Mittwoch 10 April 2019, 01:42

Schelin freut sich auf ihr 'neues Leben' nach der Schwangerschaft

  • Schwedens Rekordtorjägerin erwartet ihr erstes Kind

  • Die Ex-Stürmerin von Rosengard und Lyon musste 2018 nach 'Jahren voller Schmerzen' ihre Karriere beenden

  • Nach der Rekordkulisse beim Spiel gegen Deutschland ändert sich die Fussballlandschaft in Schweden

2016 wurde Lotta Schelin in Lyon emotional verabschiedet und kehrte in ihr Heimatland Schweden zurück. Dort wollte sie für den Rest ihrer Karriere tun, was sie am besten kann, nämlich Tore schießen und Titel gewinnen.

Doch es kam anders: Am 31. August des vergangenen Jahres kündigte Schelin ihren Rücktritt an, nicht weil sie wollte, sondern weil sie musste. Denn in der ersten Jahreshälfte hatte sie nur wenige Minuten auf dem Spielfeld gestanden.

"Ich hatte schon viele Jahre immer wieder Probleme mit starken Nacken- und Kopfschmerzen. Im Juni 2017 wurde ich noch einmal am Kopf getroffen. Das war offenbar der letzte Schlag, den ich noch verkraften konnte", so die Schwedin.

"Ich bekam immer wieder heftige Kopfschmerzen und wusste schon im Voraus, dass ich mich nach dem nächsten Spiel wieder sehr schlecht fühlen würde. Ich war noch mit bei der EURO 2017, doch ich war nicht bei 100 Prozent, denn ich hatte diese Probleme schon sehr lange."

Dennoch blieb Schelin entschlossen, mit medizinischer Hilfe noch weiter zu machen. Im Training ließ sie die Kopfballeinheiten aus, um sich für die Spiele zu schonen. Doch schon bald wurde ihr klar, dass selbst dass zu viel war. Nach der Europameisterschaft verschlechterte sich die Situation noch weiter. Zusätzlich zu den Kopfschmerzen war nun auch ihr Sehvermögen eingeschränkt.

"Ich war beim Mannschaftsarzt und es dauerte eine ganze Weile, bis mir klar wurde, was da gerade eigentlich passierte. Dann traf es mich wie ein Keulenschlag. Ich habe ein ganzes Jahr gebraucht, bis mir endgültig klar geworden war, dass ich nicht mehr weitermachen konnte. Es gab einfach keine Möglichkeit mehr, weiterzumachen. Das hat mich dazu bewogen, meine Karriere zu beenden."

Seit ihrem Rücktritt sind gut acht Monate vergangen. Schelin braucht immer noch Medikamente und Therapien, doch ihr Zustand hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich verbessert. Kürzlich konnte sie sogar die schöne Nachricht verkünden, dass sie erstmals schwanger ist.

"Ich versuche, immer eine positive Einstellung zu bewahren und die schönen Dinge zu im Leben sehen. Eine Familie zu gründen, gehört ganz bestimmt dazu. Ich freue mich sehr darauf. Es ist ein fantastisches Gefühl, schwanger zu sein. Ich kann das neue Leben mit meinem Kind kaum erwarten. Das alles ist sehr aufregend."

Schelin bestritt insgesamt 185 Länderspiele und erzielte 88 Tore für Schweden. Dennoch ist sie stets eine überaus bescheidene Spielerin geblieben. Für Olympique Lyon traf sie gar 225 Mal und gewann alles, was es im Klubfussball zu gewinnen gibt. Sie hat unzählige junge Mädchen inspiriert.

Die heute 35-Jährige weiß durchaus um ihren enormen Einfluss auf den Frauenfussball, nicht nur in Schweden sondern weltweit.

"Ich empfinde durchaus Stolz, wenn ich auf meinen langen Weg und die vielen Erfolge zurückblicke. Trotzdem fällt es mir immer noch schwer, mich in einer wichtigen Vorbildfunktion zu sehen. Ich hatte das Privileg, Vollzeitprofi zu sein. Darüber bin ich sehr glücklich. Wenn ich zu einer Veränderung beigetragen habe, dann bin ich damit sehr zufrieden. Ich hoffe, dass ich etwas für die jungen Mädchen der Zukunft tun konnte."

Diese Einstellung war es auch, die Schelin veranlasste, sofort der Mitwirkung im Kader der FIFA-Legenden zuzustimmen und die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ aktiv zu fördern.

Schelin gehört damit zu den 23 Ex-Spielerinnen und -Spielern, die zusammen den Kader der FIFA-Legenden bilden. Das wichtigste Ziel derzeit: Mit dazu beizutragen, dass die bevorstehende WM in Frankreich die großartigste aller Zeiten wird. Ich wollte etwas zurückgeben. Dies bietet mir die Möglichkeit, mit Fans in Kontakt zu kommen und etwas Positives zu bewirken. Es macht mir großen Spaß, dazu beizutragen und für Veränderungen zu sorgen, denn mir wurde in meiner Karriere sehr viel gegeben."

Schelin war in der Friend's Arena in Stockholm dabei, als Schweden vor der Rekordkulisse von 25.882 Zuschauern gegen Deutschland spielte. Die Partie fand im Rahmen der schwedischen Etappe der aktuellen Trophy Tour zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ statt.

"Ich freue mich sehr für die jungen Mädchen, dass sich die Fussballlandschaft derzeit so rapide wandelt. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet. Als ich selbst ein junges Mädchen war, wusste ich nicht einmal, ob ich tatsächlich Profi werden konnte. Das hat sich mittlerweile geändert. Ich freue mich sehr, dass Mädchen in Europa und in anderen Ländern nun dieser Weg offen steht."