Montag 08 Juni 2020, 20:34

Gary Player: "Mbappé ist der Beste, aber Fati unendlich vielversprechend"

  • Gary Player ist einer der besten Golfspieler aller Zeiten

  • Er bewundert Pelé, Lionel Messi, Ansu Fati und Kylian Mbappé

  • Player lobt das golferische Können von Gareth Bale und Alan Shearer

1958 feierten zwei Männer ihren sportlichen Durchbruch, die später zu absoluten Topstars aufsteigen sollten. Ein 17-jähriger Brasilianer stürmte bei der sechsten Auflage der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ins Rampenlicht, und wir alle wissen, wie es mit ihm weiterging, während ein junger Südafrikaner, der nach eigenen Worten "nach Amerika ging, um von den starken Profis zu lernen", seinen ersten Titel bei der PGA Tour gewann.

Gary Player ist der einzige Nicht-Amerikaner unter den insgesamt nur fünf Golfern, die den Grand Slam gewonnen haben; die vier anderen sind Gene Sarazen, Ben Hogan, Jack Nicklaus und Tiger Woods. Der "Black Knight" (schwarzer Ritter, wegen seiner stets schwarzen Spielkleidung), ist allerdings nicht nur der Spieler, den The Guardian und Golf Asia als zweitbesten Golfer aller Zeiten bezeichnen. Der Philanthrop, Immobilienbesitzer, Golfplatz-Designer, erfolgreiche Autor und "Mr Fitness" hat ‑zig Millionen für verarmte Kinder rund um den Globus gesammelt und war mit 77 Jahren die älteste Person, die unbekleidet für die bekannte "Body Issue" des ESPN Magazine posierte.

Player hat mehr Flugkilometer als jeder andere Sportler zurückgelegt und ist nahezu ständig ausgebucht. Trotzdem nahm sich der mittlerweile 84-Jährige, der ein großer Fussballfan ist, genau zehn Jahre nach dem Anpfiff zur FIFA Fussball-WM Südafrika 2010™ Zeit für ein Interview mit FIFA.com über seine zweitliebste Sportart.

FIFA.com: Gary Player, bitte verraten Sie uns, wie Sie mit dem Fussball in Berührung kamen. Wer waren die Idole Ihrer Kindheit?

Gary Player: Ich habe mich schon als Heranwachsender in der Schule für Fussball interessiert und spielte sogar gut genug, um es in unsere erste Mannschaft zu schaffen. Später freundete ich mich beim Golfspielen mit dem herausragenden Arsenal-Trainer George Graham an und begann, so oft wie möglich Spiele anzuschauen. Noch heute bin ich Fan von Arsenal und ich halte Arsène Wenger für einen der besten Trainer aller Zeiten. Natürlich habe ich den großartigen Pelé stets bewundert wie keinen anderen. Daneben begeistern mich Spieler wie George Best, Kenny Dalglish, Paolo Rossi, Gigi Buffon, Paolo Maldini, Roberto Baggio, Michel Platini, Zinédine Zidane, Ruud Gullit, Johan Cruyff, Franz Beckenbauer und mein absoluter Top-Favorit Lionel Messi.

Was für ein Spielertyp waren Sie selbst?

An der King-Edward-VII-Schule in Johannesburg in Südafrika spielte ich in der Mittelschule als Innenverteidiger in unserer ersten Mannschaft. Ich war zwar klein, aber dafür ziemlich schnell und beweglich und es hat mir Riesenspaß gemacht.

Südafrika wurde 1992 wieder in die FIFA aufgenommen. Nur vier Jahre später gewann die südafrikanische Nationalmannschaft Bafana Bafana bei der ersten Teilnahme am CAF Afrikanischen Nationen-Pokal gleich den Titel. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Das Bafana Bafana-Team von 1996 habe ich geliebt. Ich erinnere mich noch genau an den Sambier Kalusha Bwalya, der in Südafrika fünf fantastische Tore erzielte, und an Nelson Mandela, der die Arme in Jubelpose in die Höhe streckte. Auch mein Freund Lucas Radebe hatte seinen Anteil am Erfolg. Es war eine Riesenfreude für das ganze Land.

Südafrika spielte bei den WM-Turnieren Frankreich 1998 und Korea/Japan 2002 sehr ansprechend und verpasste 2002 den Sprung in die K.-o.-Runden nur denkbar knapp. Lucas Radebe, Mark Fish, Eric Tinkler, 'Shoes' Moshoeu, Doctor Khumalo, Shaun Bartlett, Phil Masinga, Benni McCarthy… wie gut war diese Generation?

Meiner Meinung nach war das Team noch viel besser als die erreichten Resultate. Es war eine beeindruckende Generation toller Einzelspieler, von denen wir alle vielleicht etwas zu viel erwartet haben.

2010 kam die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ dann nach Südafrika. Wie fanden Sie das Turnier und wie war es für die Südafrikaner?

Es war absolut unglaublich. Was für eine fantastische Erfahrung! Ich habe mit meiner Familie einige Spiele gesehen, auch das Finale. Nie zuvor waren die Menschen in Südafrika derart vereint, und leider auch seitdem nie wieder. Die Stimmung war einfach unglaublich. Ich finde, wir haben unsere Sache als Gastgeber fantastisch gemacht.

Welches sind neben den Erinnerungen an die Bafana Bafana ihre schönsten WM-Momente?

Ich erinnere mich sehr gern an das WM-Finale 2006, in dem Italien sich im Elfmeterschießen gegen Frankreich durchsetzte.

Sie haben zahlreiche große Spieler gesehen. Wen halten Sie für den Größten aller Zeiten?

Eine schwere Wahl zwischen Pelé und Messi.

Wen halten Sie derzeit für den besten Spieler der Welt?

Ansu Fati von Barcelona ist erst 17 und unendlich vielversprechend, aber ich würde mich trotzdem für Kylian Mbappé entscheiden.

Welche anderen Spieler haben Sie im Laufe der Jahre am liebsten gesehen?

Cristiano Ronaldo ist ein absoluter Spitzenspieler, eine wahre Bestie. Ich liebe es, ihm zuzusehen.

Welche Klubs unterstützten Sie?

Arsenal in der Premier League. Bayern München in der Bundesliga. Barcelona in Spanien und Juventus Turin in Italien.

Welche Fussballspieler, die Sie kennen, sind die besten Golfer?

Gareth Bale ist wohl der beste von allen. Kenny Dalglish ist der lustigste, und Alan Shearer der beste Allroundspieler.

Gary Player, der Golfer - mit welchem Fussballer der letzten Jahre würden Sie sich am ehesten vergleichen?

Eigentlich mit keinem. Ich bin froh, dass ich mich für Golf entschieden habe. Am ehesten identifiziere ich mich mit Andres Iniesta.