Mittwoch 04 Juli 2018, 13:28

So sieht man sich wieder

  • Nach dem Wiedersehen mit ihren englischen Klubkollegen treffen die Belgier gegen Brasilien erneut auf gute Bekannte

  • Brasiliens und Belgiens Nationalspieler kennen sich aus fünf europäischen Spitzenklubs

  • Der gegenseitige Respekt ist groß

Von Simon Massart, Teamreporter Belgien

Die Belgier sind ein reiselustiges Volk, was nicht allzu sehr verwundert, wenn man bedenkt, dass sie ihr Land in gerade einmal zwei Stunden mit dem Auto komplett durchqueren können. Auch die Spieler im aktuellen Kader der "Roten Teufel" kommen offenbar gern weit herum. Und dank ihres Talentes können sie sich ihre Ziele immer öfter selbst aussuchen.

Dabei haben die Schützlinge von Nationaltrainer Roberto Martinez sich Freunde in aller Welt gemacht, die sie nun in Russland wiedertreffen. Nachdem sie am 28. Juni bereits auf mehrere gute Bekannte aus englischen Klubs trafen, kommt es für die Belgier nur acht Tage später gegen Brasilien erneut zu einem Wiedersehen mit einigen Klubkollegen. Da es in dem bevorstehenden Duell bereits um den Einzug ins WM-Halbfinale geht, birgt dieses Aufeinandertreffen eine ganz besondere Brisanz. Bei nicht weniger als fünf europäischen Spitzenklubs stehen Spieler aus beiden Ländern unter Vertrag. Werfen wir also einen Blick auf die unmittelbaren Duelle innerhalb einer Partie, die zu den wichtigsten in der Geschichte des belgischen Fussballs zählt.

Zunächst gehen unsere Blicke in Richtung Manchester City und damit zu dem Verein, der gerade eine überaus beeindruckende Saison hinter sich hat. Dort finden wir auch das größte Kontingent aus belgischen und brasilianischen Nationalspielern. Sechs von ihnen stehen sich am Freitag in Kasan als Kontrahenten gegenüber. Vom Status her haben Belgiens Kevin de Bruyne und Vincent Kompany bei den "Citizens" die besseren Karten. Und natürlich möchten sie, dass dies auch im kommenden Duell mit ihren Klubkollegen Gabriel Jesus und Fernandinho, die beide in der Startelf erwartet werden, sowie mit Danilo und Ederson der Fall sein wird.

Kompany wird dabei vor allem auf seine Fähigkeit bauen, das Spiel zu lesen, um den gegnerischen Angreifer zu neutralisieren. Denn bei Gabriel Jesus sieht er die größte Gefahr darin, dass er "ebenso in der Lage ist, jederzeit einen Treffer zu erzielen wie seinen Mitspielern dank seiner Laufbereitschaft und seines enormen Einsatzes für die Mannschaft die nötigen Räume zu verschaffen". "Darüber hinaus schätze ich meine Klubkollegen auch menschlich sehr. Aber nach der Begrüßung wird das keine Rolle mehr spielen", so Kompany weiter. Fernandinho hingegen wird versuchen, Konterangriffe über De Bruyne möglichst im Keim zu unterbinden. Der Belgier seinerseits hofft auf ein möglichst erfolgreiches Zusammenspiel mit Romelu Lukaku.

Nicht weniger vielversprechend ist das Wiedersehen zwischen Thomas Meunier und Neymar. Vom gemeinsamen Training bei Paris Saint-Germain weiß der Mann auf dem rechten Flügel der Belgier, zu welchen technischen Finessen der Brasilianer selbst in voller Bewegung fähig ist. Zudem hat er großen Respekt vor dessen Art und Weise, plötzlich für einen Überraschungsmoment zu sorgen. "Ich wüsste nicht, wie ich ihn stoppen könnte. Er ist ganz schwer auszurechnen. Neymar ist wahrscheinlich der beste Spieler, mit dem ich je zusammen in einer Mannschaft gespielt oder den ich als Gegner gehabt habe. Ich werde mein Bestes geben. Und ich weiß auch, dass wir durchaus eine Chance haben. Andererseits ist mir bewusst, dass es sehr schwer wird, gegen die Brasilianer zu verteidigen, nicht nur gegen Neymar", warnt der Belgier, der auf eine Wiederholung seines Auftritts beim 4:0-Sieg über den FC Barcelona in der vergangenen Saison hofft. Danach war Neymar zum französischen Hauptstadtklub gewechselt, wo er auf Marquinhos und Thiago Silva traf.

Eden Hazard träumte bereits seit Langem davon, im Finale auf Brasilien und Willian zu treffen, ebenso wie Thibaut Courtois und Michy Batshuayi. Nun kommt es bereits im fünften Spiel des Turniers zum Aufeinandertreffen der Vereinskollegen. Sowohl auf dem Platz als auch abseits davon verstanden sich beide auf Anhieb. Dies ist zweifellos auch der Ähnlichkeit ihrer Spielweise und ihrer Charaktere geschuldet. Die beiden Stars brauchen einfach den Spaß am Spiel, um sich voll entfalten zu können. Damit dies auch im direkten Duell ihrer Nationalmannschaften gelingt, werden sie wohl versuchen, sich auf dem Platz möglichst aus dem Weg gehen.

Simon Mignolet und Thomas Vermaelen werden eher nicht auf dem Platz stehen, um auf ihre brasilianischen Teamkollegen zu treffen. Doch sie kennen die Angreifer sehr gut und so kann Belgiens Ersatz-Schlussmann dem Stammtorhüter Courtois sicher den ein oder anderen Tipp zu Roberto Firmino geben, seinem Vereinskollegen bei Liverpool FC. Verteidiger Vermaelen wiederum steht seit Januar beim FC Barcelona unter Vertrag und zählt dort auch Paulinho zu seinen Teamkameraden. Er kennt auch die Dribbelstärke, das schnelle Umschaltspiel und die Fähigkeit von Philippe Coutinho, einem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Bei den "Reds" spielte er übrigens auch mit Christian Benteke zusammen, der von Trainer Martinez letztlich doch nicht für die WM nominiert wurde, sich aber nun zumindest mit einem Tweet an dem bevorstehenden Schlagabtausch beteiligt hat.