Freitag 30 März 2018, 10:40

Ki: Gegner werden Son fürchten

  • Ki Sungyueng bereitet sich auf seine dritte FIFA-WM vor

  • Kapitän der Republik Korea blickt auf Russland 2018

  • Erstes Spiel gegen Schweden ist entscheidend

Es ist für jeden Spieler eine große Ehre, sein Land bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ zu vertreten. Noch größer ist die Ehre, wenn man die Kapitänsbinde trägt. Ki Sungyueng war bereits 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien dabei und bereitet sich derzeit auf seine erste WM als Mannschaftskapitän der Republik Korea vor. Damit tritt er in die Fußstapfen von nationalen Legenden wie Hong Myungbo, Lee Woonjae und Park Jisung.

In einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com spricht der Mittelfeldspieler von Swansea City über seine Erfahrungen mit der FIFA-WM – von der Heim-WM im Jahr 2002, bei der er als Teenager verfolgte, wie die Taeguk Warriors ins Halbfinale stürmten, bis zu seiner Vorbereitung auf Russland 2018, wo sein Team in der Gruppenphase gegen Schweden, Mexiko und Weltmeister Deutschland antreten muss.

FIFA.com: Vor 16 Jahren war die Republik Korea Gastgeber der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2002™. Welchen Einfluss hatte das Turnier auf Sie? Ki: In jedem Stadion und auf jeder Straße in ganz Südkorea sah man nur noch rote Trikots. Ich war damals in Australien und konnte die fantastische Atmosphäre daher nicht persönlich miterleben, aber ich habe alles im Fernsehen verfolgt. Ich konnte nicht glauben, dass wir tatsächlich gegen Teams wie Italien, Spanien, Portugal und Deutschland spielen. Es war ein kleiner Schock, das zu sehen. In Südkorea hatte niemand erwartet, dass wir ins Halbfinale der WM einziehen würden. Es war einfach fantastisch, und es wird schwer sein, an diese Leistung anzuknüpfen. Das Team hat in Korea Heldenstatus.

An welches Spiel der Republik Korea bei diesem Turnier denken Sie am liebsten zurück? An das Achtelfinale gegen Italien. Ich weiß noch, dass es mich stark beeindruckt hat. Wir mussten zuerst einen Gegentreffer hinnehmen. Wenn man sich gegen Italien ein Gegentor einfängt, ist es normalerweise schwer zum Torerfolg zu kommen, weil die Italiener eine hervorragende Abwehr haben. Trotzdem ist es Südkorea gelungen, einen Treffer zu erzielen, die Verlängerung zu erzwingen und das Duell mit dem Golden Goal für sich zu entscheiden. Ich erinnere mich noch an die Feiern nach dieser Partie. Es war das beste Spiel des Turniers.

Welcher Spieler war in Ihrer Jugend Ihr großes Idol? Hong Myungbo, wegen seiner Spielweise. Er war ein intelligenter Spieler, ich habe ihn sehr bewundert. Er gehört zu den größten Stars der südkoreanischen Fussballgeschichte.

Park Jisung gehörte 2002 zu den Superstars. Wie war es für Sie, ihn erst bei der WM zu sehen und später bei Länderspielen gemeinsam mit ihm auf dem Platz zu stehen? Ich habe ihn im Fernsehen gesehen, und als wir uns dann zum ersten Mal begegnet sind, habe ich kein Wort herausbekommen. Ich war zu schüchtern! Er war ein großer Star, und ich war nur ein Jugendlicher, der gerade den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft hatte. Ich habe viel von ihm gelernt. Mit seiner Einstellung und mentalen Stärke war er für jeden im Team ein Vorbild. Er war zwar ein großer Star, aber nicht arrogant. Er ist sehr höflich. Als Spieler war er der Beste, der je für Südkorea gespielt hat, und als Mensch ist er einfach perfekt.

Sie haben bereits zwei Weltmeisterschaften bestritten. Welchen Rat würden Sie den jüngeren Spielern geben, die zum ersten Mal bei diesem Turnier dabei sind? Es kann schwierig sein, wenn man zum ersten Mal bei einer WM dabei ist. Der Druck ist groß, und man wird leicht nervös. Bei einer Weltmeisterschaft herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Sie ist der größte Traum jedes Spielers. Wenn du die Chance bekommst, bei einer WM zu spielen, musst du gut vorbereitet sein, aber du musst das Ganze auch genießen.

Die WM in Russland ist zwar bereits Ihre dritte, aber die erste, bei der Sie die Kapitänsbinde tragen werden. Was bedeutet es für Sie, Ihr Nationalteam in Russland als Kapitän aufs Feld zu führen? Es wird anders sein als bei den letzten beiden Weltmeisterschaften, bei denen ich dabei war. Ich trage jetzt mehr Verantwortung für das Team und für mein Land. Als Kapitän muss man mit gutem Beispiel vorangehen und eine bessere Leistung bringen als jeder andere Spieler. Der Druck ist groß, und manchmal kann es stressig sein, aber ich bin stolz, mein Land als Kapitän anzuführen. Ich hoffe, dass wir einen guten Auftritt hinlegen und über die Gruppenphase hinauskommen werden. Das ist mein Ziel und das Ziel des gesamten Teams.

(Was bedeutet es für Ki Sungyueng, Kapitän der südkoreanischen Nationalmannschaft zu sein?)

Schweden, Mexiko und Deutschland – Wie schätzen Sie die Gruppe der Republik Korea bei der WM 2018 ein? Es ist eine schwere Gruppe. Alle anderen können von sich behaupten, besser zu sein als wir, da sie alle in der FIFA-Weltrangliste über uns stehen. Doch im Fussball weiß man nie, was passiert – insbesondere bei einer WM. Diese Teams sind zwar besser als wir, aber manchmal können wir sie schlagen. Wir stehen vor einer schweren Herausforderung, aber ich freue mich wirklich darauf, gegen diese großen Mannschaften anzutreten. Das erste Spiel gegen Schweden ist das wichtigste für uns. Wenn wir gewinnen, kann alles passieren. Wenn wir aus diesem Spiel keine Punkte mitnehmen, wird es meiner Meinung nach schwer werden, die Gruppenphase zu überstehen.

Son Heungmin vonTottenham Hotspur präsentiert sich in letzter Zeit auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene in absoluter Topform. Wie wichtig wird er bei der WM in Russland für die Republik Korea sein? Er ist der wichtigste Spieler und derjenige, der die anderen Teams in Bedrängnis bringen kann. Er spielt eine entscheidende Rolle in unserem Angriff. Son hat für die Spurs viele Tore erzielt und seine Qualität gezeigt. Er kann im Sturmzentrum, auf der Außenbahn oder als Nummer zehn eingesetzt werden. Er hat viel Talent und kann hoffentlich einige Tore für uns erzielen. Ich glaube, die Gegner werden ihn fürchten. Mit seiner Qualität ist er gefährlich. Wann immer er die Chance bekommt, ist die Torgefahr da.