Montag 29 Juni 2020, 11:27

Ronaldo führt Brasilien zum fünften Stern

  • 30. Juni 2002: O Fenomeno führte Brasilien zum fünften Weltmeistertitel

  • Fesselndes Finale zwischen Brasilien und Deutschland in Yokohama

  • Keeper Oliver Kahn schreibt Geschichte

Vor dem Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Korea/Japan 2002™ waren Brasilien und Deutschland noch nie bei einer WM aufeinander getroffen. Die Erwartungen an die Partie waren enorm hoch. Schließlich standen sich in Yokohama zwei der erfolgreichsten Fussballnationen der Welt gegenüber. Die torgefährlichste Angriffsreihe des Turniers mit dem wiedererstarkten Ronaldo traf auf die solideste Abwehr vor Oliver Kahn, dem damals wohl besten Torhüter der Welt.

Spielinfo

Brasilien – Deutschland 2:0

30. Juni 2002 International Stadium Yokohama, Yokohama (Japan)

Torschützen: 1:0, 2:0 Ronaldo (67., 79.)

Aufstellungen:

  • Deutschland: Oliver Kahn (C), Thomas Linke, Carsten Ramelow, Christoph Metzelder, Torsten Frings, Dietmar Hamann, Jens Jeremies (77. Gerald Asamoah), Marco Bode (84. Christian Ziege), Bernd Schneider, Miroslav Klose (74. Oliver Bierhoff), Oliver Neuville

  • Brasilien: Marcos, Lucio, Edmilson, Roque Junior, Cafu (C), Gilberto Silva, Kleberson, Roberto Carlos, Ronaldinho (85. Juninho), Ronaldo (90. Denilson), Rivaldo

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Hintergrund

Die Vorzeichen bei diesem Finale waren klar: Deutschland hätte mit einem Sieg mit den vier Weltmeistertiteln Brasiliens gleichgezogen. Die Seleção ihrerseits konnte den fünften Titel holen und sich damit von den beiden Verfolgernationen Deutschland und Italien absetzen.

Die Brasilianer hatten ihre Gruppe mit drei Siegen gewonnen und sich dann in den K.-o.-Runden gegen Belgien, England und die Türkei durchgesetzt. Rudi Völlers Schützlinge ihrerseits hatten die Gruppe E mit zwei Siegen und einem Unentschieden gewonnen und sich dann gegen Paraguay, die USA und die Republik Korea jeweils nur denkbar knapp mit 1:0 behauptet.

Spielverlauf

Quälende Sperre: Michael Ballack hatte auf dem Weg der DFB-Auswahl ins Finale eine entscheidende Rolle gespielt. Schließlich war er es, der im Viertelfinale gegen die USA und im Halbfinale gegen die Republik Korea den Siegtreffer erzielte. Doch wegen einer Gelben Karte im Halbfinale war er für das Finale gegen Brasilien gesperrt. Sein Fehlen sollte die Mannschaft teuer zu stehen kommen. Kurz darauf wurde das WM-Reglement geändert. Seitdem werden die bis zum Halbfinale gesammelten Gelben Karten gestrichen.

Die Rolle des Kapitäns: Cafu bestritt in bei der WM 2002 sein drittes WM-Finale und feierte den zweiten Titelgewinn. Bei seinem ersten Weltmeistertitel 1994 in den USA war er im Finale gegen Italien eingewechselt worden. Vier Jahre später stand er im Finale von Frankreich 1998 von Beginn an auf dem Platz und verlor mit der Seleção. Der überaus schnelle Rechtsverteidiger trug maßgeblich dazu bei, die deutsche Offensive mit Sturmspitze Miroslav Klose kaltzustellen, der bis zum Finale fünf Treffer erzielt hatte.

Folgenschwerer Fehler: In den sechs Spielen bis zum Finale hatte die DFB-Auswahl nur ein einziges Gegentor zugelassen, nämlich beim 1:1-Remis gegen die Republik Irland in der Gruppenphase. In Finale allerdings unterlief dem bis dahin nahezu unüberwindlichen Kahn im deutschen Tor ein folgenschwerer Fehler, den Ronaldo eiskalt zum Führungstreffer für Brasilien nutzte. Nach dem Spiel meinte der niedergeschlagene Torhüter: "Es gibt in dieser Situation keinen Trost für mich. Ich habe einen einzigen Fehler in sieben Spielen gemacht, und der wurde bitter bestraft. Es fühlt sich viel schlimmer an, wenn man ausgerechnet im Finale einen Fehler macht. Diesen Schuss hätte ich festhalten müssen."

Der Star

Ronaldo hatte wegen schwerer Knieverletzungen zwei Jahre lang kaum gegen den Ball getreten, dennoch nutzte er die Chance bei der FIFA Fussball-WM Korea/Japan 2002™ und half Brasilien, die traumatische Finalniederlage gegen Gastgeber Frankreich vier Jahre zuvor zu überwinden. O Fenomeno wurde im Endspiel zum Helden. Er erzielte beide Treffer für die Seleção und beendete das Turnier mit acht Toren und damit der besten Ausbeute seit 1970, als Gerd Müller zehn Mal traf.

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Zitate

"Es ist ein wunderbares Gefühl, dass wir diese Trophäe gewonnen haben, und es ist sehr bewegend zu sehen, wie viele Menschen über unseren Sieg jubelten. Ich wollte unbedingt Weltmeister werden. Als ich dieses Ziel erreicht hatte und die höchste Auszeichnung im Weltfussball gewonnen hatte, war ich einfach überglücklich." Ronaldo (Stürmer, Brasilien)

"Brasilien hatte es verdient. Es war für uns eine fantastische Weltmeisterschaft, aber es sollte nicht sein. Brasilien war an diesem Tag eindeutig die bessere Mannschaft, und der Einzug ins Finale war an sich schon ein Triumph für uns. Wir sind so weit gekommen, wie es überhaupt nur möglich war, und wir hätten das Finale nur gewinnen können, wenn die Brasilianer das Spielen vergessen hätten." Christoph Metzelder (Verteidiger, Deutschland)

"Es ist sehr viel leichter, eine Gruppe von Spielern zu führen, die unbedingt den Erfolg will, als eine Gruppe, die an sich zweifelt oder gespalten ist. Das brasilianische Team von 2002 ließ sich sehr leicht führen, denn alle verfolgten das gleiche Ziel, nämlich Weltmeister zu werden. Bei einem solchen Zusammenhalt im Team hat man es als Kapitän sehr leicht, insbesondere wenn keine aufgeblasenen Egos dabei sind."Cafu (Kapitän, Brasilien)

Und danach?

Brasilien konnte mit dem Triumph die bittere Finalniederlage vier Jahre zuvor gegen Frankreich endlich hinter sich lassen. Kaum sechs Wochen später trat Scolari als Trainer der Seleção zurück. Sein Nachfolger wurde Carlos Alberto Parreira, der eine ganze Reihe der Veteranen von Yokohama in seinem Kader behielt. Bei der FIFA Fussball-WM Deutschland 2006™ scheiterte Brasilien beim Versuch der Titelverteidigung bereits im Viertelfinale an Frankreich.

Bei der DFB-Auswahl kam es zwei Jahre später zu massiven Umwälzungen, als Trainer Rudi Völler nach dem Vorrunden-Aus bei der UEFA EURO 2004 zurücktrat. Zwei Jahre später scheiterte die völlig umgebaute Mannschaft bei der Heim-WM im Halbfinale am späteren Weltmeister Italien.