Montag 04 Juli 2016, 04:31

Koulibaly: "Der Beginn einer wundervollen Erfolgsgeschichte"

Fussballfans denken sich immer wieder neue Möglichkeiten aus, ihre Unterstützung für Spieler zu zeigen. Bei einer besonders denkwürdigen Aktion hielten sich vor einigen Monaten kurz vor einem Spiel der italienischen Serie A Tausende Anhänger des SSC Neapel Fotos von Kalidou Koulibaly vor das Gesicht, um ihre Solidarität mit dem Spieler zu bekunden. FIFA.com sprach mit dem senegalesischen Nationalspieler über die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™, seine Zeit in Italien und den Widerstand gegen Rassismus im Fussball.

Solidarität und Erfolg Die Protestaktion der Neapel-Fans ereignete sich vor dem Spiel gegen den FC Carpi und war ein Zeichen der Solidarität mit dem hünenhaften 25-jährigen Innenverteidiger, der einige Tage zuvor von Anhängern von Lazio Rom mit rassistischen Gesängen geschmäht worden war. Der Schiedsrichter hatte daraufhin die Partie unterbrochen und sie erst mehrere Minuten später fortgesetzt, nachdem die Angelegenheit mit den Teams und den Trainern diskutiert worden war. Koulibaly selbst, der Gerüchten zufolge möglicherweise vor einem Wechsel zum FC Chelsea steht, hatte zunächst versucht, die Gesänge zu ignorieren: "Ich habe eigentlich nicht sehr darauf geachtet, doch als der Schiedsrichter das Spiel unterbrochen hat, wurde mir klar, was hier vor sich ging. Ich hatte die volle Unterstützung meiner Teamkameraden und es kamen auch viele Spieler von Lazio Rom, um mit mir zu sprechen. Auch nach dem Spiel bekam ich zahlreiche Solidaritätsbekundungen."

Im Vorfeld des nächsten Spieles forderte eine Fangruppierung in Neapel die Besucher auf, ein Foto des Verteidigers auszudrucken und sich vor der Partie vor das Gesicht zu halten. Mehrere Tausend Fans folgten dem Aufruf und bezeugten damit ihre Solidarität mit Koulibaly. "Es hat mich sehr berührt, so viele Fans mit meinem Bild vor dem Gesicht zu sehen", so der Spieler.

Es blieb glücklicherweise der einzige Makel in der Saison von Koulibaly, der mit starken Leistungen auf dem Rasen glänzte. Der junge Verteidiger fehlte lediglich bei drei Ligaspielen des SSC Neapel, der sich nach einer herausragenden Saison die Vizemeisterschaft hinter Juventus Turin und die Qualifikation für die UEFA Champions League sicherte.

Aufwärtstrend Koulibaly wurde als Sohn senegalesischer Eltern in Frankreich geboren und begann seine Profikarriere beim Zweitligisten FC Metz. 2012 wechselte er von dort zum belgischen Klub Racing Genk, wo er einen Vierjahresvertrag unterschrieb. Doch schon zwei Jahre später legte der SSC Neapel ein Angebot vor, dass Genk nicht ablehnen konnte. Schnell sicherte er sich einen Stammplatz im Team der Neapolitaner und etablierte sich als zuverlässiger Verteidiger. Kein Geringerer als Diego Maradona bezeichnete Koulibaly vor einigen Monaten als besten Verteidiger der Serie A. "Er kann auf jedem Niveau spielen", so der legendäre Argentinier.

Koulibaly spielte zwar in den französischen Nachwuchsmannschaften, entschied sich dann jedoch für Senegal und feierte im September 2015 sein Debüt in der Nationalmannschaft in einem Qualifikationsspiel für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2017 gegen Namibia. Senegal hat als einziges Team in der Qualifikation auch vor dem letzten Gruppenspiel noch eine 100-prozentige Erfolgsbilanz vorzuweisen und ist damit bereits sicher für die Endrunde in Gabun qualifiziert.

Koulibaly ist von dem anhaltenden Erfolgslauf begeistert und wischt Einwände beiseite, die Gruppe mit Burundi, Namibia und Niger sei recht leicht gewesen. "Gegen Senegal wollen alle Mannschaften immer ganz besonders gut spielen. Jede Herausforderung ist anders. Ich gehöre zwar erst seit September zur Nationalmannschaft, aber ich träume schon sehr fest von der Teilnahme am CAF Afrikanischen Nationen-Pokal."

WM-Ticket im Blick? Da die Qualifikation für Gabun 2017 nun bereits in trockenen Tüchern ist, kann sich die Mannschaft voll und ganz auf die Qualifikation für Russland 2018 konzentrieren. Die Westafrikaner stehen in einer Gruppe mit Südafrika, Burkina Faso und Kap Verde. Die beiden ersten Spieltage finden im Oktober und November statt. "Das sind zwar hochklassige Gegner, aber unser Team ist stark und wir haben das nötige Talent", lautet Koulibalys Einschätzung.

Senegal hat sich bislang erst ein einzige Mal für eine WM-Endrunden qualifizieren können, nämlich 2002, als das Team zum Auftakt einen sensationellen Sieg gegen Frankreich feierte und bis ins Viertelfinale vorstieß. "Unser Trainer Aliou Cissé, unser Teammanager Lamine Diatta und unser Torwarttrainer Tony Sylva waren alle bei dieser WM-Endrunde dabei. Sie haben uns sehr viel von ihren Erfahrungen erzählt und wir wollen sie nun wiederholen."

Der Verteidiger ist auch voll des Lobes über die Trainerarbeit von Ex-Kapitän Cissé. "Seit seiner Ernennung im vergangenen Jahr hat er die Mannschaft neu aufgebaut. Schon nach einem guten Jahr kann er starke Ergebnisse vorweisen. Ich weiß, dass die Fans und auch die Medien in Senegal sehr anspruchsvoll sind. Das ist bei uns normal. Aber man muss uns Zeit lassen.

Der Trainer arbeitet sehr professionell. Er fordert viel und ist manchmal recht hart, aber das kommt letztlich nur den Spielern zugute. Er ist fest entschlossen, Senegal zu einem der besten afrikanischen Teams zu machen, und er wird Erfolg haben. Denn Senegal hat die Mittel, dies zu erreichen und Titel zu gewinnen. Wir stehen am Beginn einer wundervollen Erfolgsgeschichte."