Sonntag 01 Juli 2018, 17:52

Mit dem Premieren-Elfmeterschießen ins Viertelfinale

  • Russland nach Sieg im Elfmeterschießen gegen Spanien im WM-Viertelfinale

  • Russland (oder die Sowjetunion) hatten zuvor noch kein Elfmeterschießen bestritten

  • Die Russen verwandelten alle Elfmeter und Torhüter Igor Akinfeev hielt zwei Schüsse der Spanier

Von Igor Borunov, Teamreporter Russland


Die russische "Sbornaja" setzte ihre Taktik perfekt um und überzeugte sowohl in der regulären Spielzeit als auch in der Verlängerung mit einer konzentrierten Defensive. Dann betraten die Russen im Luschniki-Stadion WM-Neuland. Von 1958 bis 1970 hatte die damalige Sowjetunion vier Mal in Folge stets mindestens das WM-Viertelfinale erreicht. Über ein Elfmeterschießen allerdings wurde der Einzug in diese Runde noch nie erreicht.

Zwei Mal musste das Team der damaligen UdSSR bei Weltmeisterschaften in die Verlängerung, verlor allerdings in beiden Fällen nach 120 Minuten, 1970 gegen Uruguay mit 0:1 und 1986 gegen Belgien mit 3:4. Damit haben die fünf russischen Stars des heutigen Elfmeterschießens ihre Namen in den Geschichtsbüchern des Fussballs verewigt.

rolrunbqlbrw3hilr2ra.jpg

Fyodor Smolov

Der in Saratov geborene Stürmer galt in seiner Karriere lange als vielversprechender Akteur. Dann allerdings gelang ihm in der russischen Liga fast drei Jahre lang kein einziges Tor. Nachdem der Knoten endlich geplatzt war, wurde er zum besten Torjäger der Liga und rückte in der Nationalmannschaft ins Sturmzentrum. Diese WM hat für Smolov noch eine weitere neue Erfahrung gebracht: Nach dem Eröffnungsspiel verlor er seinen Platz in der Startaufstellung. Doch in den zwei folgenden Spielen leistete er nach seiner Einwechslung jeweils einen wichtigen Beitrag und spielte sich damit zurück in die Startelf. Er übernahm die Verantwortung des ersten Elfmeters und brachte ihn ins Ziel, wobei Spaniens Torhüter David De Gea den Ball noch mit den Fingerspitzen berührte.

zdjc44bdemubnqv6lodo.jpg

Sergei Ignashevich

Der Rekordnationalspieler Russlands legt die Messlatte von Spiel zu Spiel höher. Eigentlich hatte Ignashevich bereits 2016 seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Doch als gleich drei Verteidiger wegen Verletzungen ausfielen, ließ er sich von Stanislav Cherchesov zur Rückkehr bewegen. Ignashevich schickte bei seinem Elfmeter den Torhüter abgebrüht in die Ecke und schob den Ball fast mittig ins Tor. Am 14. Juli feiert er seinen 39. Geburtstag. Wenn die Russen auch die nächste Hürde überwinden, wird er auch an seinen Ehrentag noch bei der WM dabei sein, was er vor kurzem noch nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

wjqrk4xis8nopugaaupb.jpg

Aleksandr Golovin

Schon vor der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ galt der 22-Jährige aus Sibirien weithin als größtes Fussballtalent Russlands und bislang hat er die Erwartungen bei diesem Turnier rundum erfüllt. Der Mittelfeldspieler zeigte gegen Saudiarabien eine herausragende Leistung, erzielte ein Tor selbst und bereitete zwei weitere vor. Auch gegen Ägypten konnte er beeindrucken. Gegen Uruguay wurde er hingegen nicht eingesetzt, um nicht das Risiko einer zweiten Gelben Karte einzugehen. Gegen Spanien stand er dann wieder in der Aufstellung und spielte solide, auch wenn die Russen nur gelegentlich zu eigenen Angriffen kamen. Im Elfmeterschießen hatte "Sasha" das Glück des Tüchtigen: Seinen Schuss in die Mitte des Tores hätte De Gea um ein Haar gehalten.

rqibrjg3gadeauzbkk0v.jpg

Denis Cheryshev

Es hat durchaus Symbolcharakter, dass Denis Cheryshev den entscheidenden Elfmeter verwandelte, indem er De Gea in die falsche Ecke schickte. Er hätte die Partie eigentlich ebenso gut für Spanien bestreiten können, wo er aufwuchs, zum Fussballer wurde und bis heute spielt. Doch Cheryshev wollte immer nur für Russland spielen. Vor dem Turnier galt er nur als Reservespieler. Doch nach seiner herausragenden Leistung im Eröffnungsspiel, die er mit zwei Toren krönte, und seinem Siegtreffer in der 60. Minute gegen Ägypten, ist Cheryshev nun bei den Fans im ganzen Land der absolute Publikumsliebling.

mdvxzpopyd0n3en72hdb.jpg

Igor Akinfeev

Es ist ein absolut packendes Bild. Igor Akinfeev hat schon zahlreiche Spiele und Titel gewonnen, doch dieser Moment dürfte der bislang wichtigste seiner Karriere sein. Der beste Torhüter des Landes, der es verdient, in einem Atemzug mit dem legendären Lev Yashin genannt zu werden, spielte eine fantastische Partie, als es darauf ankam. 25 Mal versuchten die Spanier, aufs gegnerische Tor zu schießen. Nur ein einziges Mal landete der Ball im Netz, nachdem er von Sergei Ignashevichs Schienbein abprallte. Akinfeev hielt im Spiel neun Schüsse und dann im Elfmeterschießen noch zwei weitere. Beim Schuss von Koke erriet er die Ecke richtig. Dass er den Elfmeter von Iago Aspas abwehren konnte, grenzt allerdings an ein Wunder. Man sollte bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass Akinfeev bereits als 17-Jähriger in seinem ersten Spiel in der russischen Liga einen Elfmeter hielt.