Donnerstag 13 Juni 2019, 09:36

Oberdorf: "Weiß auch nicht, wie ich das so mache"

  • 17-Jährige begeistert für Deutschland

  • Flexibel einsetzbar

  • Orientierung an Marozsan

Von Steffen Potter, Teamreporter Deutschland

Die meisten eher bescheidenen Menschen zieren sich ein wenig, wenn man sie fragt, was sie gut machen. Fragt man Deutschlands Lena Oberdorf dagegen, was sie noch besser machen kann, so sprudelt es aus ihr geradezu heraus.

"Ich glaube ich muss mich auf dem Platz noch viel mehr trauen, dass ich noch mehr Aktionen habe, vielleicht noch ein bisschen ruhiger werden und mich mehr vororientiere, dass ich meine nächste Aktion schon weiß", sagte die 17-Jährige nach dem 1:0-Erfolg gegen Spanien zu FIFA.com. Ein Vorbild hat sie dafür auch - im eigenen Team: "Das ist das, was eine Dzseni Marozsan auszeichnet, dass sie eine absolute Ruhe am Ball hat und genau weiß, was sie machen will und wo der freie Mann ist. Da will ich auch mal hinkommen."

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Die Zwischenbilanz der Spielerin der SGS Essen bei dieser FIFA Frauen-WM ist jetzt nicht so schlecht: Im ersten Spiel gegen China VR (1:0) zur Pause eingewechselt worden, jüngste deutsche WM-Spielerin aller Zeiten geworden und im zentralen Mittelfeld das Spiel stabilisiert. In der zweiten Partie gegen Spanien ging es dann links im Mittelfeld in die Startelf, nach der Pause dann wieder ins zentrale Mittelfeld.

Egal wo sie aufläuft attestieren ihr Beobachter eine gute Leistung. "Überragend" nannte sie Martina Voss-Tecklenburg nach der China-Partie. Trotz ihrer jungen Jahre glänzt Oberdorf, die noch zur Schule geht, mit Ruhe und Abgeklärtheit am Ball, bringt ihre starke Physis zur Geltung und kann eine beachtliche Dynamik an den Tag legen. Wie geht das alles, nach gerade einmal einer Saison in der Bundesliga?

"Ich weiß auch noch nicht genau, wie ich das so mache", lacht sie. "Ich realisiere das alles noch gar nicht so. Klar ist man vor dem Spiel noch ein bisschen nervös, das legt sich aber mit Spielbeginn, dann konzentriere ich mich auf das Fussballspiel."

Die Flexibilität zeichnet viele Spielerinnen in dieser Mannschaft aus, das macht das Team auch schwer ausrechenbar. Als die Startaufstellungen bekannt waren, gingen die Spanier davon aus, dass Deutschland im 4-2-3-1 aufläuft mit Oberdorf im zentralen Mittelfeld.

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"Ich bin schon mehr im Zentrum zuhause als Außen. Aber ich finde das nicht schlimm, dass ich auf verschiedenen Positionen eingesetzt werde. Das kenne ich aus der Jugend, auch bei den Jungs, dann bei der U-20-WM habe ich auch Linksaußen gespielt", verrät die Frau, die 2017 als 15-Jährige U-17-Europameisterin und dort als beste Spielerin ausgezeichnet wurde.

"Mit Lena wollten wir physische Präsenz bringen", sagte die Bundestrainerin nach dem ersten Spiel. "Wenn wir das mit der jüngsten Spielerin erreichen, spricht das für Lena." Innenverteidgerin Marina Hegering, ihre Vereinskollegin, fügte hinzu: "Lena ist bei uns in Essen mit 17 schon Leistungsträgerin. Das ist ja nicht selbstverständlich. Aber sie ist bereits eine Persönlichkeit auf dem Platz, hat Ausstrahlung und weiß sich gut zu verkaufen. Von ihr wird man noch viel hören".

Oberdorf hat übrigens in bisher nur 16 Bundesliga-Spielen bereits neun Tore erzielt. Wer weiß, vielleicht sehen wir sie hier in Frankreich ja auch noch als Torschützin. Wirklich überraschen würde das nicht.