Montag 16 April 2018, 12:32

Der richtige Zeitpunkt für die Goldene Generation?

Ein Außenseiter mit Ambitionen war Belgien bei den letzten Turnieren eigentlich immer, und die "Goldene Generation" scheint immer stärkere Akteure hervorzubringen.

Nun aber sind einige der Schlüsselspieler schon über 30 Jahre alt - es ist also der richtige Zeitpunkt, um eine WM-Endrunde auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft zu spielen. Ist das ihre beste Chance jemals auf einen großen Titel?

In Brasilien kam man 2014 bis ins Viertelfinale, wie auch bei der UEFA EURO 2016 - die Gruppenphase scheint also für Belgien schon lange kein Hindernis mehr zu sein. Aber kann Trainer Roberto Martinez mit diesem tollen Kader voller Superstars den nächsten Schritt gehen - bis ganz auf den Gipfel?

FIFA.com führt aus, warum es für Russland 2018 Grund zum Optimismus gibt.

Eingespieltheit Im Kern spielt dieses Team schon lange zusammen. Spieler wie Jan Vertonghen, Marouane Fellaini, Vincent Kompany, Mousa Dembele, Kevin Mirallas und Steven Defour waren alle schon dabei, als Belgien in der Qualifikation zur EURO 2008 hinter Finnland Gruppenfünfter wurde. Schaut man nur ein paar Jahre weiter, trifft man noch mehr bekannte Gesichter.

Wenn man sich den Kader des letzten WM-Qualifikationsspiels für Russland ansieht, dann waren aus diesem Kreis Toby Alderweireld, Axel Witsel, Eden Hazard, Laurent Ciman, Thomas Vermaelen und Romelu Lukaku schon dabei, als man im September 2010 vergeblich versuchte, sich für die EURO 2012 zu qualifizieren. Nicht weniger als 15 dieser Spieler sind nun daran beteiligt gewesen, dass sich Belgien für die WM im kommenden Sommer qualifiziert hat.

Nur wenige Teams können auf solch eine Eingespieltheit bauen - das könnte zum entscheidenden Faktor werden.

Stars auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft Man mag zwar über viele talentierte Spieler verfügen, doch der Erfolg ist nur dann möglich, wenn diese sich in guter Form befinden. Das trifft vor allem auf Kapitän Eden Hazard und Kevin De Bruyne zu, ein Kreativ-Duo, um das viele Nationen die Belgier beneiden dürften.

Beide haben eine exzellente Saison gespielt. Hazard ist Chelseas bester Torschütze und Vorlagengeber, während De Bruyne europaweit Bestmarken bei Torvorlagen setzt und gerade englischer Meister wurde. Mit 27 respektive 26 Jahren befindet sich dieses Duo in der besten Zeit seiner Karriere. Aber auch 2022, wenn es nach Katar geht, dürften sie noch absolut in einem guten Alter sein. Für die belgischen Fans ist es aber die WM 2018, die zum idealen Zeitpunkt kommt.

Denn für beide Superstars geht es in den letzten Saisonwochen nicht mehr um viel (Hazard könnte noch den FA Cup gewinnen), daher dürften sie ziemlich frisch in das erste Gruppenspiel am 18. Juni in Sotschi gegen Panama gehen.

Kadertiefe Roberto Martinez verfügt über einen wirklich breiten Talente-Pool. In der Abwehr ist die Mannschaft unter seiner Regie vielseitiger geworden, oft wird auch mit Dreierkette gespielt, echte Schwachpunkte gibt es in seiner Elf nicht. Auch die zweite Garnitur kann sich sehen lassen.

So kann man es sich leisten, darüber nachzudenken, ob Radja Nainggolan, ein Fixpunkt im Mittelfeld von AS Roma (Halbfinalist der UEFA Champions League), nun in der Startelf stehen soll oder nicht. Das demonstriert, wie tief der Kader der Belgier wirklich ist.

Auch der Aufschwung von Michy Batshuayi bei Borussia Dortmund (13 Tore im Kalenderjahr) sorgt für weitere Optionen in der Offensive. Natürlich muss man nun abwarten, ob seine Verletzung sich auf seine WM-Chancen auswirken wird. Lukaku, Batshuayi, Dries Mertens und Hazard können alle auch in der Sturmspitze agieren, was zu völlig unterschiedlichen Spielansätzen führen würde.

Belgiens "B-Elf": Simon Mignolet; Thomas Vermaelen, Christian Kabasele, Dedryck Boyata; Nacer Chadli, Marouane Fellaini, Mousa Dembele, Youri Tielemans, Thorgan Hazard; Michy Batshuayi, Divock Origi

Kein klarer Favorit Dass Belgien über keine Erfahrung in Endspielen oder Halbfinals verfügt, wird oft als Negativpunkt genannt. Nur bei der EM 1980 stand man im Endspiel, Rang vier ist die beste Platzierung jemals bei einer WM. Aber dieses Jahr hat sich bisher kein klarer Favorit auf den WM-Titel herauskristallisiert.

Deutschland etwa mag Titelverteidiger und Sieger des FIFA Konföderationen-Pokals sein, aber bei der EURO überzeugte man nicht restlos und von der Weltmeister-Elf 2014 fehlen auch einige Schlüsselfiguren. Brasilien ist voller Optimismus, aber sind die Wunden aus 2014 und aus der Copa America wirklich verheilt?

Frankreich sieht auf dem Papier stark aus, doch in der Qualifikation war man auch nicht immer überzeugend, so dass es fragwürdig ist, ob das Team schon über die notwendige Konstanz verfügt. Argentinien kann wohl auf die besten Offensivspieler auf dem Planeten zurückgreifen, scheint aber defensiv anfällig.

Auch Spanien und Portugal haben so ihre Probleme, daher könnte es wirklich Belgiens Turnier werden. Das hofft man zumindest dort - und dann spricht man in Zukunft nicht mehr nur über die Goldene Generation, die 1986 für Furore sorgte.