Donnerstag 06 Juni 2019, 13:40

Berizzo: "Wir müssen die Zeit optimal nutzen"

  • Paraguay startet in die n die Südamerika-Qualifikation

  • Bei der Copa America warten Argentinien, Katar und Kolumbien

  • FIFA.com sprach mit Trainer Marcelo Bielsa

Nach Stationen bei Celta Vigo, dem FC Sevilla und Athletic Bilbao und dem erfolgreichen Kampf gegen eine Krebserkrankung ist er bereit, in leitender Funktion mit seinem Team in die Südamerika-Qualifikation zu starten. Er hat das Turnier bereits als Assistenztrainer der chilenischen Auswahl unter Marcelo Bielsa miterlebt, die sich für die WM 2010 in Südafrika qualifizierte.

FIFA.com sprach mit dem argentinischen Trainer über diese neue Etappe, in der als erste große Herausforderung die Copa América 2019 in Brasilien ansteht.

Was hat Sie auf persönlicher Ebene dazu bewogen, Paraguays Angebot in diesem Stadium Ihrer Karriere anzunehmen? Ich fand die Idee, eine Nationalmannschaft zu übernehmen und Erfahrungen bei einer WM-Qualifikation zu sammeln, schon immer spannend. In den Gesprächen gab es dann mit Blick auf die Planung und Entwicklung große Übereinstimmung. Natürlich habe ich das Potenzial der Spieler analysiert. Wir können das Konzept weiterentwickeln und sehen uns in der Lage, das Ziel zu erreichen. All das hat mich dazu bewogen, das Amt zu übernehmen.

Welche Aspekte aus Ihrer früheren Erfahrung unter Bielsa können für Sie bei ihrer jetzigen Aufgabe als Cheftrainer nützlich sein? Alle Erfahrungen, die ich in der Qualifikation für Südafrika 2010 gesammelt habe, die gesamte Planung und alles, was wir umgesetzt haben, um uns für diese WM zu qualifizieren. Als Nationaltrainer muss man viel Analyseaufwand abseits des Spielfelds betreiben. Du musst dir die Spieler live oder in Video-Aufzeichnungen ansehen, aber gleichzeitig musst du dir überlegen, wie du die einzelnen Akteure in dein Spielkonzept einbinden kannst.

Was ist Ihre erste Herausforderung mit Paraguay? Eine Strategie entwickeln. Dazu muss man täglich konzentriert, arbeiten, abwägen und planen, um in den vier Jahren jeden einzelnen Tag zu nutzen. Wir müssen über den gesamten Zeitraum auf Hochtouren arbeiten, und dazu müssen sich alle mächtig anstrengen. Die Anforderungen an uns sind hoch, und auch die Spieler sind in der Pflicht. Ich bin sicher, dass wir es schaffen können.

Haben Sie bei der Zusammenstellung des Kaders für die Copa América das Turnier selbst oder auch schon die Qualifikation für die WM in Katar im Blick? In nächster Zukunft steht erst einmal die Copa América an, aber wir verlieren natürlich auch das Folgende nicht aus den Augen. Die Zeit, die wir hier mit den Spielern arbeiten können, ist sehr wichtig für die Umsetzung unseres Spielkonzepts, denn bei den Freundschaftsspielen an den FIFA-Spieltagen ist die Vorbereitungszeit einfach zu kurz. Daher müssen wir diese Zeit optimal nutzen, und zwar auch schon mit Blick auf die Qualifikation für Katar.

WannGegnerWo
16. JuniKatarRío de Janeiro
19. JuniArgentinienBelo Horizonte
23. JuniKolumbienSalvador

Óscar Cardozo ist 35 Jahre alt. Welche Rolle wird er zu Beginn Ihrer Amtszeit spielen? Er ist der erfolgreichste aktive Torschütze Paraguays. Wir verfolgen die aktuellen Leistungen der Spieler. Angesichts der großen Erfahrung, über die Óscar in der Albirroja verfügt, glauben wir, dass er der Nationalmannschaft in seiner derzeitigen Form noch viel geben kann.

Welche Nachwuchsspieler haben Sie bisher beeindruckt und warum? Ohne Namen zu nennen kann ich sagen, dass ich überrascht war von dem, was ich in der paraguayischen Meisterschaft beobachten konnte. Auch bei großer Hitze behalten die Spieler den Spielrhythmus bei. Das zeichnet paraguayische Fussballer aus. Das beherzte Auftreten und der bedingungslose Einsatz sind gewissermaßen die DNA paraguayischer Spieler.

Welche Ziele haben Sie sich im Hinblick auf die Ergebnisse bei der Copa América gesteckt? Mein erstes Ziel ist es, einen roten Faden in unser Spiel zu bringen. Damit uns das gelingt, müssen wir den Zusammenhalt der Truppe stärken. Mein großer Traum ist es natürlich, Paraguay wieder auf die Weltbühne zu führen, und ich glaube, diese Auswahl kann auf dem Weg nach Katar sehr positive Ergebnisse erzielen. Dazu müssen wir unsere Truppe zunächst einmal basierend auf Einsatz und Zusammenhalt mental einstimmen. Dies muss sich dann im Rahmen unserer Spielweise auf dem Platz niederschlagen.

Welche Spielweise wird das sein? Wir wollen den Ball kontrollieren, und basierend auf Ballbesitz das Heft in der Hand halten. Bei Ballverlusten müssen alle zur Rückeroberung beitragen. Dazu sind viel Bewegung und ein variables Passspiel erforderlich. Ich möchte, dass meine Mannschaft mit dem Ball umgehen kann. Der moderne Fussball erfordert viel Hin und Her und ein gutes Umschaltspiel zwischen Abwehr und Angriff. Daran wird sich unsere Arbeit im Vorfeld der Copa América ausrichten.

Traditionell hat Paraguay – mit Ausnahmen wie der Ära Martino – bessere Ergebnisse mit einem direkteren Spiel erzielt. Beeinflusst das Ihr Konzept? Das Konzept basiert auf den Eigenschaften der Spieler, und die Spieler, aus denen sich unser Team derzeit zusammensetzt, eignen sich am besten für gutes Kombinationsspiel, Ballkontrolle und Ballbesitzfussball. Die direkte Spielweise war der Kopfballstärke der Stürmer früherer Jahre geschuldet. Ich glaube aber, dass wir heute mit unseren technisch versierten Spielern im Mittelfeld und im Angriffsdrittel in der Lage sind, zu kombinieren – ohne dieses Potenzial zu verlieren. Diese Spieler machen Lust auf Kombinationen, Pässe und ausgefeilte Angriffe.