Mittwoch 18 Mai 2016, 08:14

Assad: "Mit Sieg gegen BRD die ganze Welt überrascht"

Salah Assad war gerade einmal 20 Jahre alt, als Tunesien die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Argentinien 1978™ bestritt. Begeistert verfolgte der Algerier den 3:1-Erfolg der nordafrikanischen Nachbarn um Tarak Dhiab gegen Mexiko (3:1). Dieser Sieg diente Assad und seinen Mitstreitern in der algerischen Auswahl als Inspiration, als sie sich 1982 in Constantine mit einem hart erkämpften Erfolg gegen Nigeria erstmals für das weltweite Gipfeltreffen qualifizierten.

Für Assad wurde damit ein Traum wahr. "Ich war ein junger Mann, als ich Tunesien bei der WM 1978 sah. Wir schworen uns, mit Algerien die erste WM-Teilnahme zu erreichen", berichtet er im Interview mit FIFA.com.

"Wir erwischten eine Gruppe mit dem amtierenden Europameister BRD, mit einer der besten südamerikanischen Mannschaften, Chile, sowie mit Österreich, das damals zu den europäischen Spitzenteams gehörte. Wir konnten es kaum erwarten, endlich nach Spanien zu reisen. Wir wollten unbedingt die Spieler der westdeutschen Auswahl kennenlernen, die wir im Fernsehen und in den Zeitungen verfolgten. Bei einer WM kommen die größten Fussballer zusammen, deshalb ist es so wichtig, daran teilzunehmen. Ich werde diese außergewöhnliche Erfahrung niemals vergessen."

Algerien startete mit einem Paukenschlag in das WM-Debüt in Spanien und erzielte gegen die haushohen Favoriten aus der Bundesrepublik einen unerwarteten Auftaktsieg. "Vor der Begegnung gegen Westdeutschland haben wir uns mit Freundschaftsspielen gegen Nordirland, Real Madrid und andere große Teams gut vorbereitet. Wir gingen also in bester Verfassung in diese Partie", schildert Assad die Ereignisse.

"Unsere Gegner kannten uns nicht. Ich glaube, das war einer der Gründe für unseren Erfolg. Das hat uns angespornt, in diesem historischen Spiel alles zu geben, und so gelang uns am Ende der 2:1-Sieg."

Mit diesem Erfolg gegen die BRD versetzte die algerische Auswahl die ganze Welt in Erstaunen. Ihre Spieler wurden daraufhin von den größten Stars des Weltfussballs gelobt. "Das war ein außergewöhnliches Erlebnis", blickt Assad zurück. "Ich erinnere mich, von Pelé und Beckenbauer gegrüßt worden zu sein, die ich noch als einfacher Fan verfolgt hatte."

Assad selbst ging anschließend in die WM-Geschichte ein, als er gegen Chile einen Doppelpack erzielte. "Nach der Niederlage gegen Österreich bat ich meinen Trainer, als Sturmspitze und nicht auf dem Flügel zu spielen. Ich versprach ihm dafür, gegen Chile zu treffen. In der Partie zuvor hatte ich auf der Seite nicht sehr viele Bälle bekommen. Er entschied, Lakhdar Belloumi eine Pause zu geben und stattdessen mich auf seiner Position einzusetzen. Ich hielt mein Versprechen mit zwei Toren und einem Pfostentreffer."

In den 80er-Jahren spielte Assad zudem mit Rabah Madjer zusammen, der in Spanien mit einem unvergesslichen Tor gegen die BRD ebenfalls brillierte. Assad schwärmt noch heute von seinem legendären Partner: "Die Stärke einer Mannschaft liegt auf den Flügeln. Die algerische Nationalmannschaft konnte auf Madjer auf der rechten und Assad auf der linken Seite bauen. Alle Vereine träumten davon, ein solches Duo zu besitzen. Madjer war technisch stark und schnell. Wir hatten mehr oder weniger die gleichen Eigenschaften. Trotz unserer Position auf den Flügeln beteiligten wir uns an der Arbeit im Mittelfeld und gingen nach vorne, um Tore zu schießen. Zu jener Zeit haben wir der algerischen Nationalmannschaft große Dienste geleistet. Wir haben für zusätzlichen Schub gesorgt."

Leider war das Abenteuer nach der 0:2-Niederlage gegen Österreich in der zweiten Partie vorzeitig beendet. Der abschließende 3:2-Erfolg gegen Chile sollte sich als nutzlos erweisen.

Für Assad war dieses Ausscheiden schwer zu verkraften. "Wir haben das zweite Spiel gegen Österreich verloren, obwohl sie schwächer waren als Deutschland oder Chile. Ein Grund dafür war, dass der Trainerstab dieselbe Mannschaft wie im ersten Spiel aufstellte. Lakhdar Belloumi war nicht auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit und hätte eine Pause gebraucht. So hatte es das Mittelfeld schwer, den Ball zu den Stürmern zu bringen. Unsere Gegner verfolgten die gleiche Taktik wie wir. Sie setzten auf Defensive und Konterspiel. Diese Niederlage kostete uns die Qualifikation."

Erfahrung und neue Generation Nach dem Ausscheiden in der ersten Runde in Spanien 1982 gelang Algerien die erneute Qualifikation für Mexiko 1986. Die Spieler des jungen Trainers Rabah Saadane hatten zwar viel Erfahrung gesammelt, dennoch stellten sich nicht die gewünschten Ergebnisse ein.

"Spanien 1982 war unsere erste WM-Teilnahme und wir hatten keine Erfahrung aus großen Turnieren. 1986 gab es keine Ausreden. Die Mannschaft hätte weit kommen können."

Aber auf dem Platz liefen die Dinge nicht wie geplant: In der Auftaktpartie gegen Nordirland kamen die Algerier nicht über ein 1:1 hinaus, anschließend unterlagen sie Brasilien (0:1) und blieben auch gegen Spanien (0:3) chancenlos.

"Leider haben wir aus den Fehlern, die wir vier Jahre zuvor gemacht hatten, nicht die richtigen Lehren gezogen. In der Nacht vor der Begegnung mit Nordirland gab es ein Problem, und das hatte negative Auswirkungen auf die Moral der Spieler. Wir spielten Unentschieden gegen eine Mannschaft, die wir leicht hätten schlagen müssen", berichtet Assad.

"Gegen Brasilien haben wir trotz der Niederlage ein großes Spiel gemacht, bevor wir gegen Spanien verloren und ausgeschieden waren. Wenn wir gegen Irland gewonnen hätten, wären wir weiter gekommen, denn unsere Gruppe war leichter als 1982."

Nach der Enttäuschung von Mexiko war Algerien beim weltweiten Gipfeltreffen bis 2010 nurmehr Zuschauer. Die Auflage in Südafrika markierte den Aufstieg einer neuen Generation, angeführt von Madjid Bougherra, Antar Yahia und Karim Ziani. 2014 führte Bougherra das algerische Team mit der Unterstützung durch Riyad Mahrez und Islam Slimani erstmals in seiner Geschichte bis ins Achtelfinale.

Zum Abschluss des Gesprächs bringt Assad seine Wertschätzung für diese neue Generation zum Ausdruck: "Die algerische Nationalmannschaft ist zurück. Diese Spieler sind würdige Nachfolger der Mannschaft aus den 80er-Jahren. Mit Mahrez und Slimani sind sie in Brasilien 2014 über die erste Runde hinausgekommen. Nun müssen sie 2018 das Viertelfinale erreichen..."