Donnerstag 25 Juni 2020, 16:10

Algerien schreibt WM-Geschichte

Heute vor sechs Jahren feierte Algerien den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. Bei den WM-Teilnahmen 1982, 1986 und 2010 musste das Team jeweils nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Beim Turnier in Brasilien ging die algerische Nationalmannschaft mit einer jungen, schlagkräftigen und äußerst talentierten Mannschaft an den Start. Architekt des Teams war der bosnische Trainer Vahid Halilhodzic, der sein Amt 2011 angetreten hatte. Am Ende stand 2014 das erstmalige Erreichen der K.-o.-Runde zu Buche – der größte Erfolg in Algeriens WM-Geschichte.

Das Spiel

Donnerstag, 26. Juni 2014 Algerien ­– Russland 1:1 | Arena da Baixada, Curitiba

Torschützen:

Russland: Aleksandr Kokorin 5' Algerien: Islam Slimani 59’

BELO HORIZONTE, BRAZIL - JUNE 17:  Sofiane Feghouli of Algeria celebrates after scoring the team's first goal from the penalty spot during the 2014 FIFA World Cup Brazil Group H match between Belgium and Algeria at Estadio Mineirao on June 17, 2014 in Be

Belgien dreht Spiel gegen Algerien

Algerien setzte im Auftaktspiel der Gruppe H gegen Belgien auf hohes Pressing und wurde frühzeitig belohnt: Nach 25 Minuten verlud Sofiane Feghouli den belgischen Keeper Thibaut Courtois und brachte sein Team per Strafstoß in Führung. Die Roten Teufel agierten in der zweiten Spielhälfte zielstrebiger und kamen durch einen starken Kopfballtreffer von Fellaini zum Ausgleich. Nach einem Bilderbuchkonter erzielte Mertens mit einem satten Rechtsschuss vorbei am chancenlosen algerischen Torwart Mbolhi den Siegtreffer für Belgien.

Historischer Erfolg gegen Republik Korea

Vahid Halilhodzic nahm nach der Auftaktniederlage gegen Belgien fünf Veränderungen in seiner Mannschaft vor. Die Umstellungen trugen Früchte: Algerien erzielte zum ersten Mal in einem WM-Spiel vier Treffer. Slimani, Halliche, Djabou und Brahimi zeichneten sich als Torschützen für die Nordafrikaner aus.

Russland geht in Führung

Vor dem abschließenden Gruppenspiel hatte Algerien drei Punkte auf dem Konto, Gegner Russland nach dem Remis gegen die Republik Korea und der Niederlage gegen Belgien indes nur einen. Damit waren die Voraussetzungen klar: Russland benötigte unbedingt einen Sieg, um den Einzug ins Achtelfinale zu schaffen. Den Nordafrikanern genügte hingegen ein Unentschieden. Die Sbornaja von Trainer Fabio Capello ging bereits nach fünf Spielminuten durch Kokorin in Führung. Dabei profitierten die Russen allerdings davon, dass Algeriens Sofiane Feghouli in dieser Szene am Spielfeldrand behandelt werden musste.

Slimani bringt Algerien zurück auf Kurs

Trotz einiger Chancen ging Algerien mit knappem Rückstand in die Halbzeit. In Hälfte zwei kamen die Nordafrikaner dann stark aus der Kabine. Nach einem scharf getretenen Freistoß von Brahimi stieg Slimani in der 60. Spielminute am höchsten und köpfte den Ball an Russlands Keeper Akinfeev vorbei zum viel umjubelten Ausgleich ins Netz.

Anspannung und Jubel

Die algerischen Fans im Stadion und die 40 Millionen zu Hause vor den Bildschirmen mussten noch 30 nervenaufreibende Minuten überstehen. Torwart Rais Mbolhi vereitelte mehrere Großchancen der Russen, insbesondere von Kokorin, der bereits den russischen Führungstreffer erzielte. Als die letzten Spielminuten anbrachen, wartete eine ganze Nation sehnsüchtig auf den Schlusspfiff von Schiedsrichter Cakir. Als dieser ertönte, gab es in Algerien kein Halten mehr – und in der Arena da Baixada in Curitiba rannten die algerischen Spieler mit der Nationalflagge ihres Heimatlandes jubelnd umher.

Der nächste Gegner

In der Runde der letzten 16 bekam es Algerien mit Deutschland zu tun: Beim letzten Aufeinandertreffen bei der WM 1982 in Spanien siegten die Nordafrikaner mit 2:1. Daher wohnte dieser Begegnung ein besonderer Reiz inne. Auch bei der WM-Auflage in Brasilien ging es äußerst knapp zu: Am Ende musste die Verlängerung über den Einzug in die nächste Runde entscheiden. Nach Toren von André Schürrle und Mesut Özil ging Deutschland mit 2:0 in Führung, Algerien konnte durch Djabou erst mit dem Schlusspfiff auf 1:2 verkürzen. Damit war für die Nordafrikaner im Achtelfinale Endstation. Doch das Team trat erhobenen Hauptes die Heimreise an. Schließlich mussten sie sich nur dem späteren Weltmeister geschlagen geben, der auf seinem Triumphzug erst Gastgeber Brasilien mit einem historischen 7:1 aus dem Turnier warf, und durch Mario Götzes Treffer im Finale gegen Argentinien den begehrten WM-Pokal in die Höhe stemmen konnte.

Heldenhafter Empfang für die Mannen von Halilhodzic

Mehr als eine Millionen Menschen versammelten sich am Flughafen Algier, um ihre WM-Helden zu empfangen. Vom Airport ging es für die algerische Mannschaft per offenem Doppeldeckerbus durch die Straßen der Hauptstadt, wo sie den historischen Erfolg ausgelassen mit ihren Fans feierten – ein unvergesslicher Tag für eine ganze Nation.

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Stimmen

"Wir haben gegen eine starke russische Mannschaft eine historische Leistung vollbracht. Unsere Spieler haben hart gekämpft, das Ergebnis war gerecht und der Einzug in die nächste Runde war absolut verdient. Bei der WM 2014 in Brasilien hatten wir uns taktisch wie technisch enorm verbessert. Wir hatten außerdem enormes Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten. Wenn wir nicht so früh im Turnier auf Deutschland getroffen wären, hätten wir das Finale erreicht." Vahid Halilhodzic (Trainer, Algerien, bei der WM 2014 in Brasilien)

"Mein Tor bei der WM gegen Russland wird mir immer in bester Erinnerung bleiben." Islam Slimani (Stürmer, Algerien)

Statistik

4 - Algerien erzielte zum ersten Mal vier Treffer in einer WM-Begegnung. Durch den 4:2-Erfolg im zweiten Gruppenspiel gegen die Republik Korea legten die Nordafrikaner den Grundstein für den Einzug ins Achtelfinale.

Schon gewusst?

Vahid Halilhodzic schickte in Brasilien insgesamt 20 Spieler aus seinem 23-köpfigen Kader aufs Feld. Nur Liassine Cadamuro und die beiden Ersatztorhüter Cedric Si Mohammed und Mohamed Zemmamouche blieben ohne Einsatzminute. Der bosnische Trainer hatte einen ausgeglichenen Kader ohne feste Stammelf zur Verfügung und konnte mit seinem Team auch nach mehreren Wechseln großartige Leistungen abrufen.