Mittwoch 04 Juli 2018, 19:58

Die Gründe für Russlands historischen Erfolg

  • Russland ist bei seiner Heim-WM bislang überaus erfolgreich

  • Das Überstehen der Gruppenphase war das Hauptziel, der Achtelfinalsieg gegen Spanien eine glatte Sensation

  • Nun wollen die Russen im Viertelfinale gegen Kroatien den nächsten Schritt tun

Von Igor Borunov, Teamreporter Russland


In Russland reibt man sich nach dem beispiellosen Sieg im Elfmeterschießen gegen Spanien immer noch ungläubig die Augen. Das ganze Land stellt sich die Frage: "Wie hat das Team das geschafft?" Bis zum WM-Auftakt hatte es – gelinde gesagt – große Skepsis in Bezug auf das Team von Nationaltrainer Stanislav Cherchesov gegeben. Doch seitdem hat die "Sbornaja" die Herzen ihrer Landsleute im Sturm erobert und mit Stolz erfüllt. Und das russische Sommermärchen ist noch nicht vorbei: Gegen Kroatien spielen die Russen nun um einen Platz im Halbfinale. FIFA.com nennt die Gründe für den unerwarteten Erfolg des Gastgeberteams bei der FIFA Fussball-WM Russland 2018™.

Eine verschworene Truppe Stanislav Cherchesov hat zwei Jahre lang gearbeitet, um seinen Kader zu finden. In dieser Zeit wurden viele Spieler nominiert und getestet. In den Medien wurde viel kritisiert und immer wieder über die optimale Aufstellung diskutiert. Letztlich ist eine grundsolide, verschworene Truppe entstanden, in der alle Spieler bereit und entschlossen sind, zum Erreichen des gemeinsamen Zieles miteinander und füreinander an die Grenzen zu gehen.

"Das Geheimnis unseres Erfolgs liegt darin, dass nicht nur die Spieler in der Startelf sondern alle im Kader und auch der Trainerstab und das gesamte Personal für das gleiche Ziel arbeiten", so Ilya Kutepov gegenüber der FIFA. Wir bilden eine unzertrennliche Einheit. Es spielt keine Rolle, ob man spielt oder nicht - man empfindet von allen Seiten im Kader stets uneingeschränkte Unterstützung. Wir ernten jetzt die Früchte dieser Einstellung."

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Unterstützung der Fans Als Igor Akinfeev sein Bein in die Höhe streckte und den Elfmeter von Iago Aspas hielt, brach im Luschniki-Stadion ein Jubel los, den man auf dem Platz nicht nur hören sondern regelrecht spüren konnte – mit einer Intensität wie beim Start eines Flugzeugs. Nicht nur Akinfeev hatte diesen Elfmeter gehalten, sondern das gesamte Stadion. Auf den FIFA Fan Festen und im ganzen Land brach ein ebenso begeisterter Jubelsturm los.

"Fände diese WM irgendwo anders statt und unsere Fans wären nicht dabei", so Mittelfeldspieler Roman Zobnin, "dann sähen unsere Ergebnisse vielleicht ganz anders aus. 95 Prozent ist unseren Fans geschuldet, die uns seit dem ersten Spiel unterstützen und antreiben. Wir spüren diese Unterstützung überall und können sie nicht im Stich lassen."

Enormer Einsatz In den vergangenen Jahren wurden russische Nationalspieler immer wieder kritisiert, weil sie nicht genügend Einsatz und Entschlossenheit zeigten. Doch das gehört nun der Vergangenheit an. Denn bei ihrer Heim-WM hat die "Sbornaja" bislang wirklich alles gegeben.

Stürmer Artem Dzyuba fasste es unmittelbar nach dem Spiel gegen Spanien so zusammen: "Ein Sieg war nur mit einer solchen Leistung möglich. Wir mussten kämpfen und durchalten bis zum Umfallen. Die Krämpfe und die Schmerzen werden wir erst später spüren. Die Fussballgötter haben es oft genug nicht gut mit uns gemeint. Doch heute kamen sie uns wie nie zuvor zu Hilfe. Ich bin stolz darauf, zu diesem Team zu gehören. Das ist eine große Ehre. Gut gemacht, Jungs. Wir waren heute großartig! Wir haben bis zum Ende alles gegeben. Wir hatten den festen Glauben, dass wir mit Opferbereitschaft, Disziplin und Organisation gegen diese Klassemannschaft bestehen können."

Taktische Flexibilität Ein bestimmtes taktisches System lässt sich bei Russland derzeit kaum finden. Bislang hat das Team des Gastgebers sich perfekt auf jeden Gegner eingestellt und versucht, die jeweiligen Schwächen aufzudecken. Cherchesovs umfassende Analyse des Gegners und seine Planung für jedes einzelne Spiel trägt Früchte.

Enorme Ausdauer Viel Lob für die derzeitigen Leistungen der Russen gebührt den Fitnesstrainern. Die Russen liegen bei einigen Kennzahlen dieser WM in Führung, beispielsweise der gesamten zurückgelegten Distanz, der Intensität ihres Pressings und der Anzahl der erfolgreichen Balleroberungen.