Sonntag 01 Juli 2018, 06:00

Embolo: Mit Rückenwind gegen Schweden

  • ​Embolo und die Schweiz im Achtelfinale gegen Schweden

  • "In der Schwiizer Nati, da ist der Breel daheim …"

  • Alles zum Spiel im Live-Blog

Von Alan Schweingruber, Teamreporter Schweiz


Wer erfindet eigentlich Fan-Gesänge? Der Fanklub bei der Jahreskonferenz? Die zufällige Runde am Stammtisch? Der Musikalischste aus der Fangemeinschaft? Vor etwa drei Jahren kam der so genannte Embolo-Song raus. Und man kann schon jetzt sagen: Da hatte jemand ein gutes Händchen, oder besser gesagt, ein gutes Gehör. Die Melodie entstammt dem Song "The Lion Sleeps Tonight". Und sie ist zum festen akustischen Bestandteil geworden, wenn die Schweizer Nationalmannschaft spielt. Auf dem Weg zum Stadion, vor den Kneipen, auf den Rängen, überall singen sie: "In der Schwiizer Nati, da ist der Breel daheim …"

"Das Nationalteam und die Schweiz sind alles für mich. Ich bin mit fünf Jahren aus Kamerun hierhergekommen und habe die ganze Schule und auch alle Fussballschulen hier absolviert. Die Schweiz hat 'Breel' genommen, als er 'nur' Breel war und hat ihn jetzt zu 'Breel Embolo' gemacht", erläuterte der heute 21-Jährige einst im Gespräch mit FIFA.com.

Geboren in Kamerun zog er mit seiner Mutter in die Schweiz und durchlief dort ab seinem neunten Lebensjahr mehrere Jugendvereine in Basel, bevor er 2010 als 13-Jähriger beim großen FC Basel landete. Inzwischen ist er beim Bundesligisten Schalke 04 unter Vertrag, wo er nach einer langen Verletzungspause rechtzeitig zur WM in Russland wieder in Form gekommen ist.

Das "Nati"-Publikum feiert ihn schon seit Jahren. Ob er spielt oder nicht. Ob er Tore schießt oder nicht. Und wenn er dann nach dem Spiel sein Embolo-Lächeln lächelt, dann ist man sich einem Moment lang sicher, dass alles gut kommen muss, egal was gerade war oder was noch bevorsteht. "Es ist wunderbar, das wir solche tollen Fans haben, die hinter uns stehen und so viel für uns geben. Das zeichnet eben auch die Schweiz aus. Diese positive Art und dieser Zusammenhalt. So muss es weiter gehen, denn nur zusammen schaffen wir das."

Kommt jetzt bei der WM alles gut und wird der Einzug ins Viertelfinale "geschafft"? Die Schweiz konnte seit 1938 kein K.o-Spiel bei einer WM gewinnen. Schweden hingegen zog in dieser Zeit dreimal bis in Halbfinale ein. "Ja, Schweden ist stark", sagt Embolo, der bislang mit 117 Einsatzminuten (0 Tore) noch nicht so richtig zum Zug kam. "Aber wir werden uns richtig gut vorbereiten. Wir werden alles dafür tun, dass wir ins Viertelfinale ziehen. Vor zwei Jahren sind wir an der Europameisterschaft im Achtelfinale an Polen gescheitert. Wir haben etwas gelernt. Dass wir hier in Russland zweimal einen Rückstand aufholen konnten, zeigt, dass wir bereit sind für mehr."

Sechs Tage liegen zwischen dem Costa-Rica-Spiel und dem Achtelfinale. Und man kann sagen, dass Embolo diese Zeit ziemlich gut genutzt hat, was die Stärkung des Geistes angeht. Mit der Zustimmung von Coach Vladimir Petkovic ist er von Nischni Nowgorod direkt nach Hause in die Schweiz geflogen für eine Nacht. Da kam am Donnerstagabend seine Tochter zur Welt.

Embolo nach seiner Rückkehr ins Camp: "Das Timing war perfekt. Ich fuhr vom Flughafen direkt zum Krankenhaus und kam gerade rechtzeitig. Ich bin sehr glücklich. Die Geburt von Naliya ist mit Abstand das schönste Geschenk in meinem Leben. Jetzt hoffe ich, dass ich so schnell nicht mehr in die Schweiz fliegen werde. Wir wollen ja hier in Russland noch etwas erreichen."

Nächster Spielort ist St. Petersburg. Dann Samara fürs Viertelfinale gegen England oder Kolumbien? Der Embolo-Song, so viel steht fest, hört sich im Original in jeder Stadt und in jedem Stadion gut an. "In der Schwiizer Nati, da ist der Breel daheim …"

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