Montag 18 Juni 2018, 11:46

DFB-Team will das Schicksal der Vorgänger vermeiden

Von Steffen Potter, Teamreporter Deutschland

Dass ein Weltmeister seinen Titel verteidigt, das kann man heutzutage nicht unbedingt erwarten. Nicht umsonst ist es über ein halbes Jahrhundert her, dass es zuletzt einer Nation gelang und die Teams sind seitdem von der Leistung her eher noch näher aneinander gerückt.

Aber dass die Titelverteidiger sich in der vier Jahre später folgenden Ausgabe richtig schwer tun, ist ein Trend, der sich seit einigen Jahren verstärkt. Angefangen hat das 2002 mit Frankreich, auch wenn Argentinien 1982 und 1990 als Weltmeister jeweils ebenfalls 0:1 verlor (gegen Belgien und Kamerun).

2002: Frankreich

"Wir verstehen nicht, was da passiert ist"

Mit dem genialen aber noch verletzten Zinedine Zidane reiste die 'Equipe Tricolore' nach Korea/Japan an, galt als der Favorit auf den WM-Titel und legte zum Auftakt ein 0:1 gegen Senegal hin, das ein wenig an Deutschlands Partie gestern gegen Mexiko erinnert. Wie damals David Trezeguet und Thierry Henry scheiterte nun Toni Kroos am Aluminium, während der Herausforderer damals wie heute mit schnellen Kontern überraschte. "Wir verstehen nicht, was da passiert ist", lautete das Fazit von Außenverteidiger Bixente Lizarazu nach dem Ausscheiden, ohne dass Frankreich ein einziges Tor gelungen war.

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2010: Italien

"Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit"

Bei den Italienern war man sich zwar weitgehend einig, dass das Team mit einem Durchschnittsalter von über 31 Jahren in Südafrika nicht mehr zu den großen Favoriten zählen würde – trotzdem wurde ein Weiterkommen in einer Gruppe mit Paraguay, Neuseeland und der Slowakei erwartet. 1:1, 1:1 und 2:3 hieß es am Ende, es ging direkt wieder nach Hause. "Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit", so Trainer Marcello Lippi.

2014: Spanien

"Wir haben keine Entschuldigungen"

Das Auftaktspiel des amtierenden Welt- und Europameisters hielt mit den Niederlanden natürlich gleich einen starken Gegner parat, aber auf ein 1:5 hatte wohl niemand getippt. Nach dem 0:2 gegen Chile war die 'Roja' der erste Weltmeister, der schon nach zwei Gruppenspielen keine Chance mehr auf das Weiterkommen hatte – das 3:0 gegen Australien half da auch nicht mehr weiter. "Wir haben keine Entschuldigungen. Wir haben die von uns erwarten Standards nicht erfüllen können", bekannte Coach Vicente del Bosque.

2018: Deutschland?

"Uns wird das nicht passieren"

Ganz ähnlich klang es gestern Abend auch beim deutschen Team – eine Mischung aus Rat- und Fassungslosigkeit. "Wir haben wie gegen Saudiarabien gespielt – nur gegen einen besseren Gegner. Ich verstehe nicht so ganz, warum wir es heute so gespielt haben", hieß es bei Mats Hummels, während Thomas Müller gegenüber der FIFA meinte: "Wir reden in den letzten Spiele immer über dieselben Themen und versuchen es abzustellen. Jetzt haben wir Druck."

Die Partien gegen Schweden und die Republik Korea müssen nun gewonnen werden und im deutschen Lager gibt man sich kämpferisch. Einstellung und Konzentration der Spieler stimmten zu 100 Prozent, meinte Joachim Löw. Man werde nicht als nächster Weltmeister in der Vorrunde ausscheiden. "Uns wird das nicht passieren, wir werden es schaffen. Wir haben alle Möglichkeiten, das zu korrigieren. Aber wir müssen Korrekturen anbringen."

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