Montag 02 Juli 2018, 15:37

Charakterstarke Belgier mit beeindruckender Aufholjagd

In einer Partie, die von einem munteren Hin- und Her gekennzeichnet war, zeigten die Belgier, dass sie nicht nur hervorragende Spieler haben, sondern auch in der Lage sind, einen Rückstand aufzuholen. Nachdem sie zunächst mit 0:2 ins Hintertreffen geraten waren, setzten sie sich am Ende noch mit 3:2 durch. Im Viertelfinale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ treffen sie nun auf keinen Geringeren als Brasilien.

Nach einer sehr ausgeglichenen ersten Halbzeit, die – einmal abgesehen von kurzen Zwischenspielen auf der einen oder anderen Seite – eher von den Defensivstärken der beiden Teams bestimmt war als von Offensivaktionen, versetzten die Japaner dem Gegner zu Beginn des zweiten Durchgangs zwei K.-o.-Schläge. In der 48 Minute überzeugte Genki Haraguchi mit einem tollen Schuss aus schrägem Winkel, und wenige Minuten später legte Takashi Inui mit einem beeindruckenden Weitschuss nach und erzielte damit sein zweites Tor in diesem Turnier.

Diese Partie war eine Feuerprobe für die Charakterstärke der hochtalentierten belgischen Auswahl. Einige Minuten lang herrschte Hysterie, dann entschloss sich Roberto Martínez, mit Marouane Fellaini einen kopfballstarken Akteur ins Spiel zu bringen. Mit dieser Strategie hatte er Erfolg. Das grandiose Kopfballtor von Jan Vertonghen in der 69. Minute brachte die Belgier zurück ins Spiel. In der 74. Minute tauchte dann der 1,94 m große Fellini im Zentrum des Strafraums auf, stieg höher als alle anderen und beförderte das Leder zum 2:2 ins Netz.

Nun wollten die "Roten Teufel" unbedingt noch das dritte Tor und warfen alles nach vorn. Kawashima lieferte nach einem starken Kopfball von Romelu Lukaku eine Glanzparade ab. Courtois musste sich ebenfalls noch einmal richtig strecken, und als in Rostow schon alles auf eine Verlängerung hinauszulaufen schien, starteten die Belgier in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Bilderbuchkonter, den Nacer Chadli perfekt abschloss. Damit dreht Belgien als erstes Team seit 48 Jahren ein Spiel der K.-o.-Runde nach einem 0:2-Rückstand.

Analyse der Teamreporter

Simon Massart, Belgien [Folgen: Twitter | Facebook] Bis zu dem Tor von Verthongen hatte Belgien nicht die mentale Stärke gezeigt, die man in solchen WM-Spielen braucht. Doch das sollte sich schlagartig ändern. Vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass die Kräfte der Japaner, die sich enorm verausgabt hatten, nun langsam nachließen. Das Team durchlebte eine Achterbahn der Gefühle, bis dieser hervorragende Tempogegenstoß schließlich den Sieg brachte – und die Erleichterung.

Hidetoshi Suzuki, Japan [Folgen: Twitter | Facebook] Das Ergebnis ist für die Japaner nach der 2:0-Führung sehr enttäuschend. Alles schien unter Kontrolle zu sein, doch dann ermöglichte ein Fehler von Kawashima im japanischen Tor den ersten Gegentreffer. Danach verlor das Team seine Spritzigkeit und kam aus dem Rhythmus. Bereits kurze Zeit später fiel der Ausgleichstreffer, und das dritte Tor war grausam. Sehr traurig für Japan, aber so ist das im Fussball. Ein einziger Fehler kann den Spielverlauf auf den Kopf stellen. Die "Samurai Blue" werden sicher ihre Lehren daraus ziehen.

Budweiser Man of the Match

Obwohl Eden Hazard bis zum ersten Tor der Belgier nicht gerade sein bestes Spiel machte, war der Kapitän zur Stelle, als sein Team ihn am dringendsten brauchte. Sein Genius kam zur Geltung, als die Belgier zu einer Aufholjagd ansetzten, die in die Geschichte eingehen wird.

Statistik

48 – Zum ersten Mal seit 48 Jahren gelingt es einem Team, in der K.-o.-Runde einer WM einen 0:2-Rückstand zu drehen. Zum letzten Mal hatte dies die BR Deutschland im Viertelfinale der WM 1970 in Mexiko gegen England geschafft.

Wie geht es weiter?

Brasilien – Belgien, 6. Juli, Kasan

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