Dienstag 04 Juni 2019, 09:41

Patri Guijarro: Punktlandung 

  • Guijarro ist nach zwei Operationen und vier Monaten Pause in Frankreich dabei

  • Wichtige Akteurin in der WM-Qualifikation, letztes Jahr beste Spielerin der U-20-Auswahl

  • Ihre rechtzeitige Genesung könnte entscheidend für Spanien sein

Von Elisa Revuelta, Teamreporterin Spanien

Wir schreiben den 20. Mai. Es ist 10.30 Uhr.

Patri Guijarro ist in Barcelona gerade auf dem Weg zum Bahnhof und schaut auf ihr Handy. Und dann sieht sie es. Ihr Name taucht in dem Video auf, mit dem Spanien den 23-köpfigen Kader für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ bekanntgibt.

"Das hatte ich überhaupt nicht erwartet", meint sie.

Schließlich hatte die 21-jährige Mittelfeldspielerin erst zwei Tage zuvor vom Arzt die Nachricht bekommen, dass sie wieder einsatzfähig war – wenige Stunden bevor ihre Teamkameradinnen vom FC Barcelona das Finale der Champions League gegen Olympique Lyon bestritten.

Damit hatte ihr langer Leidensweg endlich ein Ende. Aufgrund eines Ganglions am rechten Fuß waren ursprünglich nur einige Wochen Pause geplant gewesen, doch dann musste sie sich zwei Operationen unterziehen. "Die Verletzung war ziemlich seltsam", so die Spielerin. Wichtig ist jedoch, dass Guijarro punktgenau zur WM wieder fit ist. Das macht sie glücklich.

"Dies ist meine erste langwierige Verletzung. Viereinhalb Monate war ich außer Gefecht." Wir fragten nach dem schlimmsten Moment. "Der Rückfall war ziemlich heftig. Es gibt immer wieder Tiefpunkte. Tatsächlich musst du versuchen, den Frust abzuschütteln, denn sonst wird alles noch schlimmer." In diesem Zusammenhang spielten die Unterstützung ihrer Familie und ihrer Teamkameradinnen eine wichtige Rolle. "Du musst mental stark sein, weil du weißt, dass so etwas jederzeit passieren kann."

Der Weg Spaniens

🆚 Gegner🗓️ Wann?🏟️ Wo?
🇿🇦 Südafrika8. Juni, 18:00 UhrStade Océane, Le Havre
🇩🇪 Deutschland12. Juni, 18:00 UhrStade du Hainaut, Valenciannes
🇨🇳 China VR17. Juni, 18:00 UhrStade Océane, Le Havre

Die WM als Ziel

Als klar wurde, dass es schwierig werden würde, die letzte Phase der Saison mit Barça zu bestreiten, konzentrierte Guijarro sich auf die WM. "Mein Ziel war es, bis dahin so fit zu werden, dass ich die WM spielen könnte – unabhängig davon, ob ich nun auf der endgültigen Liste stehen würde oder nicht. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen." Guijarro lächelt.

Warten auf Guijarro

Es bringt immer ein Risiko mit sich, eine Spielerin zu nominieren, die sich gerade erst von einer Verletzung erholt hat. Doch Jorge Vilda vertraut ihr blind. Grund dafür gibt es mehr als genug.

1. Leistungsträgerin in der Qualifikation für Frankreich

Von den 26 Spielerinnen, die Vilda während der WM-Qualifikation eingesetzt hat, haben nur fünf sämtliche Spiele bestritten. Guijarro war eine von ihnen. Sie stand bei sechs der insgesamt acht Spiele in der Startelf und erzielte zwei Tore. Eines davon war der Siegtreffer gegen Serbien, der Spanien wieder an die Tabellenspitze katapultierte.

2. Star der U-20-WM

Giulia Gwinn, Georgia Stanway, Moeka Minami … das sind nur einige Namen von Spielerinnen, die bei der U-20-WM im letzten Jahr zu glänzen wussten und dieses Jahr in Frankreich erneut dabei sein werden. Keine von ihnen hatte jedoch so entscheidenden Einfluss wie Guijarro, die eine absolute Führungspersönlichkeit in den Reihen des Vizeweltmeisters war. Die Mittelfeldspielerin wurde als beste Spielerin und beste Torschützin des Turniers mit dem Goldenen Ball und dem Goldenen Schuh von adidas ausgezeichnet.

3. Anders als die anderen

In einem Team wie dem spanischen, in dem kreative und technisch versierte Spielerinnen überwiegen, leistet eine physisch starke Spielerin wie Patri Guijarro einen besonderen Beitrag. Sie ist die einzige "Box-to-Box"-Spielerin im Kader, die das Spiel eröffnen, Vorlagen liefern und sich selbst Chancen herausspielen kann.

Sie selbst ist überzeugt, dass alles klappen wird. "Natürlich werde ich alles geben und meine Leistung zu 100 Prozent abrufen. Ich trainiere ganz normal und mache alle Übungen mit. Außerdem mache ich mit den Physiotherapeuten noch spezielle Übungen für das Sprunggelenk. Ich finde langsam zu meinem Rhythmus und werde bereit sein, wenn das Team mich braucht."