Montag 11 Dezember 2017, 09:18

Fussball als Erlebnis für alle bei der WM 2022 in Katar

  • Im Khalifa International Stadium, einer Spielstätte der WM 2022, wurde der erste Sinnesraum installiert

  • Der Raum soll Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten und Lernbehinderungen helfen

  • "Es geht darum, auch andersartige Menschen zu akzeptieren"

Der Oberste Rat für Organisation und Nachhaltigkeit (Supreme Committee for Delivery and Legacy, SC) setzt sich dafür ein, die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ zur barrierefreiesten Sportveranstaltung aller Zeiten zu machen und schreibt mit seinen diesbezüglichen Bestrebungen einer prominenten Aktivistin zufolge Geschichte.

Mariam Ali Al Rashdi, die Gründerin und CEO des in Doha ansässigen Ontario Center for Special Education (OCSE), setzt sich für die Förderung des Verständnisses und der Chancengleichheit für alle ein.

Im Rahmen des jüngsten Accessibility Forum in Doha erläuterte sie die Zusammenarbeit ihrer Organisation mit dem Obersten Rat für Organisation und Nachhaltigkeit (SC) bei der Einrichtung eines Sinnesraums im Khalifa International Stadium, mit dem etwas wirklich Bahnbrechendes für die Weltmeisterschaft realisiert wird.

"Katar schreibt damit Geschichte", so Al Rashdi. "Das hier geht weit über einen Raum mit Blasensäulen hinaus. In der gesamten Geschichte der Fussball-Weltmeisterschaft gab es noch nie einen solchen Raum speziell für Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten und Lernbehinderungen.

"Es ist leicht, Ingenieure mit der Planung von Rampen für Rollstuhlfahrer zu betrauen. Es ist auch leicht, eine besondere Beleuchtung oder Vorrichtungen für Menschen mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen einzubauen. Doch dass sich Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten und Lernbehinderungen in einem Stadion einen solchen Raum zurückziehen können, das gab es noch nie."

Der Raum, den das OCSE dem SC zum Geschenk gemacht hat, bietet Menschen mit Behinderungen einen sicheren Rückzugsort, um der manchmal überwältigenden sensorischen Überlastung zu entkommen, die ein Fussballstadion verursachen kann. Der Raum ist vollständig schallgedämmt und mit weichen Einrichtungsgegenständen ausgestattet. Die Lichtstimmung kann verändert werden, zudem kann entspannende Musik eingespielt werden. Außerdem gibt es leuchtend bunte Sinnesspielzeuge und weitere Ausstattungsgegenstände.

Ein Ort der Akzeptanz Dies alles dient dazu, Angstgefühle oder Beklemmungen bei Menschen zu lindern und ihnen so zu ermöglichen, Fussballspiele in einer einladenden, beruhigenden und inklusiven Umgebung zu genießen.

"Bei Menschen mit Autismus wissen wir manchmal nicht, ob die Betroffenen das Spiel tatsächlich erfasst haben, ob sie beispielsweise wissen, wer gewonnen und wer verloren hat", so Al Rashdi. "Aber das spielt auch keine Rolle. Es spielt eine Rolle, dass sie dabei waren und dass sie akzeptiert wurden.  Es geht weit über die weichen Möbel und die beruhigende Musik hinaus. Es kommt darauf an, was damit symbolisiert wird. Es kommt darauf an, dass auch andersartige Menschen akzeptiert werden."

Al Rashdi hat auch einen ganz persönlichen Grund, sich dafür einzusetzen, dass die FIFA Fussball-WM™ in ihrem Land zum barrierefreiesten Mega-Event aller Zeiten wird.

"Ich habe einen 18-jährigen Sohn, bei dem Autismus diagnostiziert wurde", sagt sie. "Er kam bei der Eröffnung des Khalifa International Stadium im Mai in den Sinnesraum und war darüber sehr glücklich. Doch auch für die Erwachsenen war es ein sehr freudiger Moment. Die Menschen konnten sehen, dass wir andersartig sein und trotzdem als zugehörig akzeptiert werden können. Wir alle wollen Teil dieses Ereignisses sein, und es war ein Moment des aufrichtigen Stolzes, bei einem solchen Anlass dabei zu sein."

Der Erfolg und die Bedeutung sind so groß, dass Al Rashdi nun hofft, dass auch in den anderen Stadien für Katar 2022 entsprechende Angebote verwirklicht werden können.

"Ich sehe sehr zuversichtlich in die Zukunft und empfinde dabei großen Stolz."