Montag 29 August 2016, 11:36

Brad Smith: Top-Lösung für die "Socceroos"

Im modernen internationalen Fussball ist es häufig gar nicht so einfach, einen geeigneten Kandidaten für die Position des linken Verteidigers zu finden. Für Australien war die Besetzung dieser Position eine besonders große Herausforderung. Fast ein Jahrzehnt lang – nämlich seit der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 mit Starspieler Scott Chipperfield – haben die Socceroos eine ganze Reihe von Optionen ausprobiert, jedoch nie einen Spieler gefunden, der perfekt für diese Rolle geeignet gewesen wäre. David Carney und Matt McKay wurden jeweils eine Zeit lang auf der Position eingesetzt, doch – genau wie Chipperfield – waren sie von anderen Positionen umgeschult worden. Nun scheint die Zeit der Überbrückungsmaßnahmen jedoch endlich vorbei zu sein. Mit Brad Smith hat ein linksfüßiger Außenverteidiger die Rolle übernommen, die perfekt auf ihn zugeschnitten zu sein scheint.

Der 22-Jährige hat seit seinem Debüt im Jahr 2014 neun Länderspieleinsätze zu verzeichnen und vor Australiens Start in die dritte und letzte Runde der Asien-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ seinen Stammplatz sicher. Die Socceroos müssen am Donnerstag in Perth gegen Irak antreten und fünf Tage später in Abu Dhabi gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Anschließend stehen dann noch Duelle mit Japan, Saudiarabien und Thailand an. Das ultimative Ziel ist natürlich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft, die für die Socceroos die vierte in Folge wäre.

Durchbruch in England Smith hofft nun darauf, auch in zwei Jahren auf der Weltbühne im grün-gelben Trikot aufzulaufen, doch es hätte auch alles ganz anders kommen können. Obwohl er in Sydney zur Welt kam, spielte Smith, Sohn englischer Eltern, auf Juniorenebene nämlich für England. Schon bei seiner Ankunft in England war eine große Portion Glück im Spiel, denn er wurde entdeckt, als er mit einem australischen Auswahlteam eine Tour durch Großbritannien machte. Anschließend wurde Smith von Liverpool unter Vertrag genommen und war alsbald auf einem guten Weg.

"Bei solchen Touren und Spielen gegen die großen Mannschaften kann alles passieren", so Smith im Gespräch mit FIFA.com. Mit dieser Aussage stellt er sein Licht gehörig unter den Scheffel. Mittlerweile ist er übrigens mit seiner Highschool-Liebe aus Liverpool verlobt, sodass dieser frühe Wechsel nach England noch immer einen glücklichen Nachhall hat.

Smith spielte wie so viele seiner Vorgänger im Nationalteam anfänglich auf einer viel offensiveren Position. Er kam nämlich als Stürmer nach Liverpool und wechselte dann im Team der Nachwuchsakademie des Klubs auf die Position des linken Verteidigers. Mittlerweile hat er fünf Jahre Erfahrung in dieser Rolle.

Smith, ein sehr agiler und athletischer Typ, entspricht ziemlich genau dem Idealbild eines modernen Außenverteidigers. Er ist in der Lage, die Offensive zu unterstützen, ohne dabei seine Pflichten in der Defensive zu vernachlässigen. Damit passt er hervorragend zur Angriffsphilosophie des australischen Nationaltrainers Ange Postecoglou. "Meine Rolle dort ist der im Verein sehr ähnlich", so Smith bezüglich seiner Position im australischen Team. "Ich habe die Erlaubnis, mit nach vorn zu gehen und mich in den Angriff einzuschalten. Das ist eine gute Position für mich, die mir wirklich gefällt."

"Tatsächlich ist die Spielweise von Liverpool und den Socceroos recht ähnlich", so Smith Anfang des Jahres. "Sie machen gerne viel Druck, das Tempo ist immer hoch. So will es der Trainer beim Klub, und wenn ich dann zu den Socceroos stoße, legt der dortige Trainer Wert auf dieselben Dinge. Daher fällt mir die Anpassung leicht."

Smith wechselte kürzlich an die englische Südküste zum AFC Bournemouth, der ebenfalls in der Premier League antritt. Allerdings ist auch eine Rückkehr an die Anfield Road nicht ausgeschlossen, da sein Vertrag eine Rückkaufklausel beinhaltet. Er hatte 2014 sein Debüt für die Reds gegeben und war in der letzten Saison bei zehn Spielen zum Einsatz gekommen. "Das war eine tolle Saison für mich, die mich motiviert hat weiterzuarbeiten und mir eine Zukunftsperspektive gegeben hat."

Ein Rädchen greift in das andere Smith gab sein Länderspieldebüt kurz nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™, stand jedoch beim Gewinn des AFC Asien-Pokals auf heimischem Boden sechs Monate später nicht im Aufgebot. Doch jetzt locken zwei mögliche Reisen nach Russland – beginnend mit dem FIFA Konföderationen-Pokal im nächsten Jahr. Smith hat allerdings auch starke Konkurrenten wie den vielversprechenden Youngster Alex Gersbach, der Anfang des Jahres vom FC Sydney zu Rosenborg Trondheim gewechselt ist, sowie Jason Davidson, der bei der WM 2014 den Stammplatz hatte. Daher betrachtet er nichts als selbstverständlich. "Das ist ein tolles Turnier mit großen Mannschaften", meint er. "Doch erst einmal müssen wir unsere Sache in der -Qualifikation gut machen. Das ist das erste Ziel. Erst dann können wir unseren Blick auf den -Pokal richten."

"Das ist eine andere Mannschaft als zu meiner Anfangszeit", so Smith. "Das Team funktioniert derzeit wirklich gut und der Zusammenhalt ist groß. Wir wissen, was wir wollen und wie wir es erreichen wollen. Wir sind auf einem guten Weg, aber jetzt dürfen wir nicht nachlassen und müssen weiter hart arbeiten. Der Boss hat uns gezeigt, was er will, uns seine Philosophie vermittelt, und sie funktioniert gut."

Wenn man bedenkt, wo für Smith alles angefangen hat, ist es umso beeindruckender, dass jetzt das Rampenlicht der Weltbühne winkt. "Als ich im Alter von 14 oder 15 Jahren zum ersten Mal nach England kam, bin ich zu Everton gegangen und habe mir von Timmy Cahill ein Trikot signieren lassen, das ich immer noch habe. Ich glaube nicht, dass er sich noch daran erinnert", meint Smith lachend. "Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kommt es mir merkwürdig vor." Was wäre das für eine Geschichte, wenn Smith den unermüdlichen Routinier Cahill in zwei Jahren bei der WM mit einer Torvorlage versorgen würde. Doch er hat ja bekanntlich ein Talent dafür, das Unerwartete möglich zu machen.