Freitag 31 Mai 2019, 15:26

Teamreporter stellen sich vor: Kanada

Bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ werden erstmals in der Turniergeschichte 24 Teamreporter eine zentrale Rolle in der Berichterstattung einnehmen. Sie liefern fachkundige Einblicke und Hintergrundberichte zu jedem der teilnehmenden Teams.

Bis zum Turnierstart werden einige dieser Teamreporter über ihre Geschichte und ihre Erwartungen an das bevorstehenden Weltereignis berichten. Heute ist Mona Yeganegi an der Reihe, die bereits Routine bei Großveranstaltungen hat und Kanada auf seinem Weg durchs Turnier begleiten wird.

Monas Geschichte

"Es geht nicht darum, was die Welt für dich bereithält, sondern darum, was du selbst der Welt gibst." Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, nach diesem Motto zu leben.

Ich bin in einem liebevollen Umfeld aufgewachsen und war noch sehr jung, als mein Vater und mein Bruder mich davon überzeugt haben, Fussball zu spielen. Meine Mutter und meine Schwester feuerten mich an. Meine Liebe zum Fussball ist ganz von selbst entstanden. Ich rannte hinter einem Fussball her, als hinge mein Leben davon ab, und genauso entschlossen habe ich im Leben meine Träume verfolgt.

Da in meiner Familie viele im medizinischen Bereich tätig sind, begeisterte ich mich auch für Naturwissenschaften. Doch ich wusste, dass ich den Sport in mein Leben einbinden musste, um wirklich zufrieden zu sein. Nach dem Abschluss meiner Ausbildung zur Spezialistin für klinische Kinderpsychologie arbeitete ich im humanitären Bereich, setzte jedoch gleichzeitig mein Aufbaustudium als Fernsehjournalistin im Bereich Nachrichten und Sport fort.

In den letzten zehn Jahren war ich bei 16 internationalen Sportveranstaltungen tätig, darunter fünf Olympische Spiele, mehrere Weltmeisterschaften der Internationalen Eishockey-Föderation, die Panamerikanischen Spiele sowie die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™. Bei jeder Veranstaltung habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt, meine Kompetenzen ausgebaut und wichtige Leitlinien für meinen weiteren Weg bekommen.

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Globale Leidenschaft und einende Kraft

Darüber hinaus hatte ich das Glück, in unterschiedlichen Teilen der Welt zu leben. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Fussballleidenschaft überall zu Hause ist und Menschen verbindet.

Bei meiner Tätigkeit in einem Krankenhaus in einem entlegenen Gebiet Südostasiens sah ich, wie Kinder mit einem Ball spielten, den sie aus Papier geformt hatten, während kranke Kinder ihnen sehnsüchtig und neidvoll zuschauten. Daraufhin habe ich ein Programm entwickelt, bei dem der Fussball in die Therapie eingebunden wurde. In den wenigen Minuten, die diese Kinder Fussball spielten, vergaßen sie ihre Krankheit. Es war ganz deutlich, dass sie gemeinsam viel Spaß daran hatten.

Später führte mich das Leben in eine andere Ecke der Welt. Ich spielte mit Fans vom gesamten Erdball in den Straßen von Sankt Petersburg, wo ich während der WM 2018 als ehrenamtliche Helferin eingesetzt war. Ich werde nie den Augenblick vergessen, als ich bei meiner ersten Tätigkeit für ein FIFA-Turnier zum ersten Mal das Spielfeld betrat. Ich hatte Tränen in den Augen. Fortan hatte ich ein neues Ziel: Ich wollte für die FIFA arbeiten – und hier bin ich nun.

Der Fussball hat sich zu einer eigenen Sprache entwickelt und baut Brücken zwischen den Menschen. Ihm sind geographisch keine Grenzen gesetzt, und er ist vollkommen unabhängig von Rasse, Alter, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung. Aber natürlich gibt es noch immer viel zu tun.

Als Frau mit einer Tätigkeit im Sportbereich war ich oftmals eine von wenigen Frauen in einem Raum voller Männer. Ich musste viele Schwierigkeiten bewältigen, habe aber auch Unterstützung erfahren. Ich wurde bei der FIFA von Personen engagiert, die meine Leidenschaft erkannt und ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten gesetzt haben. Dafür werde ich immer dankbar sein. Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen, was allein schon ein unglaublicher Motivationsfaktor war.

Chance zu inspirieren

Als Kanadierin bin ich stolz darauf, die Frauennationalmannschaft meines Landes als offizielle FIFA-Teamreporterin und Digital Content Producer auf ihrem Weg durch die Frauen-WM in Frankreich begleiten zu dürfen.

Die Kanadierinnen rangieren auf Platz fünf der Weltrangliste und haben ein Zeichen gesetzt, als sie bei den Oympischen Spielen 2012 und 2016 zweimal in Folge auf dem Treppchen landeten. Auch bei der Frauen-WM 2015 in Kanada haben sie eine beachtliche Leistung gezeigt.

Außerdem dürfte es nicht mehr lange dauern, bis Kanadas Spielführerin – die [einzigartige Christine Sinclair – den ewigen Torrekord bei Länderspielen bricht. Die Leistungen des Teams in Frankreich werden sich zweifellos auf die zukünftige Entwicklung der Sportart im eigenen Land auswirken und den Weg für die nächste Spielerinnengeneration ebnen.

Frauen stehen im Fussball wie in vielen anderen Bereichen noch immer vor großen Herausforderungen. Doch mittlerweile ist auf dem Platz und abseits davon vieles in Schwung gekommen. Als eine der ersten Frauen iranischer Herkunft, die von der FIFA engagiert wurden, fühle ich mich geehrt, diese Position zu bekleiden. Gleichzeitig geht damit jedoch auch eine große Verantwortung einher und die Chance, andere zu inspirieren.

Wenn du deiner Leidenschaft folgst, wird das Leben zu einem Abenteuer. Unabhängig davon, wo diese Leidenschaft mich noch hinführt, werde ich mich immer an die schönen Anfänge erinnern.