Montag 11 Mai 2020, 08:00

Lloyds Sternstunde setzt USA zurück auf den Thron

  • 5. Juli 2015: USA - Japan (FIFA Frauen-WM 2015)

  • Neuauflage des Finales von 2011

  • Carli Lloyd war herausragende Akteurin

Vier Jahre hatten die U.S.-Amerikanerinnen auf diesen Moment gewartet. Immer wieder hatten sie die schmerzvollen Bilder ihrer Niederlage gegen Japan im Finale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ vor Augen. Nun standen sie in Kanada 2015 erneut im Endspiel, in dem es zu einem Wiedersehen mit ihren damaligen Gegnerinnen kam.

Spielinfo

USA - Japan 5:2

05. Juli 2015 BC Place Stadium, Vancouver (Kanada)

Torschützinnen: 1:0 Carli Lloyd (3.), 2:0 Lloyd (5.), 3:0 Lauren Holiday (14.), 4:0 Lloyd (16.), 4:1 Yuki Ogimi (27.), 4:2 Julie Johnston (52. ET), 5:2 Tobin Heath (54.)

Aufstellungen:

  • USA: Hope Solo – Meghan Klingenberg, Becky Sauerbrunn, Julie Johnston, Alexandra Krieger – Megan Rapinoe (61. Kelley O’Hara), Morgan Brian, Lauren Holiday, Tobin Heath (79. Abby Wambach) – Carli Lloyd (C), Alex Morgan (86. Christie Rampone)

  • Japan: Ayumi Kaihori – Aya Sameshima, Saki Kumagai, Azusa Iwashimizu (33. Homare Sawa), Saori Ariyoshi – Aya Miyama (C), Rumi Utsugi, Mizuho Sakaguchi, Nahomi Kawasumi (39. Yuika Sugasawa) – Yuki Ogimi, Shinobu Ono (60. Mana Iwabuchi)

Hintergrund

Die Partie war eine Neuauflage des Endspiels von 2011. Damals hatten die Japanerinnen die emotionsgeladene Partie kurz nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Elfmeterschießen für sich entschieden. Die Stars and Stripes wollten in Kanada unbedingt ihre bereits seit 16 Jahren andauernde Durststrecke bei diesem Turnier beenden, während sich die Nadeshiko dauerhaft ganz oben etablieren wollte. Zudem hatten beide Teams vor, legendäre Akteurinnen mit der Trophäe zu verabschieden: Abby Wambach und Homare Sawa standen kurz vor dem Ende ihrer Karrieren.

Spielverlauf

Angetrieben vom Großteil der Fans im BC Place Stadium in Vancouver wollten die U.S-Girls keine Zeit verlieren und gingen bereits in der dritten Minute durch Lloyd in Führung. Nur zwei Minuten später erhöhte die Nummer 10 erneut nach einem Standard auf 2:0 (5.). Japan konnte sich davon nicht erholen und musste durch Lauren Holiday das 3:0 (14.) hinnehmen, ehe Lloyd mit einem Schuss von der Mittellinie auf 4:0 erhöhte (16.). Der Anschlusstreffer von Yuki Ogimi gab der Nadeshiko wieder etwas Hoffnung (27.). Nach der Pause ging es flott weiter. Durch ein Eigentor von Julie Johnston kam Japan auf 4:2 heran (52.), Tobin Heath stellte den alten Abstand aber nur zwei Minuten später wieder her.

Der Star

Ironie des Schicksals: Ausgerechnet Carli Lloyd, die 2011 im Elfmeterschießen ihren Versuch vergab, bescherte den USA praktisch im Alleingang den dritten WM-Titel. Die sich seit Beginn des Turniers in bestechender Form präsentierende Spielerin leistete bereits im Viertelfinale gegen China VR sowie im Halbfinale gegen Deutschland einen entscheidenden Beitrag. Aber das Beste hob sich Lloyd für das Endspiel auf, in dem sie einen Dreierpack erzielte. Zwei Toren innerhalb von fünf Minuten ließ sie einen sehenswerten Heber aus dem Mittelfeld folgen. Sie kontrollierte den Spielaufbau im Zentrum und war immer anspielbar. Die Nummer 10 der Stars and Stripes verpasste keine Spielminute in Kanada und wurde am Ende des Turniers mit dem adidas Goldenen Ball als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Ihre sechs Tore und eine Vorlage bescherten ihr zusätzlich den adidas Silbernen Schuh.

Zitate

"Nach den Toren in den ersten Minuten dachte ich mir 'zwickt mich, weckt mich auf'. Wir wollten stark beginnen und sie früh unter Druck setzen. Das hat perfekt geklappt. Das konnte ich mir so natürlich nicht vorstellen. Aber ich wusste, dass diese Spielerinnen so etwas abliefern können. Sie sind dafür geboren." Jill Ellis (Trainerin, USA)

"Meine Spielerinnen haben in jedem Spiel alles gegeben und eine wirklich tolle Leistung in Kanada angeliefert. Die USA waren einfach sehr stark heute. Am Anfang fand fast jeder Schuss den Weg ins Netz. Aber wir haben nie aufgegeben und für die Fans im Stadion oder in Japan gekämpft. Mein Team ist bis zum Ende gelaufen. Wir sind sehr stolz auf unsere Leistung. Vor vier Jahren haben wir gewonnen und das hat der Entwicklung des Frauenfussballs viel geholfen." Norio Sasaki (Trainer, Japan)

"Du hast nicht viel Zeit in so einem Spiel. Es war reiner Instinkt.Ich erinnere mich daran, dass ich den Ball einmal berührt habe und dann noch einmal, bevor ich mich entschied, von so weit entfernt zu schießen. Aber zuvor habe ich noch geschaut, wo die Torhüterin ist und gesehen, dass sie vor der Linie stand. Es ist eines dieser Dinge, die entweder richtig gut gehen oder eben richtig schlecht." Carli Lloyd (USA) über ihren Treffer zum 4:0

Und danach?

Der Höhenflug der USA bekam im Jahr darauf einen Dämpfer, als beim Olympischen Fussballturnier der Frauen 2016 in Rio nach einem verlorenen Elfmeterschießen gegen Schweden das frühe Aus (Viertelfinale) kam. Damit war die Dominanz der U.S.-Girls bei Olympischen Spielen gebrochen. Bei der Frauen-WM 2019 in Frankreich kehrte das Team von Trainerin Jill Ellis dann auf den Thron zurück und feierten nach einem 2:0-Sieg gegen die Niederlande ihren vierten WM-Titel.

Für Japan, Weltmeister von 2011 und Finalist von 2015, war in Frankreich hingegen bereits nach dem Achtelfinale Schluss.