Samstag 10 Oktober 2020, 08:43

Deschamps – Frankreichs langlebigster Nationaltrainer

Als Frankreich am Mittwoch im Freundschaftsspiel gegen die Ukraine einen 7:1-Kantersieg einfuhr, stellte Didier Deschamps an der Seitenlinie einen neuen Rekord als dienstälterster Nationaltrainer der Bleus auf. Bis dahin war Michel Hidalgo der Rekordhalter mit 3014 Tagen (acht Jahre und drei Monate), nämlich vom 27. März 1976 bis 27. Juni 1984. Deschamps, der die Équipe tricolore am 8. Juli 2012 von Laurent Blanc übernahm, hat diesen Rekord nun überboten. Und wer weiß, wie viele Jahre er noch am Ruder stehen wird?

Die Franzosen bereiten sich nun auf die anstehenden Partien gegen Portugal (11. Oktober) und Kroatien (14. Oktober) in der UEFA Nations League vor. FIFA.com verkürzt den Fans die Wartezeit mit einer genaueren Betrachtung der außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte Deschamps, der am 15. Oktober seinen 52. Geburtstag feiern wird.

Eine geborene Führungsfigur

In seiner aktiven Zeit war die Kapitänsbinde so etwas wie die zweite Haut für den Mann aus Bayonne. Er trug sie bereits als 20-Jähriger beim FC Nantes, seinem ersten Klub als Profi. Mit der Kapitänsbinde am Arm feierte der unermüdliche defensive Mittelfeldspieler unter anderem 1993 mit Olympique Marseille den Titelgewinn in der UEFA Champions League, bei der FIFA Fussball-WM™ 1998 im eigenen Land und bei der UEFA EURO 2000. Und es ist ihm gelungen, seine Führungsqualitäten auch auf die Trainerbank zu übertragen. Mit dem Titelgewinn bei der FIFA Fussball-WM Russland 2018™ wurde er dann zum dritten Fussballer, der sowohl als Spieler wie auch als Trainer Weltmeister wurde, ebenso wie vor ihm der Brasilianer Mário Zagallo und der Deutsche Franz Beckenbauer.

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Die fünf französischen Nationaltrainer mit den meisten Länderspielen an der Seitenlinie

1 -Didier Deschamps: 103 (2012 bis heute)

2 - Raymond Domenech: 79 (2004 bis 2010)

3 - Michel Hidalgo: 75 (1976 bis 1984)

4 - Aimé Jacquet: 54 (1994 bis 1998)

5 -Roger Lemerre: 54 (1998 bis 2002)

C’est un chiffre plein de symboles. J'ai eu la chance de l’atteindre en tant que joueur. Ça montre la longévité au plus haut niveau, mais ça n’est pas la même chose. Je suis peut-être plus fier d’y parvenir en tant que sélectionneur
Didier Deschamps, quand il a atteint les 100 sélections en 2019

Blick in die Zukunft

"Er nutzt seine enorme Erfahrung, auch wenn er nicht über seine Zeit als Spieler spricht", so Assistenztrainer Guy Stephan gegenüber FIFA.com vor der Wahl Deschamps' zum The Best – FIFA-Welttrainer 2018. "Er sagt beispielsweise nie: 'Damals 1998 habe ich dies und das gemacht'. Er lebt in der Gegenwart. Das war schon 1998 der Schlüssel zum Erfolg und genau das war es auch 20 Jahre später. Was uns wirklich geholfen hat, war das Scheitern bei der UEFA EURO 2016. Denn deswegen gingen wir viel besser vorbereitet ins Finale von Russland 2018 und auch viel ruhiger. Didier ist absolut gereift. Doch er ist noch jung und hat noch viele, viele Jahre als Trainer vor sich. Er ist ein Trainer mit enorm viel unschätzbar wertvoller Erfahrung."

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Konkurrenz belebt das Geschäft

Deschamps schenkt seinen Spielern auch dann das Vertrauen, wenn sie in ihrem Klubs Formschwächen zeigen. Dabei ist er aber ein Pragmatiker, der Konkurrenzdruck im Kader fördert. Immer wieder bringt er frische Gesichter und verschafft ihnen auch die nötige Einsatzzeit, so auch in Russland, als sich Benjamin Pavard und Lucas Hernandez auf der rechten und linken Außenbahn wiederfanden, obgleich sie bis dahin noch keine Erfahrung auf diesem Niveau hatten.

"Er kann ein harter Hund sein, und er ist sehr anspruchsvoll, doch seine Art, Menschen zu führen und mit ihnen zu reden, führt dazu, dass alle weiterhin sehr zufrieden mit ihm sind, was in diesem Job eine große Ausnahme ist. Ein besonders schwieriger Aspekt bei der Arbeit auf höchstem Niveau besteht darin, die nötige und richtige Distanz zu wahren, und genau das gelingt ihm. Wie er das macht? Indem er sehr viel von den Spielern, dem Trainerstab und sich selbst fordert. Und weil er einfach ein Siegertyp ist", so Guy Stephan im vergangenen Jahr in einem Interview mit AFP.

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**Kommt das Beste erst noch?**

Deschamps hat sich nach dem Gewinn des Weltmeistertitels 2018 in Russland zum Weitermachen entschlossen, obwohl es nur wenigen Trainern gelingt, mehrere große Erfolge in Serie zu feiern. Hidalgo trat nach der UEFA EURO 1984 zurück, ebenso wie Jacquet nach der WM Frankreich 1998. Lemerre (unter dem Frankreich die UEFA EURO 2000 gewann) und Domenech (Finalist bei der WM Deutschland 2006) blieben im Amt und wurden später beim Ausbleiben weiterer Erfolge entlassen. Sollte Deschamps also die UEFA 2020 oder die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ gewinnen, wäre das ein Novum in Frankreichs Fussballgeschichte.

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"Das ist eine sehr symbolträchtige Zahl für mich. Auch als Spieler habe ich diese Marke geknackt und auch das zeigt Langlebigkeit auf höchstem Niveau. Doch es ist nicht das Gleiche. Ich glaube, ich bin sogar noch etwas stolzer auf diese 103 Spiele al...
Didier Deschamps 2019 nach seinem 100. Spiel als Trainer
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