Sonntag 01 Juli 2018, 19:13

Kanes Traum vom Goldenen Schuh

  • Harry Kane ist der bislang erfolgreichste Torjäger der WM 2018

  • Gewinn des Goldenen Schuhs? "Wäre fantastisch"

  • Kane äußert sich zum Achtelfinale gegen Kolumbien und zum Elfmetertrainng

Von Laure James, Teamreporterin England


Harry Kane ist mittlerweile daran gewöhnt, dass er mit Lob förmlich überschüttet wird. Gerade erst sagte Jamie Redknapp, Ex-Mittelfeldspieler Englands, über den Stürmer der "Three Lions": "Er ist unser Messi, unser Ronaldo."

Doch obwohl derartige Lobeshymnen schon fast normal geworden sind, bleibt der Vorbildprofi bescheiden. Derzeit führt Kane das Rennen um den Goldenen Schuh von Russland 2018 mit fünf Toren in nur zwei Spielen an. Doch er selbst bringt das Gespräch nicht darauf, dazu ist er zu bescheiden.

Natürlich würde er gern in die Fußstapfen von Legenden wie Eusebio, Ronaldo und seines Landsmannes Gary Lineker treten. Doch diesen Traum verfolgt er, indem er sich auf das Kollektiv konzentriert.

"Es wäre fantastisch, den Goldenen Schuh zu gewinnen, klar", so Kane, als wir ihn auf die Auszeichnung für den besten Torjäger ansprechen. "Aber das wichtigste Ziel ist das Weiterkommen. Wenn ich gut spiele und das Team gut spielt, dann kann ich hoffentlich noch weitere Tore schießen und dann ergibt sich alles andere von allein."

Kane hofft auf viele Torchancen in der Partie am Dienstag gegen Kolumbien, denn allgemein wird ein offenes, angriffsbetontes Spiel erwartet. "Hoffentlich können wir mehr Chancen herausspielen. Allerdings haben die Kolumbianer großartige Angreifer wie [Radamel] Falcao und James [Rodriguez]", so Kanes Einschätzung. "Wir wissen, dass wir absolut auf Draht sein müssen. Aber auch wir haben bisher guten Angriffsfussball gespielt."

England hat seit 1990 nur zwei K.-o.-Spiele bei WM-Endrunden gewonnen, nämlich 2002 gegen Dänemark und 2006 gegen Ecuador. Doch Kane, der noch nicht einmal geboren war, als die Schützlinge von Sir Bobby Robson vor 28 Jahren in Italien bis ins Halbfinale vorstießen, ist überzeugt, dass das jetzige junge Team der "Three Lions" gute Chancen hat, Geschichte zu schreiben.

"Das ist unser Ziel", sagt er rundheraus. "Unsere Bilanz in den letzten Jahren war nicht gut - wir wissen es und die Fans wissen es auch. Für uns geht es darum, das zu ändern."

Da es nun nur noch K.-o.-Spiele gibt, könnten Kane & Co auch vor der Herausforderung stehen, die notorisch schlechte Bilanz Englands in Elfmeterschießen zu verbessern. Das Training von Strafstößen ist fester Bestandteil der Einheiten unter Nationaltrainer Gareth Southgate. Doch der Stürmerstar, der gegen Panama zwei Elfmeter verwandelte, hält die Situation beim echten Elfmeterschießen für zu außerordentlich.

"Wir haben da zwar etwas Arbeit reingesteckt, aber es ist nur sehr schwer möglich, für ein Elfmeterschießen zu trainieren", erklärt er. "In einem echten Elfmeterschießen ist man erschöpft, weil man schon 120 Minuten in den Beinen hat. Das ist mental und physisch eine ganz andere Situation."

"Ich gehöre zu denjenigen, die am liebsten mit einer festen Vorstellung in eine solche Entscheidung gehen, aber das ist bei manchen Spielern anders. Manche Spieler warten ab, bis sich der Torhüter in eine Ecke wirft und laufen sehr langsam an. Andere peilen einen bestimmten Punkt an und legen los. Bei mir ist die Routine das Wichtigste."