Heute vor genau zehn Jahren feierte William Kvist sein Debüt in der dänischen Nationalmannschaft. Seitdem hat er mehr als 60 Länderspieleinsätze absolviert. Kvist erlebte in der Nationalmannschaft und bei seinen Klubs in Deutschland, England und in seinem Heimatland zahlreiche Höhen und Tiefen und hat dabei eines über den Fussball gelernt:

"Beim Fussball gibt es eigentlich nur Schwarz und Weiß. Wenn man gewinnt, ist alles prima und fantastisch. Wenn man aber verliert, steht man dumm da", so der 32-Jährige.

Das haben Kvist und die dänische Nationalmannschaft in den letzten Jahren am eigenen Leib erfahren. Die Dänen scheiterten zwei Mal in Folge in der Qualifikation für ein großes internationales Turnier und mussten viel Kritik einstecken. Es erweist sich als zusätzliche Bürde, dass nach den Erfolgen des "Danish Dynamite" aus den 1980er Jahren und insbesondere dem Titelgewinn bei der UEFA EURO 1992 die Messlatte sehr hoch liegt.

"Die Geschichte kann ein Verbündeter sein, aber sie kann auch ein Gegner sein", lautet daher Kvists Einschätzung. "In Dänemark erinnern wir uns natürlich sehr gern an diese fantastischen Mannschaften, doch das bedeutet auch, dass wir stets mit ihnen verglichen werden und dabei negativ abschneiden."

"Die letzten Jahre waren ganz sicher nicht die besten der Dänen. Die Mannschaft musste sich nach der langen Zeit unter Morten Olsen erst einmal an den neuen Trainer Age Hareide und seine neue Herangehensweise gewöhnen. Jetzt drängen einige sehr starke junge Spieler nach. Ich habe den Eindruck, dass die Balance zwischen ihnen und den älteren Spielern, zu denen auch ich selbst zähle, jetzt endlich stimmt. Sehr wichtig war für uns, dass die Fans wieder an die Nationalmannschaft glauben. Und genau das ist jetzt allmählich wieder der Fall."

Die letzten drei Ergebnisse Dänemarks:*Rumänien – Dänemark 0:0 Dänemark – Deutschland 1:1 Kasachstan - Dänemark 1:3*

Der Grund für den neuerlichen Glauben an die Nationalmannschaft sind deren Leistungen und Ergebnisse seit Anfang 2017. Nachdem die Dänen im vergangenen Oktober in den beiden Partien gegen Polen und Montenegro ohne Punkt blieben, haben sie sich nun wieder ins Rennen zurück gekämpft, woran Kvist großen Anteil hat.

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(#WCQ | Gruppe E (EUROPA) Nächste Runde, 1. Sept: Kasachstan – Montenegro Dänemark – Polen Rumänien – Armenien pic.twitter.com/tNbTwnGzxy)

— FIFA World Cup (@FIFAWorldCup) 10. Juni 2017

Mittelfeldmann Kvist ist einer der wenigen Spieler im Kader, die schon bei der letzten WM-Teilnahme der Dänen 2010 dabei waren. Mit seinen nunmehr 32 Jahren ist er daher wichtiger denn je für die Mannschaft. Er spielt nun wieder für den FC Kopenhagen, wo er seine Karriere begann, bevor er nach Stuttgart, Fulham und zu Wigan Athletic wechselte. Kvist genießt den Herbst seiner Karriere.

"Ich strebe keinen großen Wechsel mehr an und will nicht mehr in eine der großen Ligen. Ich kann also voll und ganz genießen, wie es im Moment für mich läuft", sagt er entspannt.

"Meine alten Beine sind nicht mehr so schnell wie früher, aber ich finde, dass ich trotzdem in manchen Aspekten besser geworden bin. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass ich mehr beitragen kann, und zwar nicht nur mit dem Ball, was die Taktik und was die Kommunikation angeht, sondern auch abseits des Feldes."

"Meine Erfolge und die der Nationalmannschaft verliefen ziemlich parallel: Als ich in England nicht regelmäßig gespielt habe, war es oft auch für das Nationalteam schwer. Jetzt geht es für mich wieder aufwärts und auch für Dänemark. Wir fiebern dem bevorstehenden Spiel gegen Polen regelrecht entgegen. Es wird schwer, sie noch abzufangen, aber wir wollen unbedingt mindestens den zweiten Platz und so viele Punkte, dass wir es in die Playoffs schaffen."

Die verbleibenden vier WM-Qualifikationsspiele Dänemarks*Dänemark – Polen Armenien – Dänemark Montenegro – Dänemark Dänemark – Rumänien*

Natürlich kann man nicht auf die bevorstehende Partie gegen Polen vorausblicken, ohne auch über Torjäger Robert Lewandowski zu sprechen, der bei seinen bisherigen sechs Einsätzen in der WM-Qualifikation bereits elf Tore erzielt hat – drei davon im Hinspiel gegen die Dänen.

"Einen solchen Spieler zu stoppen, ist leichter gesagt als getan", so Kvist. "Eigentlich hatten wir uns im Auswärtsspiel stark auf ihn konzentriert, um ihn aus dem Spiel zu nehmen – doch er schaffte einen Hattrick! Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren und darauf achten, dass unser System funktioniert. Wenn uns das gelingt, dürfte er nicht allzu viele Gelegenheiten bekommen, sich zu entfalten."

"Für uns und für mich persönlich ist das ein sehr wichtiges Spiel. Ich werde im Januar 33. Damit ist das realistisch gesehen meine letzte Chance, noch einmal bei einem großen Turnier dabei zu sein. Ich bin glücklich, weil ich schon einmal bei einer WM dabei war. Es noch einmal zu schaffen, ist definitiv eines meiner letzten großen Ziele als Fussballer."