Freitag 07 Oktober 2016, 22:57

Kurze Zwischenbilanz vor dem Start der Rückrunde

Der amtierende zweifache Kontinentalmeister ist außerhalb der Qualifikationsplätze, ein Finalist der letzten WM rangiert nur auf dem Playoff-Platz und sieben Teams trennen gerade einmal acht Punkte. Die Hinrunde der Südamerika-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ ist beendet, und die Ansicht vieler Experten scheint sich wieder einmal zu bestätigen: Es handelt um einen der schwierigsten Qualifikationswettbewerbe der Welt.

Insgesamt sind seit Turnierbeginn bereits ein Jahr, neun Spieltage und 45 Partien vergangen. Doch noch gibt es kein klares Bild in diesem Wettbewerb, und am Dienstag, 11. Oktober, steht bereits der Rückrundenstart auf dem Programm.

Uruguay führt die Tabelle mit 19 Zählern an und ist damit in einer komfortableren Position als bei den letzten Auflagen des Wettbewerbs, bei denen das Team vier Mal in Folge in die Playoff-Runde musste. Dabei überzeugt die Celeste vor allem in der uneinnehmbaren Festung des Estadio Centenario in Montevideo, wo man alle fünf Spiele ohne ein einziges Gegentor für sich entscheiden konnte. Das hat es seit Einführung des aktuellen Turniermodus noch nicht gegeben.

"Noch haben wir nichts erreicht. Wir haben neun Spiele bestritten und gesehen, dass alle schwierig sind. Wer glaubt, wir seien ein Superteam, weil wir diese Spiele gewonnen haben, der ist ein Träumer", so Oscar Tabárez nach dem 3:0-Sieg gegen Venezuela am Donnerstag.

Dennoch ist die Celeste, deren Stürmer Edinson Cavani die Torjägertabelle mit sieben Treffern anführt, eher die Ausnahme als die Regel. Einige der großen Teams mussten Rückschläge hinnehmen und müssen ihre nächsten Partien nun dringend gewinnen, um das Jahr 2016 mit Optimismus ausklingen zu lassen.

Der heiße Stuhl Ob unter dem Einfluss der Copa América Centenario oder nicht, in einem extrem vom Wettbewerb geprägten Mikroklima sollen immer gute Ergebnisse her, und sechs Trainer mussten ihren Posten bereits räumen. Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay und Venezuela haben ihre Trainerstäbe mitten in der Vorrunde zur nächsten WM ausgetauscht.

Bis jetzt scheint Brasilien das einzige Land zu sein, bei dem sich der Wechsel voll ausgezahlt hat. Zahlen lügen nicht: Mit Tite auf der Trainerbank hat die Seleção alle drei Qualifikationsspiele gewonnen, zwei davon auswärts, und zwar mit zehn Toren und nur einem Gegentor.

Tite hat Neymar und Gabriel Jesús die Chance gegeben, Olympisches Gold zu holen und den Fans zumindest ansatzweise das "Jogo Bonito" zurückgegeben, was sie so gern sehen wollten. Vor allem aber hat er das Team vom sechsten auf den zweiten Platz katapultiert, direkt hinter Uruguay. Die Alarmglocken, die in Dungas Amtszeit zu schrillen begonnen hatten, verstummten wieder. "Die Mannschaft ist noch im Aufbau, doch die bisherigen Schritte stimmen mich optimistisch", versichert der Trainer.

Anders sieht es bei Argentinien aus, wo Edgardo Bauza es noch nicht geschafft hat, dem Team seinen Stempel aufzudrücken. Die Albiceleste hat im Verlauf der Hinrunde zwei Gesichter gezeigt: Mit Lionel Messi auf dem Platz holte das Team neun von neun verfügbaren Punkten. Doch ohne La Pulga, der von Verletzungspech heimgesucht wurde, sprangen gerade einmal sieben Zähler von 18 möglichen heraus – die Bilanz von einem Sieg, vier Unentschieden und einer Niederlage.

Die Argentinier stehen zur Halbzeit des Qualifikationswettbewerbs zum ersten Mal nicht auf einem direkten Qualifikationsplatz, doch die Fans beunruhigt die Mannschaftsleistung mehr als der fünfte Platz. Schließlich hat das Team genauso viele Punkte auf dem Konto wie Ecuador und Kolumbien auf den Plätzen drei und vier und ein Punktepolster von vier bzw. fünf Zählern auf den nächsten Gegner Paraguay und Chile.

Alarmglocken bei Chile Paraguay und Chile durchleben ebenfalls ungewisse Zeiten. Auf jeden positiven Moment folgt ein negativer, und diese mangelnde Beständigkeit hat beide Teams in eine unbequeme Lage gebracht.

Im Falle Chiles ist dies besonders erstaunlich. Nachdem sie ihren Titel in der Copa América dieses Jahr in den USA verteidigen konnten, haben die Chilenen mittlerweile drei sieglose Partien und 243 Minuten ohne ein einziges Tor auf dem Konto. Sehr außergewöhnlich für eine Mannschaft, in der Spieler vom Format eines Alexis Sánchez und Eduardo Vargas normalerweise für Furore sorgen.

In der letzten Begegnung war Ecuador der Roja in allen Belangen überlegen. "Wir können uns noch immer qualifizieren, aber wir dürfen die Fehler aus den letzten Spielen nicht wiederholen", so Trainer Juan Antoni Pizzi, der nach dem Triumph in der Copa América Centenario noch immer viele Sympathien genießt.

Selbst Ecuador, eines der Teams, das von Beginn an am selben Trainer festgehalten hat, hat Höhen und Tiefen erlebt. Nach einem beeindruckenden Start mit vier Siegen in Folge, konnte das Team später nur einen Punkt von zwölf möglichen holen und hat erst jetzt mit dem Sieg gegen Chile wieder auf die Siegerstraße zurückgefunden.

Weder Peru noch Bolivien konnten bislang eine Positivserie hinlegen, die Hoffnung auf die Qualifikation gemacht hätte, obwohl Guillermo Hoyos bei Bolivien noch einmal ordentlich frischen Wind gebracht hat. Venezuela hat hingegen eher Rückschritte gemacht. Nicht einmal die Ankunft des angesehenen ehemaligen Nationalspielers Rafael Dudamel auf der Trainerbank macht Hoffnung auf eine sofortige Kehrtwende, wobei sein Ansatz in Zukunft durchaus Früchte tragen könnte.