Mittwoch 23 Januar 2019, 12:37

Desaster für Kaihori und Rollentausch im Finale

  • Ayumi Kaihori ist 2015 nach Carli Lloyds Tor von der Mittellinie am Boden

  • Der Treffer brachte die USA im Finale gegen Japan mit 4:0 in Führung, der Endstand war 5:2

  • Lloyd: "Ich glaube nicht, dass sie auch nur im Entferntesten damit gerechnet hat"

Vier Jahre zuvor war sie die Heldin gewesen. Doch das Finale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011™, in dem Ayumi Kaihori im Elfmeterschießen zwei Elfer gehalten und Japan die USA kalt erwischt hatte, dürfte in dem hier eingefangenen Moment Lichtjahre entfernt gewesen sein.

Gerade einmal 16 Minuten waren im Endspiel der Auflage von 2015 gespielt, und Kaihori hatte bereits viermal hinter sich greifen müssen. Noch schlimmer war jedoch, dass der letzte erfolgreiche Torschuss der Amerikanerinnen knapp hinter der Mittellinie abgefeuert worden war. Kaihori hatte noch wild rudernd den Rückwärtsgang eingelegt – doch ihre Mühe war vergebens.

Sie war allerdings nicht die einzige Spielerin, deren Schicksal sich in diesem Finale im Vergleich zum letzten ins Gegenteil verkehrt hatte. Schließlich war Carli Lloyd 2011 noch eine tragische Figur gewesen und hatte im Elfmeterschießen einen Elfer vergeben. Jetzt landete sie einen Rekord-Hattrick und erzielte das wohl denkwürdigste Tor in der Geschichte der Frauen-WM.

"Es war reiner Instinkt", so Lloyd nach dem Traumschuss, der den Hattrick perfekt machte. "Ich achte bei jedem einzelnen Spiel darauf, wo die Torhüterin ist. Und sie war wirklich weit von ihrer Linie entfernt."

"Ich glaube nicht, dass sie auch nur im Entferntesten damit gerechnet hat. Viele Torhüterinnen spielen heutzutage mit. Sie neigen dazu, die Linie zu verlassen und sich weiter vorn zu positionieren. Ich glaube nicht, dass sie überhaupt mit einem Schuss gerechnet hat."

Und während Kaihori sicher nicht begeistert darüber ist, ständig an die Situation erinnert zu werden, hat Lloyds Treffer zu Recht Kultstatus erlangt. Die Torjägerin ist stolz darauf, mit ihrem Tor WM-Geschichte geschrieben und einen Platz im Herzen der Fussballfans erobert zu haben.

"Es ist schon cool, dass einfach jeder sich an diesen Schuss und an dieses Spiel erinnert. Es ist fast schon zu einem Kultobjekt geworden – der 'Carli-Lloyd-Schuss', der Schuss aus dem Mittelfeld", meint sie.

"Danach habe ich alle möglichen Nachrichten von Kindern, Erwachsenen und Jungen bekommen, die alle den 'Carli-Lloyd-Schuss aus dem Mittelfeld' ausprobiert haben. Das ist wirklich klasse, denn die meisten Leute würden so etwas gar nicht erst versuchen, und dann habe ich es geschafft. Dadurch bekommen die Leute eine ganz neue Perspektive. Sie denken plötzlich: Wenn du es nicht probierst, wirst du nie erfahren, ob du es schaffen kannst."

Schon gewusst?

Das Endergebnis war der höchste Finalsieg in der Geschichte der Frauen-WM. Der Anstoßball dieses Sieben-Tore-Krimis ist in der Ausstellung des FIFA Welt Fussball Museums in Zürich zu sehen.