor in Korea/Japan 2002 so herausragend vertreten hatten, nachdem sie zudem zuvor Kamerun im Endspiel um den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal lediglich knapp im Elfmeterschießen unterlegen waren.

Ob nun Zufall oder Schicksal: Die Gruppenauslosung der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Katar 2022™ ergab, dass sich die Wege von Togo und Senegal erneut kreuzen – und die Umstände sind ganz ähnlich wie vor 16 Jahren: Die Löwen von Teranga waren 2018 in Russland dabei und Finalist der Afrikameisterschaft 2019 in Ägypten, wo sie das Endspiel gegen Algerien mit 0:1 verloren.

Wiederholt sich also mit dem neuerlichen Duell zwischen Togo und Senegal die Geschichte?

"2002 haben die Löwen von Teranga unter dem 2013 verstorbenen Bruno Metsu großartige Leistungen gezeigt, ihr Niveau aber danach nicht halten können", weiß Togos heutiger Trainer, Claude Le Roy. "Vier Jahre später spielte die Mannschaft ganz anders."

Weiter erklärt der Franzose: "Senegals heutiges Nationalteam kann sich auf großartige Spieler stützen, die allesamt in den weltbesten Ligen spielen. Sie ist mehr als nur Sadio Mané. Da gibt es mit Kalidou Coulibaly auch einen der konstantesten Verteidiger des Planeten und mit Idrissa Gueye einen tollen Mittelfeldspieler. Angesichts dessen ist es schon bemerkenswert. Denn jedes Mal, wenn man glaubt, Senegal wird Afrikameister, verpatzen sie das Finale."

Der Herausforderung für seine Sperber gegen die Mannschaft von Aliou Cissé ist sich Le Roy nichtsdestoweniger bewusst. "Wenn wir eine Chance haben wollen, uns zu qualifizieren, dürfen wir uns keinerlei Ausrutscher leisten. Dazu gehört, anzuerkennen, dass Senegal haushoher Favorit in unserer Gruppe ist", sagt er. Es handelt sich um den afrikanischen Vizemeister und generell um eine der stärksten Mannschaften des Kontinents."

Zahlt sich die Arbeit endlich aus?

Seit 2016 steht Claude Le Roy an der Spitze der Nationalmannschaft Togos. Vier Jahre, in denen er den Fussball im ganzen Land weiterzuentwickeln versucht hat. Neben seiner Aufgabe als Nationaltrainer widmet sich der Franzose auch der Ausbildung der Nachwuchsmannschaften. Er stellt sein ganzes Know-how in den Dienst des Fussballs in dem westafrikanischen Land.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei allerdings natürlich auf der A-Nationalmannschaft. "Wir haben eine neue Spielergeneration. Mein Ziel ist die kontinuierliche Arbeit mit diesem Kader", so Le Roy. "Wenn das Coronavirus uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, befänden wir uns jetzt in der Vorbereitung, mit der wir die Arbeit der letzten Jahre fortsetzen wollen. Ich will der Mannschaft zu fussballerischer Reife und Abgeklärtheit verhelfen. Meine Philosophie ist stets, ein solides Fundament zu hinterlassen, auf dem auch die Trainer nach mir aufbauen können."

Viel Erfahrung

Das erste Afrikaabenteuer in der langen Karriere von Le Roy datiert aus dem Jahr 1985, als er Nationaltrainer von Kamerun wurde. 35 Jahre später sitzt er auf der Bank von Togo. "Trainer in Afrika zu sein, ist sehr anspruchsvoll", weiß Le Roy. "Da heißt es, hart arbeiten und die Bodenhaftung nicht verlieren. Wer auf diesem Kontinent Erfolg haben will, muss seine Ausbildung einbringen, sein Wissen um die Kultur und seine Erfahrung. Wichtig ist, den Spielern in ihrer Entwicklung zu helfen, ohne sie zu verhätscheln."

Mehrfach hat Le Roy bei seiner Arbeit in Afrika den Staffelstab an seine jeweiligen Assistenten weitergereicht: Da wären insbesondere der zweimalige Afrikameister Hervé Renard, Kwesi Appiah, der Ghana zur WM-Endrunde 2014 in Brasilien führte, oder auch Sébastien Migné, der heute Äquatorial-Guinea trainiert.

"Bei ihrem Erfolg wird mir warm ums Herz", sagt unser Gesprächspartner. "Ich habe mein ganzes Know-how mit ihnen geteilt, ob das nun Hervé Renard war, der später zwei Mal den Afrikanischen Nationen-Pokal gewann, oder Kwesi Appiah, der mein Assistent in Ghana war, ehe er dann Cheftrainer wurde, oder Sébastien Migné, der inzwischen Nationaltrainer von Äquatorial-Guinea ist. In meiner Karriere habe ich von Anfang an all mein Wissen mit meinen Assistenztrainern geteilt. Ich wollte immer, dass sie erfolgreich sind."

Fünf Favoriten

Nachdem bei der letzten Weltmeisterschaft mehrere Größen des afrikanischen Fussballs fehlten (etwa Algerien, Kamerun und die Elfenbeinküste), rechnet der aus Frankreich stammende Trainer für 2022 fest mit der Rückkehr dieser Schwergewichte.

"Ich hoffe, dass mir das nicht negativ ausgelegt wird, aber ich halte einen unserer Gruppengegner für den Favoriten. Für mich sind die beiden Finalisten des letzten Afrikanischen Nationen-Pokals favorisiert, nämlich Algerien und Senegal. Beides sind ganz starke Mannschaften. Daneben schätze ich die Mannschaften hoch ein, die sich schon oft qualifiziert haben, also zum Beispiel Nigeria, Kamerun und die Elfenbeinküste – nicht zu vergessen Marokko mit seinen Spitzenspielern oder Südafrika, das es jedem Gegner in seiner Gruppe schwer machen wird, oder auch Mali, dem ich diesmal den Sprung zutraue."