Mittwoch 12 August 2020, 09:59

Barcenas: Fussball als Ausweg 

  • Der 26-jährige Yoel Bárcenas ist angesichts des Generationswechsels enorm wichtig für Panama

  • Nach der WM in Russland wechselte er zum spanischen Klub Real Oviedo

  • "Ich möchte eine wichtigere Rolle spielen als zuvor"

Der Samen wurde gelegt, als er etwa fünf Jahre alt war, und inzwischen ist daraus ein Baum gewachsen. Yoel Bárcenas war schon von klein auf klar, dass er seinen Traum vom Profifussball verwirklichen musste, um den Weg aus der Armut zu finden und seiner Familie zu helfen.

Bárcenas stammt aus Colón und lernte das Dribbeln auf den Straßen der Hauptstadt der gleichnamigen panamaischen Provinz, die bereits einige große Aushängeschilder der Canaleros vom Format der Brüder Dely Valdés und Reynaldo Lewin hervorgebracht hat:

"Das ist ein Stadtviertel, in dem das Leben nicht gerade einfach ist. Dieser Siegeswille, den die Leute in Colón haben, ist eine Zusatzmotivation, wenn du für die Nationalmannschaft oder deinen Klub aufläufst. Seit ich mit dem Fussball begann, wusste ich, dass ich meine Sache gut machen musste, um weiterzukommen und eines Tages den Sprung in den europäischen Fussball zu schaffen", erklärt er in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com.

Bei CD Árabe Unido nahm der Traum dann langsam Gestalt an. Bárcenas stieß bereits mit neun Jahren zu dem bekannten Klub aus Colón und durchlief sämtliche Altersklassen, bis er schließlich 2012 sein Debüt in der ersten Mannschaft gab. "Das ist alles eine Frage der Einstellung. Der Weg ist nicht leicht und es gibt viele Durststrecken. Aber ich war seit dem ersten Training entschlossen, meinen Traum zu verwirklichen."

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Yoel Bárcenas im Kurzprofil

  • Geboren am 23. Oktober 1993 in Colón (Panama)

  • Körpergröße und Gewicht: 1,75 m und 75 kg

  • Klubs: CD Árabe Unido (Panama), RNK Split (Kroatien), Cafetaleros de Tapachula (Mexiko) und Real Oviedo (Spanien), wo er derzeit unter Vertrag steht

  • Position: Mittelfeld

  • Stärken: Schnelligkeit, Agilität, Dribbling und physische Stärke

Bereits nach zwei Jahren schaffte El Mago den Sprung in die Nationalmannschaft und erreichte mit ihr einen historischen Meilenstein: die Qualifikation für eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™:

"Die Qualifikation für die WM war ohne Zweifel der glücklichste Moment meiner Karriere. Die Erwartungen waren hoch, wir haben es zum ersten Mal geschafft, und ich habe mich unglaublich gefreut, diesen historischen Meilenstein mit der Nationalmannschaft erreicht zu haben."

Auf der Weltbühne gab es dann weitere Glücksgefühle. "Am emotionalsten ist die Qualifikation, weil sie so schwierig und kompliziert ist. Aber wenn du dann dort bist, stellen sich auch viele angenehme Gefühle ein. Die erste Partie gegen Belgien war eine sehr emotionale Angelegenheit. Viele von uns konnten die Freudentränen nicht zurückhalten. Es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl, und ich hoffe, dass eine Wiederholung möglich ist."

Dieses lang ersehnte Glücksgefühl möchte er auch bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ wieder spüren. Der mittlerweile 26-Jährige hat bei Real Oviedo in Spanien viel Erfahrung sammeln können:

"Das Leben in Europa hat meine Sicht auf den Fussball verändert. Ich habe von der europäischen Kultur viel gelernt. Hier strengt man sich jeden Tag an, um sich zu verbessern und in Bestform in die Partien zu gehen. Ich versuche immer, von jedem etwas zu lernen, der mit etwas beibringen kann."

Führungspersönlichkeit

Angesichts dieser erfolgreichen Karriere und seiner großen Erfahrung dürfte er zukünftig zu den Leistungsträgern der panamaischen Nationalmannschaft gehören, die gerade einen radikalen Generationswechsel zu verkraften hat.

"Ich bin bereit und trainiere hart, um eine wichtige Rolle für Panama zu spielen. Ich weiß nicht, ob ich zu den Leistungsträgern gehören werde oder nicht, aber ich möchte auf jeden Fall eine wichtigere Rolle spielen als vorher. Ich habe bereits eine erfolgreiche Eingewöhnungszeit im Nationalteam hinter mir. Ich war schon bei einer WM dabei, habe in Europa gespielt und möchte jetzt im Nationalteam eine wichtigere Rolle spielen."

Doch die Qualifikation war für Panama noch nie ein leichter Weg, und das dürfte auch diesmal nicht anders sein. Vor diesem Hintergrund sind Spieler wie Bárcenas wichtig, die Opferbereitschaft, großes Engagement und Führungsstärke auf sich vereinen und schon als Kinder erfahren haben, dass nichts einfach ist und dass man auf dem Spielfeld und abseits davon mehr als 100 Prozent geben muss, um seine Träume zu verwirklichen.

"Es ist kompliziert. Wir waren praktisch schon ausgeschieden und jetzt bietet sich eine weitere Chance, die wir nutzen müssen. Und wir müssen auch immer daran denken, dass uns die Chance wieder durch die Lappen gehen kann. Aber wenn wir unsere Sache gut machen, können wir zumindest die letzte Runde der Concacaf-Qualifikation erreichen. Auf physischer Ebene sind wir von Natur aus gut aufgestellt. Wir sind stark und schnell. Wir müssen allerdings noch an der Disziplin und Taktik arbeiten", meint er abschließend.

Glücklicherweise kann Panama auf Yoel Bárcenas zählen, der bereits mit fünf Jahren einen großen Traum hatte und heute ein großes Ziel vor Augen hat: Es soll nicht bei einer WM-Teilnahme bleiben. Ob die Mittelamerikaner sich erneut qualifizieren können? Wir werden es erfahren, wenn der Ball in der Concacaf-Zone wieder rollt.