Montag 10 Juni 2019, 21:06

Mit Leib und Seele

  • Argentinien holt in Frankreich ersten Punkt bei einer Frauen-WM

  • Bravo, die drei Jahre lang pausiert hatte, überzeugte mit großem Einsatz

  • "Wir wissen, dass wir im Abschluss besser werden müssen"

Von Diego Zandrino, Teamreporter Argentinien

Die Überschrift stammt von Ruth Bravo, und das ist kein Scherz. Es war eigentlich eine andere vorgesehen, aber dann schlug die Mittelfeldspielerin diese vor. Warum sollten wir einer Spielerin diesen Wunsch abschlagen, die 64 Minuten unermüdlich gelaufen war und sich nie geschlagen geben wollte?

Argentinien erreichte gegen Japan ein torloses Remis und sicherte sich damit den ersten Punkt bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™. Bis zu diesem Tag hatten bei zwei Teilnahmen sechs Niederlagen zu Buche gestanden, doch diese Negativserie ist jetzt zu Ende.

"Ich kann nicht in Worte fassen, was ich gefühlt habe, als die Schiedsrichterin abpfiff", meint Bravo im Gespräch mit FIFA.com. "Für uns ist dieses Unentschieden zwar kein Sieg, aber ein sehr wichtiges Ergebnis."

Der Schlüssel zum Erfolg lag ihrer Meinung nach tief im Inneren. "Wir waren mit Leib und Seele dabei. Wir kommen aus einem Land, bei dem mit Leib und Seele Fussball gespielt wird, und genau das haben wir getan."

Dabei hatte es sie so viel Kraft gekostet, Fussballerin statt Modell oder Tänzerin zu werden, wie ihr Vater es sich gewünscht hatte. Nun schien ihr großer Traum zu zerplatzen wie eine Seifenblase. Drei Jahre lang spielte sie nicht und arbeitete sogar in einer Bäckerei.

"Ja, aber nicht nach dem Schlusspfiff, sondern beim Abspielen der Hymne. Ich habe mich an die schwierigen Situationen erinnert, aber auch an viele schöne. Und an die Menschen, die immer für mich da waren und mir heute dabei helfen, meinen Traum zu verwirklichen."

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Der Traum wurde nun durch einen Punkt weiter genährt, der für viele unvorstellbar war – vor allem angesichts des Spielverlaufs.

"Ja, sie waren dominant, aber das war ja auch zu erwarten. Schließlich sprechen wir hier von ehemaligen Weltmeisterinnen und Vizeweltmeisterinnen! Aber wir fühlen uns niemandem unterlegen. Und jetzt haben wir bewiesen, dass wir es mit jedem Gegner aufnehmen können."

Und was kommt jetzt? "Jetzt müssen wir uns so gut wie möglich ausruhen, denn es wird schwierig sein zu schlafen. Und dann müssen wir uns auf England konzentrieren. Wir haben die Messlatte hoch gelegt. Wir wissen, dass wir im Abschluss besser werden müssen."

Schon gewusst?

  • Die Abwehrspielerin Aldana Cometti hat beim Zusammenprall mit einer Gegenspielerin in der ersten Halbzeit einen halben Zahn verloren.

  • Vanina Corra, die Torhüterin, die bei der WM 2007 beim 0:11 gegen Deutschland zwischen den Pfosten gestanden hatte, hielt ihren Kasten sauber und zählte zu den Leistungsträgerinnen des argentinischen Teams.