Donnerstag 28 Februar 2019, 09:23

Umpiérrez: "Ich würde gerne mehr Frauen sehen, die im Männerfussball pfeifen"

  • Claudia Umpiérrez wird in Frankreich ihre zweite WM pfeifen

  • Neben Spiele der Frauen leitet sie in Uruguay auch Spiele der Männer

  • Der Weg einer Schiedsrichterin ist und bleibt nicht einfach.“

Als Claudia Umpiérrez kurz vor Anpfiff des Gruppenspiels zwischen der USA und Australien bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2015™ den Rasen des Stadions in Winnipeg betrat, überkamen sie die Emotionen. Da war zum einen Freude und Stolz, dass sie nun mit ihrem Team das erste WM-Spiel ihrer Karriere leiten würde. Da war aber auch Dankbarkeit und die Gewissheit, dass sich die harte Arbeit und die Opfer der vergangenen Jahre ausgezahlt hatten.

"Bei der Seitenwahl lief meine Karriere wie ein Film vor meinem inneren Auge ab", erzählt die Schiedsrichterin aus Uruguay. "Ich dachte daran, wie alles begann auf einem kleinen Spielfeld in meiner Heimatstadt Pan de Azucar, und wo ich jetzt stehe – in einem Stadion gefüllt mit über 30.000 Zuschauern."

Dazwischen lagen Jahre, in denen die heute 36-Jährige dem Sport alles untergeordnet hat. Dazwischen lagen auch die Geburt ihres Kindes und ein umso härterer Kampf zurück an die Weltspitze, der durch die Erfahrung in Winnipeg gekrönt wurde.

"Der Weg einer Schiedsrichterin ist und bleibt nicht einfach", merkt Umpiérrez an, die im Sommer in Frankreich ihre zweite Weltmeisterschaft pfeifen wird. "Morgens trainiere ich, danach arbeite ich sieben bis acht Stunden als Anwältin und kümmere mich zusätzlich um meine Tochter."

"Wenn man mich fragen würde, ob ich gerne hauptberuflich als Schiedsrichterin tätig sein würde, wäre meine Antwort ein klares Ja. Aber das ist leider nicht möglich, weil die Tätigkeit in meinem Land nicht meine Familie ernährt."

Claudia Umpiérrez versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Ein Leben ohne Fussball kann sie sich nämlich nicht vorstellen. "Schiedsrichterin zu sein, ist meine Leidenschaft. Als gute Schiedsrichterin musst du beharrlich bleiben, Entscheidungen treffen können, und du darfst niemals aufgeben."

"Es ist wichtig, eine Linie zu haben auf dem Platz. Aber gleichzeitig sind die Spielerinnen die Protagonistinnen, nicht die Schiedsrichterinnen. Das sollte man nie vergessen."

Seit Kanada leitet Umpiérrez auch Spiele in den höchsten Männerligen des Landes. Sie verbesserte dadurch ihre physische Verfassung und hat sogar einen Fitnesstrainer engagiert, der sie täglich unterstützt.

"Ich würde gerne mehr Frauen sehen, die im Männerfussball pfeifen", sagt sie und schwärmt von der FIFA U-17 Weltmeisterschaft Indien 2017, bei der sie teilnehmen durfte. "Das war ein Meilenstein und eine tolle Erfahrung. Es hat gezeigt, wozu wir Frauen fähig sind und dass man sich auf uns verlassen kann."

"Durch meine Tätigkeit im Männerfussball habe ich an meinem Tempo und meiner Ausdauer gearbeitet. Das kommt mir jetzt zugute, schließlich hat sich auch der Frauenfussball in den letzten Jahren unglaublich entwickelt und ist viel schneller geworden."

Claudia Umpiérrez blickt deshalb mit großer Vorfreude auf die WM in Frankreich. "Die 90 Minuten einer Partie sind es, um die es im Endeffekt geht. Bei aller Vorbereitung auf das Spiel, sind sie das Wichtigste."

Wenn der Anpfiff ertönt, dann rücken bei Umpierrez die Erinnerungen und Gedanken an die Zukunft in den Hintergrund. Dann zählt nur das Hier und Jetzt – nämlich dieses Großereignis, auf das die ganze Welt blickt. Und der Traum, der für die Schiedsrichterin einmal mehr in Erfüllung geht.